Kapitel 21

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Bei den zwölf Göttern, hatte ich das Frühstück in Hogwarts vermisst. So viel Auswahl und ich konnte mich durch alles durchfuttern. Gerade jetzt, wo ich mal wieder einen hohen Energieverbrauch hatte, konnte ich auch von all den leckeren Dingen essen, ganz ohne dass mir schlecht wurde. Joghurt mit frischen Erdbeeren, Pancakes mit Honig und gerade machte ich mich über wirklich leckere Apfeltartelettes her, von denen ich auch noch ein paar für zwischen den Unterrichtsstunden einpacken würde. Das Geburtstagsgeschenk der Hauselfen, eine von innen vergrößerte Butterbrotsdose mit zwei Innenfächern war wirklich eine sehr gute Idee gewesen. Die eine Seite für mein Futter, die andere Seite war meistens mit ein paar Kleinigkeiten für mein Haustier bestückt. Ich hatte wirklich die Angewohnheit sie ein wenig zu sehr zu verwöhnen.
„Black", hörte ich in diesem Moment die leise, schnarrende Stimme von Snape hinter mir.
„Professor Snape", stellte ich unnötigerweise fest, bevor ich mich mit meinem Essen zu ihm umdrehte.
„Ihr Stundenplan." Mir wurde ein Blatt Papier hingehalten.
„Danke. Haben sie am Lehrertisch auch welche von den Apfeltartelettes? Wenn ja sollten sie unbedingt eine essen, bevor sie zu ihrer ersten Stunde aufbrechen. Die sind wirklich hervorragend. Wenn nein, sollten sie eine von hier mitnehmen."
„Oder ich konfisziere ihre Butterbrotdose. Übergeben sie sich in meinem Unterricht in ihren Kessel, wird das Konsequenzen haben."
„Wie zum Beispiel ein T", schlug ich mit unschuldiger Mine vor.
„Gewiss, zusätzlich zu dem Nachsitzen bis an ihr Lebensende", wurde mir mitgeteilt.
„Bei ihnen?", fragte ich hoffnungsvoll. Vielleicht meinte er es ja nicht als Drohung, sondern suchte nur eine Ausrede um öfter mit mir über unser Doppelagentenleben zu plaudern.
„Bei Filch", kam die kühle Antwort.
„Den mag ich nicht. Ich teile meinen Vorrat, bevor mir schlecht wird", versicherte ich den Lehrer, welcher kurz nickte, bevor er sich an den nächsten Schüler wandte. Blaise, welcher neben mir saß und mal wieder einen Arm um meine Schulter gelegt hatte.
„Ihr Stundenplan, Mr Zabini." Meinem Freund wurde ebenfalls ein Blatt hingehalten, auf welchem seine Schulstunden eingetragen worden waren. Auch die anderen aus meiner Gruppe bekamen ihre Stundenpläne.
„Wir haben zuerst eine Freistunde!", freute sich Adina wie ein Honigkuchenpferd. Vermutlich würde sich das allerdings schnell ändern, wenn sie erfuhr, wofür ich unsere Freistunde nutzen wollte. Solange wir noch keine Hausaufgaben hatten, die uns auf Trab hielten, sollten wir möglichst viel Zeit damit verbringen, sie auf ihre Aufgabe als Doppelagentin vorzubereiten. Und das hieß auch, wir würden die beiden morgendlichen Freistunden dafür nutzen, ihre Kampffähigkeit auszubessern.
„Das heißt, wir haben Zeit für uns, Adina", stellte ich bestimmt fest. Ich warf meiner Klassenkameradin einen vielsagenden Blick zu.
Die Wassernymphe sah mich kurz misstrauisch an, bevor sie leise seufzte und schließlich nickte. Sie würde sich wieder von mir wieder auf die Matte schmeißen lassen. Immer und immer wieder. Bis ich irgendwann zufrieden mit ihrer Leistung war. Die Frage war nur, ob ich es irgendwann sein würde oder ob der Perfektionismus auch mit mir durchgehen würde. Gerade beim Kämpfen hatte ich an andere oft einen zu hohen Anspruch, was wohl auch daran lag, dass es mir so leicht viel. Aus diesem Grund wunderte es mich doch, wie lange Adina für Sachen brauchte, die mir mit dem Erwachen meiner Magie einfach zugefallen waren.
„Das heißt, wir sehen uns dann zu Zaubertränke", stellte mein Freund fest. Ich nickte. Ja, genau das hieß es.
„Ich setze mich neben dich", versprach ich ihm. „Und du kriegst noch einen Kuss." Ich drückte Blaise einen kurzen auf den Mund, was ihm ein schiefes Lächeln entlockte.
„Ich habe dich lieb, meine kleine Rose", wurde mir mitgeteilt, während ich meine Vorräte für den heutigen Vormittag in meiner Schultasche verstaute.
„Ich dich auch."
„Soll ich Bärchen und Antiope nehmen? Dein Wuschelhund freut sich doch bestimmt, wenn ich mit ihm und dem süßen Teddybären Franklin besuchen gehe."
„Der Niffler ist mal wieder bei Jamie. Als er sich zu Loony gesetzt hat, ist er aus seiner Tasche geklettert, um für ihn ein Messer zu klauen", grummelte Adina, wie eigentlich immer, wenn es um die Freundschaft der beiden Ravenclaws ging. Wann würde sie wohl endlich akzeptieren, dass ihr Freund die etwas seltsame und verrückte Blondine auch gerne hatte?
„Eure Hunde nehme ich trotzdem. Wenn Jamie will, werde ich auch Franklin zurück zum Stall bringen. Professor Raue-Pritsche sieht es bestimmt strenger als Hagrid, wenn ihr Unterrichtsmaterial einfach durch die Schule läuft. Obwohl ich nicht weiß, ob sie mit ihren Schülern Niffler durchnehmen würde."
„Niffler sind wirklich ungefährliche Geschöpfe. Die kann man wirklich gut im Unterricht durchnehmen", stellte ich klar. Auch wenn der Wildhüter wirklich kein Ass in seinem Job war und ich eigentlich ganz froh war, nun wieder eine Lehrerin zu haben, deren Ziel auch das bestehen der ZAGs war und nicht das durchnehmen von möglichst gefährlich eingestuften Wesen war. Auch wenn die Einstufung teilweise wirklich sinnlos war.
„Ari, kannst du eigentlich Adina und mich begleiten?", fragte ich an meine große Schwester gewandt, welche friedlich in ihrem Tagespropheten las. Neben ihrem Teller lagen auch noch die französische Tageszeitung und ihr Stundenplan.
„Ich habe Kräuterkunde, chiot. Wir sehen uns zum Mittagessen. Geh am besten Sue und Roux fragen, ob sie auch eine Freistunde haben. Sie müssten mittlerweile auch ihre Stundenpläne haben", wurde mir empfohlen.
Ich stand von meinem Platz auf. Mit einem kurzen Blick zu Adina stand auch sie auf. Sie hielt Bärchen meinen Freund hin, welcher den in einer Mini-Hogwartsuniform gekleideten Hund liebevoll auf seinem Schoß passierte.
„Passe auf, dass Franklin nicht die Knöpfe klaut", wurde noch eine Mahnung ausgesprochen, bevor mir die Wassernymphe folgte.
Weit kamen Adina und ich. Wir waren gerade an dem halben Haustisch von Slytherin abgelaufen, als wir an der Gruppe Erstklässler vorbeiliefen.
„Madam Vertrauensschüler" quetschte einer von ihnen heraus und sah ihm nächsten Moment auch schon ängstlich und unterwürfig zu Boden. Ich sah fragend zu ihm, doch bekam keine weiteren Informationen, was der Erstklässler nun von mir wollte.
„Soll ich jetzt Gedanken lesen?", fragte ich ungeduldig.
„Nein, Madam. Tut mir leid. Wir – ähm – der Weg zu unseren Räumen. Könnten sie uns helfen?", wurde ich vollkommen verängstigt gefragt.
Adina sah mich mit einem strengen Blick an. Sie war wohl der Meinung, auch das gehörte zu meiner Aufgabe als Vertrauensschülerin. Bei den zwölf Göttern, ich wusste doch, das Amt hätte besser jemand anderes kriegen sollen. So ganz durchblickte ich es immer noch nicht.
„Stundenplan her, Pergament und Federn raus", wies ich die Erstklässler an, welche ganz eilig den Anweisungen folgten. So falsch konnte mein bisheriges Vorgehen also nicht sein.
Ich begann die Wegbeschreibung herunter zu rattern, während die Elfjährigen so schnell wie sie konnten, mitschrieben. Keiner von ihnen sprach oder unterbrach mich, nur das leise Kratzen ihrer Federn war zu hören.
„Hört nicht auf die Weasley-Zwillinge. Ihr erkennt sie an den roten Haaren und Sommersprossen. Sie sind immer zu zweit unterwegs und können nicht unabhängig voneinander denken. Nehmt auf gar keinen Fall Süßigkeiten von ihnen an.
Auch auf den Poltergeist Peeves solltet ihr niemals hören. Mehr Anweisungen habe ich für euch nicht."
Ich sah zu Adina, welcher leicht den Kopf schüttelte.
„Du hörst dich wie Professor Snape an", wurde mir von der Wassernymphe mitgeteilt.
Ich biss mir auf die Unterlippe. Auch wenn ich persönlich sehr gut mit der Art des Lehrers klar kam, zugegebenermaßen ich gehörte auch zu seinen Lieblingen und musste deshalb nie die negativen Seiten seines Lehrstils am eigenen Leib miterleben. Bei seiner psychologischen Kriegsführung im Klassenzimmer war ich immer nur Zuschauer. Vielleicht sollte ich doch noch einmal mit Yasmine reden, und sie fragen, wie sie kleine Erstklässler unter Kontrolle hielt.
„Da vorne sind deine Cousinen." Adina zeigte auf die beiden Mädchen, welche mittlerweile nicht mehr am Gryffindortisch saßen. Stattdessen standen sie am Eingangsportal und sahen amüsiert in unsere Richtung.
„Lässt du die Kleinen mal wieder nach deiner Pfeife tanzen? Dein Auftritt mit dem Megafon war richtig gut. Ich sagte doch, wir machen aus dir noch eine richtige Anführerin", verkündete Sue sichtlich zufrieden.
„Adina findet, ich klinge wie Snape", murmelte ich etwas kleinlaut.
„Snape ist auch ein Anführer. Er weiß genau, wie er die Klasse unter Kontrolle bringt. Kurze klare Anweisungen, die befolgt werden. Darüber hinaus würde ich dir aber weniger psychologische Kriegsführung und mehr Kuschelkurs empfehlen", wurde mir mitgeteilt.
Ich gab ein leises Brummen von mir. Auch wenn ich diese Anweisung wirklich gerne befolgen würde, war ich mir nicht so sicher, ob ich das auch wirklich konnte. Wie ging man mit Erstklässlern auf Kuschelkurs, wenn man ihm nicht gerade kurze klare Anweisungen zu bellte? Doch das war wohl ein Thema für eine spätere Lektion.
„Adina und ich haben jetzt eine Freistunde. Ari nicht. Sie hat Kräuterkunde bei Professor Sprout. Habt ihr Unterricht?", fragte ich neugierig nach.
„Ich habe Zauberkunst. Ich freue mich schon auf Professor Flittwick", erzählte Roux glücklich.
„Ich habe keinen Unterricht", stellte Sue äußerst zufrieden fest. Automatisch fing ich an zu lächeln. Dann konnten wir zusammen Adina unterrichten. Auch wenn ich nicht wusste, ob es für die Wassernymphe ein Vorteil war, wenn Sue als geborene Perfektionistin mit mir versuchte, ihr etwas beizubringen. Beim Kampftraining waren wir schließlich beide nicht die Geduldigsten.
„Sue, du hast Geschichte der Zauberei", tadelte Roux sofort ihre ältere Schwester, welche allerdings nur desinteressiert abwinkte.
„Nein, hat sie nicht. Sie hat nicht gelogen, als sie meinte, sie hätte kein Unterricht", stellte ich fest. Die Alarmglocken in meinem Kopf waren nicht angesprungen, ansonsten hätten wir beide jetzt auch ein Problem. Umbridges Rede hatte für die nächsten zehn Jahre mein Bedarf an Lügen gedeckt.
„Ich habe Geschichte der Zauberei. Das ist aber kein richtiger Unterricht, sondern nur eine Möglichkeit länger zu schlafen. Für euch werde ich diese Möglichkeit ausschlagen."
Also mit anderen Worten, sie würde schwänzen, um mit uns trainieren zu können.

Hexagramm - LöwenmutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt