Kapitel 25

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Zufrieden roch ich an dem Kaffee vor mir. Ein wirklich wunderschöner Geruch. Und dazu dann noch mein leckeres Frühstück. Einfach herrlich. So herrlich, dass man fast vergessen konnte, dass heute Montag war und deshalb als letzte Doppelstunde Verteidigung gegen die dunklen Künste anstand. Bei Umbridge dieser blöden Kuh.
„Susanne, wenn du weiter so langsam isst, hast du dein Frühstück nicht bis zur ersten Stunde auf", kam es tadelnd von Roux.
„Ich habe doch zuerst eine Freistunde", kam der Kommentar von der älteren Allaire-Schwester, was mir ein leises Lachen entlockte.
„Allaire, Patricia hat heute Morgen bessere Gesellschaft als dich. Sie spielt mit mir und ein paar anderen Quidditch", stellte Draco mit arroganten Ton fest.
„Ich weiß, deshalb wollte ich mir auch mit deiner Schwester die Nägelchen lackieren, üben mit den Wimpern zu klimpern und herausfinden, wie sie jeden Tag neben dir sitzen kann, ohne dir die Gedärme aus dem Körper zu reißen", konterte Susanne in einem ungewöhnlich freundlichen Ton für ihre Verhältnisse. Die wirklich gemeinen Worte glichen die gespielte Freundlichkeit glücklicherweise wieder aus.
„Sue, er spielt ab jetzt mit meiner kleinen Schwester in einem Quidditch-Team. Also sei höflich zu ihm", tadelte Arienne die Perfektionistin.
„Ich dachte, das heißt nur, ich darf ihn nicht auf dem Quidditchfeld ausbuhen. Von den ganzen Tag nett sein, war nie die Rede", murrte die Gleichaltrige und wandte sich wieder ihrem Frühstück zu.
Ich tat es ihr gleich, schnüffelte noch ein paar Mal an meinem Kaffee, bevor ich mich über ein paar Erdbeeren hermachte. Wirklich sehr lecker. Davon sollte ich mir noch ein paar für den heutigen Vormittag einpacken. Ja, das war eine gute Idee.
In diesem Moment hörte man das übliche Flügelschlagen über uns. Neugierig sah ich zum Himmel. Das hieß, irgendwo da oben war wahrscheinlich mein Feuerblitz. Mein erster eigener Besen. Reich sein machte schon irgendwie Spaß.
Ich musste nicht lange den Himmel absuchen, als ich gleich drei Eulen sah, welche zusammen ein längliches Paket schleppten. Also wenn das nicht mein Besen war –
Tatsächlich kreisten die drei noch kurz über unseren Köpfen, bevor sie mich anscheinend entdeckten. Sie setzten zum Landeanflug an. Kurz darauf lag auch schon das Paket vor mir auf dem Tisch. Braunes Packpapier verhinderte, dass ich den Inhalt sehen konnte. Die Form war allerdings auch eindeutig genug.
Überglücklich über mein neustes Geschenk riss ich das Papier auf. Tatsächlich kam der Stiel eines Feuerblitzes zum Vorschein. Ganz vorne war mal wieder meine Primel verschlungen mit einer Ehrenpreis eingraviert worden. Das war eindeutig mein Besen. Meiner ganz allein.
Begierig den Besen endlich auszuprobieren, beeilte ich mich jetzt doch mit meinem Frühstück. Ich stopfte mir mein restliches Brötchen in den Mund und wollte gerade die noch fast volle Kaffeetasse in einem Schluck leer machen, da landeten die Zeitungsboten vor uns auf den Tisch. Arienne erhielt wie immer die englische und französische Tageszeitung.
„Das Ministerium will es jetzt aber auch wirklich wissen", murmelte sie nach einem kurzen Blick auf die Titelseite des Tagespropheten.
Neugierig sah ich ihr über die Schulter. Was hatte Fudge jetzt schon wieder angestellt?

MINISTERIUM STREBT AUSBILDUNGSREFORM AN
DOLORES UMBRIDGE IN DAS NEU GESCHAFFENE AMT DER GROSSINQUISITORIN BERUFEN

Diese Überschrift bildete am heutigen Tag die Schlagzeile. Darunter war ein großes Foto von Umbridge abgedruckt, welche breit lächelte und uns bedächtig zuzwinkerte. Darunter zog sich ein langer Artikel, in welchem hoffentlich auch erklärt wurde, was eine Großinquisitorin war.

In einem überraschenden Schritt hat das Zaubereiministerium gestern Abend ein neues Gesetz verabschiedet, das ihm ein beispielloses Maß an Verfügungsgewalt über die Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei gewährt.
>Der Minister ist seit geraumer Zeit zusehends beunruhigt über die Vorgänge in Hogwarts<, erklärte Percy Weasley, der Juniorassistent des Ministers. >Er reagiert nun auf die kritischen Stimmen besorgter Eltern, die den Eindruck haben, dass sich die Schule in eine Richtung entwickelt, die sie nicht gutheißen. < Es ist nicht das erste Mal in den letzten Wochen, dass Cornelius Fudge, der Minister, mit Hilfe neuer Gesetze Verbesserungen an der Zaubererschule herbeiführt. Erst am 30. August wurde der Ausbildungserlass Nummer zweiundzwanzig verabschiedet, der für den Fall, dass der gegenwärtige Schulleiter nicht in der Lage ist, einen Kandidaten für eine Lehrerstelle vorzuweisen, gewährleistet, dass das Ministerium eine geeignete Person auswählen kann.
>Dies ist der Grund, weshalb Dolores Umbridge zum Mitglied des Lehrpersonals in Hogwarts ernannt wurde<, sagte Weasley gestern Abend. >Dumbledore konnte niemanden finden, deshalb hat der Minister Umbridge berufen, und natürlich war sie sofort erfolgreich, indem sie den Unterricht in Verteidigung gegen die dunklen Künste völlig umgekrempelt hat und dem Minister jetzt aus der unmittelbaren Praxis heraus berichten kann, was wirklich in Hogwarts vor sich geht.<
Diesem letzten Aufgabengebiet hat das Ministerium nun mit dem Ausbildungserlass Nummer dreiundzwanzig auch formal Rechnung getragen und das neue Amt eines Großinquisitors für Hogwarts geschaffen.
>Dies ist ein spannender neuer Abschnitt im Plan des Ministers, sich dem entgegenzustemmen, was manche als sinkendes Niveau in Hogwarts Bezeichnen<, so Weasley. >Die Inquisitorin wird die Befugnis haben, den Unterricht ihrer Kollegen zu inspizieren und sicherzustellen, dass er den Erwartungen entspricht. Professor Umbridge wurde diese Position zusätzlich zu ihrem Lehramt angeboten und wir freuen uns mitteilen zu können, dass sie sich dazu bereit erklärt hat.< Die Reformschritte des Ministeriums stießen bei Eltern von Hogwarts-Schülern auf begeisterte Zustimmung.
>Mir ist viel leichter ums Herz, jetzt, da ich weiß, dass Dumbledore einer fairen und vorurteilslosen Beurteilung unterzogen wird<, sagte Mr. Lucius Malfoy, 41, gestern Abend auf seinem Landsitz in Wiltshire. > Viele von uns, denen das wohlverstandene Interesse unserer Kinder ein echtes Anliegen ist, waren in Sorge über einige von Dumbledores launenhaften Entscheidungen während der letzten Jahre und sind nun froh zu wissen, dass das Ministerium die Lage im Auge behält.<
Zu diesen launenhaften Entscheidungen gehören zweifellos umstrittene Stellenbesetzungen, von denen wir in dieser Zeitung bereits berichteten, darunter die Einstellung des Werwolfs Remus Lupin, des Halbriesen Rubeus Hagrid und des unter Wahnvorstellungen leidenden Ex -Auroren >Mad-Eye< Moody.
Natürlich sind Gerüchte im Umlauf, wonach Albus Dumbledore, einst ganz hohes Tier der internationalen Zauberervereinigung und Großmeister des Zaubergamots, der Aufgabe, die angesehene Hogwarts -Schule zu leiten, nicht mehr gewachsen ist. >Ich denke, die Ernennung eines Inquisitors ist nur der erste Schritt, um dafür Sorge zu tragen, dass Hogwarts einen Schulleiter bekommt, dem wir alle wieder unser Vertrauen schenken können<, ließ ein Mitarbeiter des Ministeriums gestern Abend verlauten.
Die langjährigen Mitglieder des Zaubergamots, Griselda Marchbanks und Tiberius Ogden, traten aus Protest gegen die Einführung eines Inquisitorenamts für Hogwarts zurück.
>Hogwarts ist eine Schule, keine Außenstelle von Cornelius Fudges Ministeriums erklärte Madam Marchbanks. >Dies ist ein weiterer empörender Versuch, Albus Dumbledores Ruf zu schädigen.<
(Einen ausführlichen Bericht über Madam Marchbanks' angebliche Beziehungen zu aufrührerischen Koboldgruppen finden Sie auf Seite siebzehn).

Hexagramm - LöwenmutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt