Kapitel 15

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Das ehemalige Schlafzimmer von Sirius Mutter sah schon lange nicht mehr aus wie ein Schlafzimmer. Das Bett hatten mein Vater und ich herausgeräumt, damit wir dort drin Platz hatten, um an meinem zukünftigen Motorrad herumzuschrauben. Das Muggelfahrzeug stand nun inmitten des Raumes, der Boden drum herum war ordentlich verdreckt und überall lagen Teile und Werkzeuge herum. Sogar die Farben, mit denen wir die Karosserie ganz in meinem Sinne gestalten wollten, stapelten sich schon in einer Ecke. Das war sicherlich nicht in dem Interesse von Sirius Mutter gewesen, weshalb mein Vater mit Sicherheit auch extra dieses Zimmer gewählt hatte.
Auch wenn der Flüchtige immer leise über seine Mutter schimpfte, wenn wir gerade diesen Raum betraten, mochte ich ihn sehr gerne. Allerdings assoziierte ich ihn natürlich auch nur mit den schönen Nachmittagen, welche ich hier mit Sirius verbrachte. Hoffentlich würde der Flüchtige das auch bald tun. Es würde mir gefallen, wenn er nicht mehr durch dieses Haus ging und an seine schreckliche Kindheit dachte. Dann wäre er wahrscheinlich auch nur noch halb so angespannt, wenn ich hier durch die Flure lief.
„Welpe, gibst du mir mal den Schraubenschlüssel?", wurde ich gefragt. Ich griff nach dem Werkzeug neben mir und reichte es meinen Vater. Dieser wollte gerade anfangen, ein paar Schrauben festzuziehen, als es an der Tür klopfte. Bevor einer von uns die Möglichkeit hatte, zu reagieren, wurde die Tür auch schon geöffnet. Nymphadora, ordentlich verdreckt von den Aufräumarbeiten im Haus bei denen sie anders als Sirius und ich heute geholfen hatte, kam herein und betrachtete gut gelaunt das Chaos im Raum.
„Sehr gemütlich hier", kommentierte Nymphadora, während sie neugierig die verschiedenen Motorradteile betrachtete. „Viel hübscher als die restlichen Räume."
„Und dabei war ich hier noch nicht als Innenausstatterin tätig", stellte ich fest, während Sirius doch mal die Schrauben anzog.
„Ich soll euch beiden von Molly ausrichten, dass sie jetzt anfängt, das Abendessen zu kochen", wurde uns mitgeteilt.
„Dann werden wir wohl gleich mal unter die Dusche springen, damit wir nicht voller Motoröl unten sitzen", stellte mein Vater fest. Automatisch sah ich auf meine verschmierten Hände. Irgendwann während unserer Bastelei hatte ich mir auch mal ins Gesicht gefasst, weshalb ich jetzt auch einen Ölfleck auf der Nase hatte. Duschen sollten wir definitiv noch, schließlich war es der Weasley-Mutter immer sehr wichtig, dass wir alle zusammen ordentlich am Essenstisch saßen.
„Und meine Mutter lässt euch fragen, ob ihr demnächst Mal zum Abendessen vorbeikommen wollt."
Sirius fiel vor Schreck der Schraubenzieher aus der Hand, weshalb dieser mit einem lauten Schlag auf den Boden fiel. Gleichzeitig sah mein Vater etwas verständnislos zu Nymphadora herüber, fast als würde er dir ziemlich einfache Frage nicht verstehen. Dabei war es doch eigentlich eine sehr einfache Frage und aus meiner Sicht war die Antwort auch ziemlich einfach. Mein Interesse daran, noch irgendwann in das ziemlich fragile Familienkonstrukt zu lassen, war ziemlich gering.
„Andromeda will sich – sie weiß es?", brachte schließlich mein Vater heraus, vollkommen überfordert heraus.
„Ich habe es meinen Eltern gesagt", gestand Dora, welche gerade nicht mehr ganz so sicher schien, dass es die richtige Idee gewesen war.
„Natürlich kommen wir zum Essen vorbei!", verkündete mein Vater erfreut, welcher seine kurze Überforderung wohl überwunden hatte. Allerdings war die Antwort so gar nicht in meinem Interesse. Warum sollte ich jetzt auch noch in Nymphadoras Familie eingeführt werden? Reichte nicht die Leibliche meiner Mutter und die Kriegsnymphenfamilie? Vor allem lohnte es sich doch gar nicht mehr. Ich wäre doch bald eh weg. Warum also noch den Stress antun?
„Du brauchst nicht so ängstlich gucken, Patricia. Andromeda und Ted sind wirklich nett. Du wirst beide mögen und sie dich auch", wurde mir versichert. Ich gab ein leises Brummen von mir. Ich war mir nicht so sicher, dass alles glatt lief. Ob sie wohl noch sauer waren, weil ich damals am See weggelaufen war? Ich meine, hätte ich das nicht getan, wäre ich damals einfach bei meiner richtigen Familie gewesen. Aus ihrer Sicht habe ich sicherlich die falsche Entscheidung getroffen. Bei den zwölf Göttern, ich wusste doch selber, dass es wesentlich besser gewesen wäre, hätte ich meinen Fluchtreflex für zehn Minuten unterdrückt und wäre stattdessen zu Andromeda und ihrer Familie gezogen. Oder man hätte mich nach Texas zu meiner leiblichen Familie abgeschoben. Oder hätten sie die Kriegsnymphenfamilie benachrichtigt? Dafür gesorgt, dass ich bei meinen Großeltern leben könnte?
„Das wird schon. Mache dir keine Sorgen darüber", wurde mir von Sirius versichert, welcher mittlerweile zu mir herübergekommen war. Er zog mich in eine Umarmung, weshalb ich mich dankbar an ihn kuschelte. Warum waren andere immer so optimistisch, was meine sozialen Kontakte anging. Hatte ich nicht schon oft genug bewiesen, wie ungeschickt ich mich immer anstellte.
„Wie wäre es, wenn wir morgen Andromeda besuchen gehen und wenn du sie und Ted nicht magst, musst du nie wieder mit. Dann hast du auch nicht so viel Zeit, darüber nachzudenken, was alles schief gehen könnte."
„Morgen will Yasmine mit mir ins Museum und Essen gehen, damit wir uns besser kennenlernen, falls sie meine Stiefmutter wird", redete ich mich raus. Diese Baustelle hatte ich schließlich auch noch offen.
„Dann gehen wir sie übermorgen besuchen", schlug mein Vater vor, was ich mit einem leisen Seufzen kommentierte. Da Widerstand aber wohl mal wieder zwecklos war, nickte ich trotzdem leicht, weshalb Sirius sehr zufrieden wirkte.
„Das wird meine Eltern bestimmt sehr freuen", stellte Nymphadora glücklich fest.

Hexagramm - LöwenmutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt