Kapitel 48

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Schweigend liefen wir zurück zu unserem Hotel. Das Schweigen war angenehm und keiner fühlte sich gezwungen, etwas zu sagen.

Nun standen wir vor unserem Zimmern. „Der Abend war schön." Ich musste lächeln. „Fand ich auch." Keiner von uns beiden hatte Lust jetzt schon schlafen gehen, deswegen fragte ich: „Wollen wir nochmal auf die Dachterrasse? Ist bestimmt schön bei Nacht, außerdem bin ich nicht müde." - „Gerne. Ich hole mir schnell noch einen Hoodie, da oben ist es bestimmt windig. Willst du auch einen von mir? Dann musst du die Anderen nicht wecken." JA! Warum sollte ich keinen wollen? „Wenn es okay ist, gerne." Tadelnd mit hochgezogenen Augenbrauen schaute er mich an. „Was hab ich dir vorhin gesagt?" Ich musste leicht lachen. „Wenn es nicht ernst gemeint hättest, hättest du dicht gefragt. Ich weiß." Er nickte und verschwand dann kurz in seinem Zimmer, bevor er mit zwei Hoodies zurückkam. „Blau oder grün?" Er hielt sie zur Auswahl in die Höhe. „Den Dunkelgrünen." Daraufhin schlupfte ich in den sehr schönen Hoodie. So, dass er es nicht merkte zog ich seinen Duft ein. Nie wieder wollte ich ihn ausziehen.

Hier oben war es tatsächlich etwas frischer, aber nicht kalt. „Wollen wir noch höher?" Damian zeigte auf eine Leiter, die von der Terrasse auf das Dach führte. „Ja, aber mach keine Faxen. Wehe du versuchst mich auch nur leicht anzustoßen." Dramatisch zog er die Lift ein. „Vertraust du mir nicht?" Ich schaute ihm mit einem ist-das-dein-Ernst-Blick an. „Denkst du wirklich ich würde dich schubsen?" In seinem Blick lag nun keinerlei Spaß mehr. „Naja, also nicht wirklich?" - „Scheiße, komme ich so rüber, als wäre ich so ein Spinner?" - „Nein. Ich weiß, du würdest mich nicht schubsen. Aber ich hab einfach ein bisschen Angst, es ist so hoch und da ist kein Geländer. Das hat eigentlich nichts mit dir zu tun." Seine Gesichtszüge entspannten sich wieder. „Wir können auch einfach hierbleiben. Wie müssen da nicht hoch." - „Doch. Man soll sich ja seinen Ängsten stellen." Scherzte ich, um die Stimmung wieder ein bisschen zu retten. „Ich kann deine Hand halten, wenn du willst." Ich nickte.

Die Überwindung hatte sich gelohnt. Der Ausblick über die Stadt war atemberaubend. Ebenso der Sternenhimmel. Wir hatten uns auf den Boden gelegt und schauten in den Himmel. Damian hielt wohlgemerkt wirklich meine Hand. Leicht kribbelte sie.

„Fragst du dich auch manchmal, was wir Menschen sind? Schau dir den Himmel an, überall kleine Sterne, doch eigentlich sind sie garnicht so klein, wie sie aussehen. Wir, du oder ich, sind ein mini Teil eines übergroßen Universums. Wir sorgen uns um Sachen wie Aussehen oder ein Staubkorn, welches weggeputzt werden sollte, doch eigentlich ist das doch ganz egal." Meine Worte waren nur leise. „Für das Universum ist es egal, aber nicht für dich. Ich denke man sollte versuchen zu denken, dass man selbst das Universum ist. Du musst in deinem Leben glücklich werden und nicht irgendwer anders. Egal wie ein kleiner Teil der Welt oder des Universums du bist, du bist der größte Teil deines Lebens. Du bist das einzige was dir für immer bleibt." Ich gab ein zustimmendes „Mmh." von mir, dann war es still.

„Ich würde gerne so denken, wie du es tust. Ich mach mir über alles viel zu viele Gedanken. Ich hab immer Angst, was andere von mir denken könnten, was passieren könnte, wenn ich dies oder das mache. Bei Sätzen, die ich gesagt habe, denke ich mir, dass die anderen mich jetzt komisch finden." - „Das kenne ich. Aber man macht sich darüber zu viele Gedanken. Selbst wenn die anderen einen Satz komisch fanden, sie werden dich nicht für immer hassen oder schlecht von dir denken. Und selbst wenn sie dies tun sollten, dann sind diese Menschen selbst komisch. Und wie gesagt, am Ende des Tages bist du alleine auf der Welt. Wenn du stirbst, stirbt niemand mit dir. Wenn du noch lebst, könnten andere sterben, du würdest also trotzdem alleine dastehen. Die Leute kommen und gehen aus deinem Leben." Ich dachte über seine Worte nach. „Denkst du nicht, dass es Menschen gibt, die für immer bleiben?" - „Familie, die bleibt für immer." Ja, das war ich mir auch sicher. Louis und meine Eltern würden zumindest bis an deren oder mein Lebensende bleiben. „Und wie siehst mit Partnern aus? Denkst du nicht, dass es eine Person gibt, die du so doll liebst und sie dich, dass ihr für immer zusammen bleibt." - „Doch, die gibt es. Aber die Frage ist, ob die Person auch für immer in deinem Leben bleiben möchte." Die Worte sickerten nur langsam zu mir durch. Er schaute mich an, als ob da eine Person in seinem Leben wäre, über die er genauso fühlte.

„Ist sie deine Freundin?" Die Frage brannte mir schon ewig auf der Zunge. Und eigentlich wollte ich die Antwort nicht wissen. „Was? Wer?" - „Das Mädchen mit dem du immer zusammen warst, bevor ich abgereist bin." - „Oh, du meinst Sarah. Nein, wir waren oder sind nicht zusammen. Sie ist eine gute Freundin und wollte ihren Ex eifersüchtig machen." Verstehend nickte ich. Ein Stein fiel mir vom Herzen. Auch wenn er in keinster Weise gesagt hatte, er sei in mich verliebt, hatte er keine Freundin.

„Außerdem wollte ich etwas herausfinden." Nun drehte er seinen Kopf vom Himmel zu mir und schaute mir tief in die Augen. „Ich wollte herausfinden, ob ein bestimmtes Mädchen in mich verliebt ist. Ich wollte sehen, ob sie eifersüchtig werden würde." Ich traute mich nicht zu atmen. „Doch wie es scheint, ist mein Plan in die Hose gegangen. Auch wenn Sarah gesagt hat, das Mädchen sei eifersüchtig geworden, habe ich davon nicht so viel gespürt. Ich muss versuchen, an meinen eigenen Worten festzuhalten. Zu viele Hoffnungen sind nie gut." In seinem Blick konnte man eindeutig die Traurigkeit erkennen, sowie wahrscheinlich auch in meinen.

„Du kannst dir nicht sicher sein, bevor du sie fragst." - „Ich würde unsere Freundschaft kaputt machen." Warte was? Ella, du hast das falsch verstanden, beruhig dich. „Du hast das schon richtig verstanden. Ella, ich bin in dich verliebt. Seid gefühlten Ewigkeiten. Ich weiß, dass ich jetzt wahrscheinlich unsere Freundschaft kaputt gemacht habe, aber ich halte das so nicht mehr aus. Immer wenn ich dich sehe, fängt alles an zu kribbeln. Dein Aussehen ist perfekt, deine Persönlichkeit ist perfekt. Gott, du bist perfekt." Ich schluckte. War das real? Oder nur ein Traum. Mir fiel auf, dass es jetzt meine Aufgabe war, etwas zu sagen, als er sich aufsetzte und gerade aufstehen wollte. Schnell griff ich nach seiner Hand. „Warte." Er schaute mich an. Ich hörte mein Herz in meinem Kopf pumpen. „Ich mag dich auch." Langsam bildete sich ein Lächeln auf seinen Lippen, ebenso auf meinen.

Er setzte sich wieder hin. Zaghaft lehnte ich mich an ihn, worauf er mich in seine Arme nahm. Mein Gesicht vergrub ich in seinem Pulli. „Du magst mich also auch?" Schmunzelte er in meine Haare. „Ja-ha." Ich musste lachen und spürte, wie mein Gesicht schon wieder rot wurde. „Ist dir das peinlich?" Fragte er belustigt weiter. „Nicht, dass ich dich mag, aber darüber zu reden." Er lachte, es war Musik in meinen Ohren. „Hast du nicht bemerkt, wie ich dich immer angestarrt habe? Lotta hat gesagt, dass ich das sehr offensichtlich tun würde." - „Nein, hab ich nicht. Du hast es ja auch nicht bemerkt." In meinen Gedanken gab ich ihm Recht, doch sagte nichts mehr dazu.

„Schau mal, da ist eine Sternschnuppe!" Mein Kopf schnellte hoch. Doch leider zu spät, ich sah sie nicht mehr. Dafür waren unsere Gesichter sich jetzt sehr nah. Damians Blick schlich zu meinen Lippen. Mit seiner Hand strich er eine Haarsträhne hinter mein Ohr. „Darf ich dich küssen?" Es war nur ein leises Hauchen, aber es reichte, um es verstehen zu können. Da ich meiner Stimme in diesem Moment kein Vertrauen schenkte, nickte ich nur. Langsam beugte er sich zu mir und unsere Lippen verbanden sich. Er war wunderschön, besser als in meinen Vorstellungen. Leicht überfordert legte ich meine Hände in meinen Schoß, ich wusste einfach nicht, wo ich sie hin tun sollte. Damian lächelte darauf leicht in den Kuss, nahm meine Hände und legte sie in seinem Nacken ab. Seine eigenen legte er zaghaft auf meine Taille.

Und das war die Nacht, in der ich lernte, nicht immer über alles nachzudenken, in der ich lernte, was es bedeutete die erste Wahl zu sein. Es war die Nacht, in der ich endgültig mein Herz verlor. An Damian.

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Ich hoffe, es geht euch allen gut😊
Habt noch einen schönen Tag!

Since you were 18 [1D/Larry FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt