Unruhig drehte sich Sirius neben mir hin und her. Heute war wohl mal wieder einer der Tage, an denen mein Vater ganz schlecht schlief. Schon die ganze Nacht über hatte er sich mehr von einer Seite auf die andere gewälzt. Zwischenzeitlich hatte er mal ein oder zwei Stunden geschlafen, doch dann immer ganz unruhig. Er hatte im Schlaf noch mehr gemurmelt als sonst, manchmal hatte ich das Gefühl, das halbe Gespräch zwischen ihm und den anderen dort – meistens James, seine Eltern und meine Mutter, zwischenzeitlich waren aber auch Maélys und Marlene dabei – belauschen zu können.
Ehrlich gesagt war es eigentlich nicht wirklich verwunderlich, dass Sirius heute Nacht so schlecht schlief. In wenigen Stunden war Harrys Anhörung bezüglich des Dementorenangriffs. Auch wenn die beiden es bisher nicht laut ausgesprochen hatten, waren sie beide sehr nervös deshalb. Der Gryffindor hatte Angst von der Schule geworfen zu werden und mein Vater fühlte sich mal wieder schlecht, weil er nur hier Langeweile schieben durfte, während Harry sich vor Dementoren verteidigen musste und ich meine Selbstmordmission ins Rollen brachte.
Wenigstens war ich bei Letzterer so erfolgreich, dass Narzissa mich auf der Verlobungsfeier von Blaises Mutter zum Essen eingeladen hatte, weshalb ich vor zwei Tagen bei den Malfoys gewesen war. Tatsächlich war der Abend eigentlich sogar sehr nett gewesen. Es gab sehr viel, sehr leckeres Essen. Draco und ich hatten unseren Streit, weil er unsere Abmachung gebrochen hatte, einfach wieder begraben. Wir waren wieder bei unseren respektvollen, nicht netten Umgang angekommen, welchen Adina liebevoll als unsere spezielle Freundschaft bezeichnete. Mr. Malfoy war mir gegenüber weiterhin betont freundlich. Genauso wie ich gab er gerne etwas zweideutige Antworten und vermied zu lange. Dafür redete Narzissa umso mehr. Sie erzählte mir stolz von ihren reinblütigen Stammbaum, Geschichten aus Dracos und Adinas Kindheit und bei jeder passenden Gelegenheit erwähnte sie, dass ich im Hause der Malfoys immer willkommen war. Damit war wenigstens klar, wo ich unterkommen konnte, wenn ich mich offiziell von meinen beiden Vätern abwandte.
Sirius neben mir setzte sich auf. Anscheinend gab er es auf, sich im Bett hin und her wälzen zu wollen. Er sah kurz zu mir, dann gab er ein leises Seufzen von sich. Seine Hand glitt zu meinen Haaren, er begann mir drüber zu streicheln, dann stockte er.
„Du bist ja wach, Welpe. Habe ich dich etwa nicht schlafen lassen?", wurde ich überrascht gefragt.
„Nein, ich wollte einfach nicht schlafen, wenn du so schlecht schläfst", gestand ich wahrheitsgemäß. Mein Vater seufzte leise. Jetzt gleich würde mit Sicherheit wieder die „setze deine Magie nur ein, um eine Nacht durchzumachen, wenn es wirklich notwendig ist"-Ansprache folgen.
„Jetzt, wo ich es nicht mehr tue, willst du hierbleiben und noch ein wenig schlafen oder kommst du mit runter?", wurde ich sehr zu meiner Überraschung gefragt. Ich sah kurz misstrauisch zu Sirius, doch konnte nichts erkennen, was darauf schließen ließ, dass er eigentlich nur eine der zwei Antwortmöglichkeiten hören wollte.
„Ich komme mit herunter", stellte ich bestimmt fest. Sirius schüttelte amüsiert den Kopf, hielt mir aber die Hand hin, um mich aus dem Bett zu ziehen.
„Du solltest dir aber vorher noch etwas überziehen. Obwohl ich zugeben muss, dass du ohne T-Shirt wieder sehr gut aussiehst, seitdem du wieder trainierst und anständig isst. Aber ich bin Egoist, meine Väter teile ich nur nach einem sehr ausführlichen Bewerbungsprozess."
„Und Yasmine hat ihn bestanden?", wurde ich vorsichtig gefragt. Sirius sah mich etwas besorgt an. Vermutlich hatte er ein wenig Angst, gerade in ein Wespennest gestochen zu haben.
„Den ganzen Test bestanden noch nicht, aber sie meistert die Prüfungen bisher sehr gut", stellte ich zufrieden fest. „Bisher teile ich mir Marlon gerne mit ihr. Und sie ist auch als Stiefmutter-Tante ganz in Ordnung. Denke ich jedenfalls. Eigentlich habe ich keine Ahnung – manchmal habe ich das Gefühl, sie will nicht meine Stiefmutter werden, sondern keine Ahnung was. Ich glaube vielleicht meine Freundin."
„Nicht jede Mutter ist gleich, mein kleiner Welpe. Deine leibliche Mama war ganz anders als deine Adoptivmama. Na gut, sie waren beide relativ strenge Mamas, jedenfalls im Vergleich zu Marlon und mir, aber wenn dir Yasmine wie eine Freundin vorkommt, dann vielleicht nur, weil sie eine lockere Mama sein will. Wie wäre es, wenn du später mit ihr redest. Meines Wissens nach sind heute Abend nicht nur Marlon und du hier, sondern auch deine potentielle Stiefmama. Also sage ihr, dass du nicht nur eine Freundin erwartest, sondern auch Anschiss, wenn du Mist baust."
„Von dem baue ich wirklich genug", gab ich kleinlaut zu.
„Ja, das tust du. Lieb haben wir dich alle trotzdem." Sirius drückte mir einen leichten Kuss auf die Stirn, bevor er sich endlich ein T-Shirt überzog.
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Hexagramm - Löwenmut
FanfictionDreizehn Nymphen auf der Erde, zwölf in der Zwischenwelt, drei Prophezeiungen über sie. Der dunkle Lord ist wiedergekehrt. Diese Nachricht hängt wie ein Damokles-Schwert über Patricia. Noch immer nagt an ihr, dass der dunkle Lord glaubt, sie würde s...