Der erste Tag der Osterferien war angebrochen. In wenigen Stunden würde der Hogwartsexpress in Richtung London aufbrechen und uns nach Hause zu unseren Familien bringen. Mein Koffer lag schon fertig gepackt im Schlafsaal, das Frühstück hatte ich gerade fertig gegessen und die Slytherins meines Jahrganges waren mit mir auf dem Weg zurück zum Gemeinschaftsraum, wo wir noch ein wenig zusammensitzen würden, bevor es nach Hause ging.
„Patricia!", hörte ich in diesem Moment Harry rufen.
Nicht nur ich, sondern tatsächlich die ganze Gruppe blieb stehen. Auf Dracos Gesicht machte sich sofort wieder dieses schadenfreudige Grinsen breit.
„Was kann ich für dich tun, Harry?", fragte ich.
„Ihm bei Zaubertränke helfen", kam es im höhnischen Ton von Pansy.
Ich schüttelte grinsend den Kopf. Diese Slytherins mit ihren spitzen Zungen. Ich wusste, wie verletzend ihre Worte sein konnten, doch gleichzeitig genoss ich es, was die anderen – gerade Pansy Parkinson – in diesem Moment damit ausdrückten. Sie stellte sich hinter mich, kämpfte an meiner Seite und stichelte deshalb gegen Harry, der mich ständig anging.
„Geht schon einmal vor, Leute. Ich komme schon klar. Wir sehen uns gleich im Gemeinschaftsraum", meinte ich.
Die anderen nickten mir kurz zu, bevor sie sich tatsächlich wieder auf den Weg zum Gemeinschaftsraum machten. Nur Blaise blieb stehen, drückte mir noch einen kurzen Kuss auf die Lippe und flüsterte: „Rede nicht zu lange mit ihm. Ich will noch Zeit mit dir haben, bevor wir uns zwei Wochen nicht sehen."
„Ich komme in fünf Minuten nach", versprach ich.
Mein Freund nickte, dann folgte auch er den anderen, während ich mich an Harry wandte.
„Was kann ich für dich tun?", fragte ich nach.
„Mein Unterricht bei Snape ist vorbei", wurde mir mitgeteilt.
„Das war wichtig, Harry. Was habt ihr gemacht?", fragte ich genervt.
„Malfoy kam und Snape erzählte ihm, ich hätte bei ihm Zaubertranknachhilfe. Danach ist er gegangen, um mit Montague zu helfen. Ich war wütend und habe mir im Denkarium seine Erinnerungen angesehen."
Ich verdrehte die Augen. Dass Snape es nicht gefiel, wenn Harry sich die Erinnerungen ansah, die er extra aus seinem Kopf holte und in einem Denkarium aufbewahrte, war klar gewesen. Also kein Wunder, dass der Unterricht Geschichte war.
„Das macht man auch nicht. Geh bei ihm zu Kreuze kriechen, damit er dir Okklumentik beibringt. Das ist wichtig, dass du es kannst, Harry", wies ich den Gryffindor an und wollte mich schon abwenden.
„Es ging in der Erinnerung um unsere Väter. Sie haben Snape fertig gemacht. Grundlos."
„Und?", fragte ich desinteressiert. Dass unsere Väter sich mit dem Zaubertranklehrer während ihrer Schulzeit alles andere als gut verstanden hatten, war mir schon vorher klar gewesen. Auch dass beide Parteien nicht gerade zimperlich mit der jeweils anderen umgegangen war.
„Mehr hast du dazu nicht zu sagen? Sie haben Snape vor der ganzen Schule gedemütigt!", rief Harry verzweifelt.
„Und wenn einer unserer Väter mal alleine unterwegs war und Snape mit einer Gruppe unterwegs war, war es anders herum. Sie waren alleine keine Engel und weißt du was, es ist mir egal. Wir machen alle Fehler. Glaubst du, in zwanzig Jahren werden deine Kinder alles, was du gemacht hast, gut finden? Eher nicht und es wird ihnen egal sein.
Es zählt nur, wer Snape und Schnuffel heutzutage sind und wie sie mit mir umgehen. Jedenfalls für mich. Wenn du deshalb Redebedarf hast, wende dich an Schnuffel und Snape. Sie können dir dazu wirklich etwas sagen, anders als ich."
„Ich dachte, ich soll Schnuffel nicht mehr kontaktieren", mopperte Harry.
„Du solltst nicht das Flohnetzwerk oder Briefe nutzen. Deshalb habe ich dir das Armband geschenkt. Also nutze es, wenn es dir auf den Magen schlägt, dass mein Vater kein Engel war.
Jetzt entschuldige mich, bitte. Meine Freunde warten auf mich. Da ich sie während der Ferien nicht sehe, weil ich als Einzige nach Hause fahre, würde ich gerne noch die Zeit mit ihnen genießen", erwiderte ich barsch.Im ehemaligen Schloss von Artemis wurde schon sehnsüchtig unsere Ankunft erwartet. Die Erwachsenen hatten beschlossen, dort heute Abend ein Familienessen zu veranstalten, weshalb Samuel, Marlon und Yasmine, welche uns vom Bahnhof abgeholt hatten, mit uns zu dem Gelände apparierten. Kaum waren wir an der Appariergrenze aufgetaucht, zog mich Sirius auch schon in eine feste Umarmung.
„Welpe!", rief er überglücklich und drückte mir einen dicken Kuss auf die Stirn.
„Sirius!", begrüßte ich meinen leiblichen Vater mindestens genauso glücklich.
„Hattet ihr eine schöne Zugfahrt?", fragte uns Remus.
„Wir hatten eine sehr schöne. Patricia hat uns die ganze Zeit in Schach besiegt", berichtete Marianne breit grinsend.
„Darf ich auch endlich nach Hogwarts, Mama?", kam es ganz aufgeregt von Kian.
„Du musst noch ein paar Jahre warten", antwortete seine Mutter mit einem liebevollen Lächeln im Gesicht.
„Oh, aber Mary und Kira haben da so viel Spaß", kam es traurig von dem fast Vierjährigen.
„Und du wirst auch ganz viel Spaß dort haben, wenn du alt genug bist", versprach ihm Jean. „Lasst uns jetzt mal zurück zum Schloss gehen. Die Hauselfen haben Abendessen gemacht."
Mir lief sofort das Wasser im Mund zusammen. Abendessen. Etwas Besseres hätte man nicht sagen können, damit ich sofort zum Schloss rannte. Mein Magen knurrte schon seit einer Stunde. Der Gedanke an den vollgestellten Tisch im Speisesaal erinnerte mich wieder daran.
Ohne noch abzuwarten, schnappte ich mir schon meinen dicken Schrankkoffer, um Schnurstracks in Richtung des riesigen Gebäudes zu laufen. Sirius hielt mich allerdings am Arm fest, weshalb ich fragend zu ihn sah. Er sagte allerdings nichts, sondern sah dabei zu, wie die anderen ein Stück vorliefen.
„Harry hat mich über das Armband kontaktiert, weil er die Erinnerungen von Snape gesehen hat. Er meinte auch, er hätte mit dir darüber gesprochen", stellte er fest.
„Hat er. Ich meinte, wenn er deshalb Redebedarf hat, soll er sich an dich wenden und nicht an mich. Ich kann nur meine Meinung zu eurem jetzigen Streit sagen und nichts zu damals. Also natürlich habe ich auch dazu meine Meinung, aber sie ist nicht dazu geeignet, Harry in irgendeiner Weise zu beeinflussen", stellte ich trocken fest.
„Und was ist deine Meinung?", wurde ich freundlich gefragt.
„Ihr wart beide jung und habt euch wie Idioten aufgeführt. Ich glaube kaum, dass meine Kinder irgendwann applaudieren werden, wenn sie sehen, wie ich anfangs mit Remus umgesprungen bin. Dass ich finde, ihr solltet das Kriegsbeil jetzt endlich begraben, wisst ihr", erklärte ich.
„Ja, das weiß ich. Ich habe dich lieb, mein kleiner Welpe", wurde mir erklärt.
„Ich habe dich auch lieb. Gehen wir jetzt zum Essen? Ich habe hunger."
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Hexagramm - Löwenmut
FanfictionDreizehn Nymphen auf der Erde, zwölf in der Zwischenwelt, drei Prophezeiungen über sie. Der dunkle Lord ist wiedergekehrt. Diese Nachricht hängt wie ein Damokles-Schwert über Patricia. Noch immer nagt an ihr, dass der dunkle Lord glaubt, sie würde s...