Gemütlich lag ich in dem vom Morgentau feuchten Gras. Alles um mich herum war noch ganz still, nur das leise Pfeifen des Windes und das Rascheln der Blätter, welche sich langsam rot, orange und gelb färbten, war zu hören. Nicht einmal Antiope und Bärchen bellten beim Toben, fast als hätten sie verstanden, wie sehr ich momentan die Ruhe genoss, weshalb sie nicht stören wollten.
Ich selbst beteiligte mich nicht wie so oft daran, mit den beiden zu spielen. Stattdessen hatte ich meinen Zeichenblock herausgeholt und auf meine Tasche gelegt, damit er sich nicht mit der Feuchtigkeit vollsog. Jetzt gerade war mir einfach mehr danach, mir mal wieder wirklich Zeit für mich zu nehmen. Irgendwie hatte ich im ersten Monat dieses Schuljahr ständig Leute um mich herum gehabt. Im Unterricht, beim Hausaufgaben machen, beim Training von Adina und Jamie, bei meinem eigenen Kampftraining, beim Quidditchtraining und dann noch die viele Zeit, die ich mit Blaise und meinen Freunden verbrachte. Daher kam dieses allein sein, welches ich noch immer sehr genoss, irgendwie zu kurz, und eine Besserung für die nächsten Monate war auch nicht in Sicht.
„Patricia", durchbrach in diesem Moment Hermines Stimme die schöne Stille.
Wie unhöflich war es, sie jetzt einfach zu ignorieren? Und wie viel würde es bringen? Wenn sie nur hallo sagen wollte, rief sie eigentlich immer nur: „Hallo, Patricia." Ich erwiderte die Begrüßung dann entweder oder wank ihr kurz zu. Dass sie das hallo wegließ, sprach dafür, sie wollte wirklich mit mir reden. Davon würde sie sich bestimmt nicht abbringen lassen, nur weil ich nicht sofort reagierte. So viel zu meiner wunderbaren Ruhe und der Zeit für mich.
Ich drehte mich langsam auf den Rücken, bereute es allerdings sofort, weil mir die Sonne mitten ins Gesicht schien.
„Kann ich kurz mit dir reden? Unter vier Augen? Oder wird Adina gleich wieder hierherkommen?", wurde ich von der Muggelstämmigen gefragt.
„Adina ist noch mindestens eine dreiviertel Stunde im See", gab ich zu, weshalb Hermine erleichtert nickte. Sie ließ sich neben mich in das feuchte Gras fallen, dann starrten wir uns gegenseitig an. Ich wartete darauf, dass sie endlich sagte, was sie eigentlich von mir wollte, und sie wartete auf – ja, worauf wartete sie eigentlich?
„Harry, Ron und ich wollen etwas gegen Umbridge unternehmen", verkündete mir schließlich die Muggelstämmige.
„Dann tut das", erwiderte ich etwas überfordert. Was sollte ich auch mit der Information anfangen. Seit wann ging es mich etwas an, was sie zu dritt machen wollten? Oder sollte ich davon erfahren, weil Harry mal wieder etwas machte, was ihm den Kopf kosten konnte?
„Ich hatte gehofft, du würdest uns helfen?", gestand die Gryffindor.
„Ich glaube nicht, dass es etwas bringt, gegen Umbridge vorzugehen. Fudge schickt dann halt einen anderen Lehrer", erklärte ich und wandte mich wieder meinem Zeichenblock zu.
„Wir dachten auch nicht daran, sie loszuwerden, sondern uns selbst Verteidigung beizubringen. Harry würde unterrichten und wir dachten – na ja, du könntest es auch."
„Dachtet ihr das oder war das deine Idee und die anderen beiden wurden überredet?", hinterfragte ich die Aussage. Harry und ich hatten uns nämlich nicht wieder vertragen.
„Ich dachte es und die anderen beiden wissen nichts davon", gestand Hermine und machte einen zerknirschten Gesichtsausdruck.
„Wenn Harry, Ron und du –", setzte ich an, um der Muggelstämmigen zu verklickern, dass sie Roux oder Sue um Hilfe bitten sollte, wenn sie etwas über Verteidigung gegen die dunklen Künste lernen wollten, und nicht mich.
„Eigentlich dachten wir, wir laden alle ein, die interessiert sind", wurde ich unterbrochen.
Automatisch fing ich an zu lachen. Die Idee, ich könnte sie, Harry und Ron unterrichten verstand ich ja. Auch wenn sie mir sagen würde, sie hätte auch noch an Kira, Mary, die Weasley-Zwillinge und Ginny Weasley gedacht, aber dass sie wirklich glaubte, irgendein anderer Schüler würde sich von mir unterrichten lassen – diese Idee kam mir irgendwie lächerlich vor.
„Ich? Lehrerin? Für irgendwelche Hogwarts-Schüler?", brachte ich lachend heraus. „Ich nutze schwarze Magie, die rennen alle weg, wenn sie mich sehen."
„Lass das mal meine Sorge sein. Die Leute, werden sich schon darauf einlassen, und dann kannst du ihnen beweisen, was für ein netter Mensch du eigentlich bist. Du könntest neue Freunde finden", versuchte Hermine mich zu überreden.
Genau, weil ich ja auch unbedingt neue Freunde brauchte, die nicht in Richtung Kinder von Todessern gingen. Mal ganz davon abgesehen, hatte ich momentan ein Übermaß an sozialen Kontakten. Das Letzte, was ich gebrauchen konnte, war noch mehr von ihnen.
„Bitte, denke darüber nach. Wir treffen uns am Hogsmeade-Wochenende im Eberkopf."
„Warum denn das?", fragte ich verwirrt. Wenn ich mich richtig erinnere, war der Eberkopf der andere Pub im Dorf. Er war wohl nicht gut besucht und zog eine Menge seltsame Gestalten an. Mundungus Fletcher war dort wohl des Öfteren, um neue Ware zu kriegen. Allerdings immer nur verkleidet, da er Hausverbot hatte.
„Damit niemand von unserem Plan mitkriegt", stellte Hermine fest.
Ich zog fragend eine Augenbraue hoch. Damit niemand von dem Plan mitkriegte, gingen sie in ein Pub voller zwielichtiger Gestalten. Irgendwie bezweifelte ich, dass man dadurch Lauschen verhindern würde.
„Ich glaube nicht, dass wir im Eberkopf vor neugierigen Ohren sicher sind", gestand ich.
„Zumindest sind da keine Schüler, die uns belauschen, und sofort zu Umbridge rennen werden", merkte Hermine an.
Damit hatte sie natürlich recht. Daher würde ich eine Ansammlung von Schülern vermeiden. Man konnte doch auch kleinere Gruppen informieren. Das würde zwar länger dauern, wäre aber auch wesentlich sicherer. Aber da meines Wissens nach Lerngruppen nicht illegal waren und ich mich eh nicht beteiligen wollte, würde ich ihnen nicht hereinfunken.
„Ich gehe dann mal wieder und lasse dich in Ruhe zeichnen. Denke bitte wirklich darüber nach. Wir könnten deine Hilfe sehr gut gebrauchen."
Ich nickte leicht, auch wenn ich nicht vorhatte meine Meinung zu ändern. Mein Weg führte nun einmal von ihr weg, da konnte ich nicht ständig ihr zu Hilfe eilen.
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Hexagramm - Löwenmut
FanfictionDreizehn Nymphen auf der Erde, zwölf in der Zwischenwelt, drei Prophezeiungen über sie. Der dunkle Lord ist wiedergekehrt. Diese Nachricht hängt wie ein Damokles-Schwert über Patricia. Noch immer nagt an ihr, dass der dunkle Lord glaubt, sie würde s...