Kapitel 51

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Auch die nächsten Wochen wurden nicht ruhiger. Umbridge konnte kaum noch unterrichten, weil sich immer alle Nasch-und-Schwänz-Leckereien von Fred und George einwarfen. Nasenbluten, Ohnmachtsanfälle Erbrechen und Fieber gehörten nun zu ihrem Unterricht. Angeblich lag es an „Umbridgitis", doch das glaubte die Lehrerin natürlich nicht. Nachdem sie allerdings vier Klassen hatte nachsitzen lassen, gab sie es zumindest auf, das Geheimnis der Krankheit lüften zu wollen. So verließen immer scharrenweise Schüler ihren Unterricht und ich bereute es zum ersten Mal, meine Nymphenkräfte und damit meine Resistenz gegen Gifte zu haben. Ich wollte auch einfach gehen dürfen.
Meine einzige Aufmunterung war tatsächlich Peeves. Der Poltergeist hatte die Abschiedsworte der Zwillinge sehr ernst genommen und sich zum Meister des Chaos hochgearbeitet. Mit einem irren Gackern preschte er durch die Schule und stellte allerlei Blödsinn an. Tische wurden auf den Kopf gestellt, er brach mitten im Unterricht aus Tafeln hervor, stürzte Vasen und Statuen um, schlug Laternen zu Bruch, blies Kerzen aus, schmiss Hausaufgaben ins Feuer oder jonglierte mit brennenden Fackeln über den Köpfen von schreienden Schülern. Zweimal hatte er sogar Mrs Norris in eine Rüstung gesperrt, weshalb Kira doch wirklich darüber nachgedacht hatte, ihm die Ohren lang zu ziehen. Ich meine, ich stimmte ihr zu, Peeves sollte lieber Filch nehmen, doch wirklich Mitleid hatte ich für seine Katze nicht. Sie war schließlich eine kleine Petze.
Einmal ging der Poltergeist sogar so weit und riss alle Wasserhähne in den Klos ab, weshalb der gesamte zweite Stock geflutet wurde. Die Wassermassen flossen durch die Schule, weshalb die unteren Räumlichkeiten leider absoffen. Das hieß auch, sowohl wir Slytherins als auch die Hufflepuffs mussten evakuiert werden, weil Umbridge und Filch den Schaden nicht schnell genug behoben bekamen.
Die anderen Lehrer sahen den beiden immer nur dabei zu, wie sie die Schäden wieder Beseitigten wollten. Ich war mir sehr sicher, sie hätten alles problemlos reparieren können, doch solange sie keine ernsthafte Gefahr für Schüler sahen, griffen sie nicht ein. Und wenn es eine gab, wurde nur diese abgewandt, nicht gleich das ganze Chaos beseitigt.
Doch so sehr ich es auch genoss, dabei zuzusehen, wie Umbridge dem Poltergeist hinterher räumte, richtig lustig war es, wenn Peeves mal eine Verschnaufpause vom Streichespielen brauchte. Dann schwebte er immer stundenlang unserer Direktorin nach, nur um laut und verächtlich zu schnauben, sobald sie den Mund aufmachte. Um ehrlich zu sein, sah ich das am liebsten.
Auch ein sehr schöner Moment war es, als Montagues Eltern kamen, weil es ihrem Sohn noch immer nicht besser ging. Bei dem Gespräch hätte ich sehr gerne Mäuschen gespielt. Die Rektorin hatte sich bestimmt einiges anhören müssen, weil man es bisher nicht geschafft hatte, den Schüler zu heilen.
Leider änderte sich an diesem Zustand allerdings auch nichts bis zum Quidditchspiel. Auch dort war Montague noch immer verwirrt und beim besten Willen nicht in der Lage zu spielen. Auch wenn ich wirklich gerne den Pokal gewinnen würde, mit Crabbe als Ersatz für ihn, malte ich uns keine großen Chancen auf den Sieg aus. Genau den bräuchten wir allerdings, um Gryffindor zu schlagen. Und selbst dann würde es noch darauf ankommen, ob die Löwen gegen Ravenclaw gewannen und wenn ja, mit welcher Punktzahl.
Dem entsprechend nervös war ich auch, als wir am Tag des Spieles in Richtung Quidditchfeld liefen. Ich wusste genau, was von diesem abhing, und ich hatte Angst, die anderen Slytherins wären wieder schlechter auf mich zu sprechen, wenn ich uns dieses Mal nicht zum Sieg führte.
„Alles gut bei dir, Patricia? Du isst kaum", fragte mich in diesem Moment Draco besorgt.
„Ich bin nervös. Von diesem Spiel hängt der Pokal ab", gab ich kleinlaut zu.
„Das kriegen wir hin, Patricia. Du bist schließlich die Kriegsnymphe", wurde mir versichert.
Ich gab ein leises Seufzen von mir. Noch mehr Druck. Jetzt erwartete sogar Draco, dass ich uns zum Sieg führte, einfach weil ich die Kriegsnymphe war. Aber als Treiberin konnte ich nun einmal nicht Montague ersetzen.
„Aber uns fehlt ein guter Jäger", stellte ich fest.
„Jetzt mache dir noch so viele Sorgen", wurde mir von Ari geraten. „Wenn ihr verliert, ist es halt so. Dann kannst du den Weasleys die Schuld geben, weil sie Montague ins Verschwindekabinett gesperrt haben."
Ich seufzte erneut. Sie hatten auf jeden Fall daran Schuld, dass Montague nicht spielen konnte, da hatte meine große Schwester Recht. Das Problem war nur, ich hatte Zweifel, die anderen Slytherins würden das genau so sehen. Sie hatten die Erwartung, ich würde alles irgendwie herausreißen. Ich war aber nun einmal keine Superheldin, die immer alles retten konnte.
„Wir sollten jetzt mal los, den Hufflepuffs in den hintern treten", rief Draco siegessicher.
„Ja", murmelte ich und stand von meinem Platz auf. Hoffentlich würden wir es auch wirklich schaffen, über das andere Haus zu siegen.
„Habe einfach Spaß, kleine Schwester", riet mir Arienne.
Ich nickte, um zu bestätigen, dass ich verstanden hatte. Was ich auch hatte, allerdings würde ich diesen Rat wahrscheinlich nicht umsetzten. Oder besser gesagt nicht wirklich umsetzen können. Dafür war ich viel zu nervös und viel zu fixiert darauf, dass wir unbedingt gewinnen mussten. Ich wollte mein Haus nicht enttäuschen.

Hexagramm - LöwenmutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt