Der restliche November blieb genauso kalt und windig wie die ersten Tage. Die Schneedecke über Hogwarts und die Landschaft drum herum hielt sich hartnäckig und in den letzten Tagen war sie sogar noch ein wenig größer geworden. Fast den ganzen Tag über pfiffen kalte Winde übers Gelände.
Aus diesem Grund war es auch nicht wirklich überraschend, als uns beim Vertrauensschülertreffen verkündet würde, dass die Erst- und Zweitklässler von nun an ihre Pausen drinnen verbringen würden. Die auf diese Nachricht folgende Anweisung brachte mich dafür vollkommen aus dem Konzept.
„Ihr, als die Vertrauensschüler, habt in den Pausen die Erst- und Zweitklässler eures Hauses zu beaufsichtigen", wurde uns von dem Schulsprecher verkündet.
Ich verschluckte mich beinahe an meiner eigenen Spucke. Wir würden die Erst- und Zweitklässler beaufsichtigen? Das war wohl ein schlechter Scherz. Wie sollten wir denn bitte diese quirligen Kinder in der Pause unter Kontrolle halten? Ich schaffte es dank Remus und Yasmine so gerade eben, nicht mehr furchteinflößend bei Antworten zu wirken.
„Des Weiteren müsst ihr die Dekoration des Schlosses beaufsichtigen. Rechnet damit, dass Peeves euch in die Queere kommt", wurde uns verkündet.
Vor dieser Aufgabe war ich gewarnt worden. Und auch davor, dass der Poltergeist sehr gerne versuchte Vertrauensschüler mit Lametta zu würgen, mit Weihnachtskugeln warf und Weihnachtsbäume Treppen herunter schmiss. Um diese Aufgabe machte ich mir allerdings keine Sorge. Mit dem Geist kam ich problemlos klar.
„Und ihr werdet ab jetzt Filch bei der Kontrolle der Korridore helfen. In Zweiergruppen. Wir haben eine Liste erstellt, welche Vertrauensschüler wann Dienst haben."
Die Schulsprecherin begann Zettel zu verteilen. Ich sah kurz drauf. Sofort viel mir auf, dass die üblichen Gruppen auseinandergerissen wurden. Die Häuser waren gemischt worden. Ich hatte kein einziges Mal mit Draco oder wenigsten einem anderen Slytherin Dienst. Stattdessen musste ich den Hufflepuff aus der Siebten ertragen, danach kam dann die Ravenclaw aus der sechsten, Hermine – na gut, das würde funktionieren –, gefolgt von Ron, was wohl in einer absoluten Katastrophe enden würde.
Ich sah zu den anderen Vertrauensschülern, doch niemand wirkte wirklich zufrieden mit der Einteilung. Sie wirkten alle vollkommen empört. Die Hufflepuff-Siebtklässlerin hob tatsächlich die Hand, um zu zeigen, dass sie noch zu diesem Thema etwas sagen wollte.
„Können wir die Schichten tauschen?", fragte sie, nachdem der Vertrauensschüler ihr mit einem kurzen Nicken signalisiert hatte, sie durfte sprechen.
„Wenn ihr aus einem wichtigen Grund einen dieser Termine nicht wahrnehmen könnt, werden wir den Plan noch einmal umändern."
„Wäre es ein wichtiger Grund, nicht mit Black über die Gänge laufen zu wollen, weil sie einem dann wahrscheinlich von hinten einen Klatscher oder eines ihrer Messer in den Rücken sticht?", fragte nun Ron, weshalb schlagartig eine unangenehme Stille entstand.
Auch wenn es niemand laut aussprach, hatten sich wahrscheinlich ungefähr diese Frage gestellt. Vermutlich war es in ihren Gedanken nicht alleine um mich gegangen. Die anderen Slytherins waren auch äußerst unbeliebt, mit ihnen würde wahrscheinlich auch niemand die Kontrollrunden laufen wollen. Dabei war es leider einfach nötig.
„Ron", hörte ich Hermine schließlich leise zischen. In dieser absoluten Stille hörte es sich irgendwie verdammt laut an.
„Wir haben uns bewusst dazu entschieden, die Gruppen etwas zu mischen, um den Kontakt zwischen den Häusern etwas zu erweitern", stellte der Schulsprecher schließlich sichtlich verunsichert fest. Jetzt gerade schien er nicht mehr ganz von seiner Idee überzeugt zu sein. Dabei war sie doch unterm Strich eine wirklich gute.
„Wir haben über die Worte des sprechenden Hutes nachgedacht, dass Hogwarts momentan von innen zerfällt, und sind zum Schluss gekommen, er hat Recht. Daher werden wir die Häuserkämpfe nicht weiter fördern und ihr habt Partner aus anderen Häusern zugeteilt bekommen", erklärte die Schulsprecherin wesentlich selbstsicherer ihre Entscheidung.
„Glaubt ihr auch an das Märchen, dass Dumbledore wegen Potter und der herumerzählt?", fragte der Ravenclaw-Vertrauensschüler aus der Sechsten herausfordernd und zeigte dabei anklagend auf mich.
Ich schnaubte leise. Genau, meine Lügengeschichten.
„Es geht nur darum, den Frieden zwischen den Hogwartshäusern bestmöglich zu wahren", stellte die Schulsprecherin klar und ließ damit die Darstellung, Harry und ich wären Lügner, unkommentiert im Raum stehen.
Erneut schnaubte ich leise, weshalb mir Draco schon einen besorgten Blick zuwarf, fast als hätte er etwas Sorge, ich würde wirklich noch mein Messer herausholen und damit heute auf irgendjemand einstechen, oder ich würde hier gleich heulend in einer Ecke zusammenbrechen. So ganz konnte ich nicht erkennen, ob er sich mehr Sorgen um mich oder die anderen machte.
Ich hatte aber nicht vor, eines von beiden zu tun. Ich würde hier geduldig das restliche Treffen absitzen und mich danach bei Sirius und Marlon ausheulen. Wenn das Geschehen war, würde ich wohl noch Kontakt zu Yasmine und Remus aufnehmen, um von ihnen eine Beratung über das Thema „Beschäftigung von Erst- und Zweitklässlern in der Pause" zu kriegen. Hoffentlich hatte man die Kinder schon während ihrer Schulzeit beaufsichtigen müssen, ansonsten hätte ich wohl ein Problem.
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Hexagramm - Löwenmut
FanfictionDreizehn Nymphen auf der Erde, zwölf in der Zwischenwelt, drei Prophezeiungen über sie. Der dunkle Lord ist wiedergekehrt. Diese Nachricht hängt wie ein Damokles-Schwert über Patricia. Noch immer nagt an ihr, dass der dunkle Lord glaubt, sie würde s...