Kapitel 56

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Ich wollte gerade Paul wecken gehen, als die Tür aufging. Dort stand ein zerzauster und fertig aussehender Louis. Seine Haare standen in alle Richtungen ab, sein Gesicht war rot und seine Sweatshirtjacke hing ihm nur noch halb über die Schultern. Er stand einfach nur da und bewegte sich nicht. „Lou..." Meine Worte waren kaum zu hören. „Was ist passiert?" Durch meinen Kopf gingen tausende Dinge. War er ausgeraubt worden? Verprügelt? Bedroht?

Ich stand auf und wollte ihn umarmen, doch er wich zurück. Aus großen Augen schaute er mich an. Scheiße, was auch immer passiert war, dieser Blick hatte nichts gutes zu bedeuten. „Lou, was auch immer passiert ist, bei mir bist du sicher. Alles ist gut." Versuchte ich ihn zu beruhigen. Doch darauf brach er in Tränen aus. Schnell ging ich doch noch den letzten Schritt auf ihn zu und umarmte ihn fest. Er roch nach Alkohol, Zigaretten und Party. Laut schluchzte er in mein T-Shirt und krallte sich an diesem fest. „Es tut mir so leid..." Schluchzte er flüsternd gegen meinen Hals

Schnell schloss ich die immer noch offene Zimmertür und ging dann mit Louis, welcher sich immer noch schluchzend an mich krallte, zum Bett.

Wir setzten uns gegenüber von einander aufs Bett. „So. Jetzt kannst du mir langsam erzählen, was passiert ist." Um ihn zu ermutigen, legte ich meine Hand an seine Wange und strich mit meinem Daumen über diese. Er lehnte sich in die Berührung und schloss dann kurz die Augen.

„Es tut mir so leid, dass ich getrunken habe. Ich weiß doch, dass du das nicht magst." Er schaute auf seinen Schoß, während mir ein Stein vom Herzen fiel. „Oh Lou. Ich dachte es wäre etwas schlimmeres passiert. Du hast recht, ich mag es nicht, wenn du Alkohol trinkst, aber doch nur, weil es ungesund ist. Ich bin doch nicht irgendein gestörter Freund, der seinem Freund etwas verbietet. Du bist 21 Jahre alt, du darfst machen was du willst." Erleichtert schaute er hoch. „Du bist also nicht sauer?" - „Natürlich nicht, Lou." Ich lächelte ihn an und er erwiderte es. „Na komm her." Mit diesen Worten zog ich ihn zu mir und schloss ihn fest in meine Arme.

Uns noch immer umarmend, fragte ich: „Was ist denn passiert, dass du soviel getrunken hast?" Ich strich ihm über den Rücken, drückte ihn dann aber auf Armhöhe von mir. „Ich..." Er holte tief Luft. „Vorhin als die Interviewerin gefragt hat, was wir gerne haben würden, man aber nicht für Geld kaufen kann, und du Freiheit gesagt hast, ist mir die Wahrheit ins Gesicht geschlagen. Wir werden diese Freiheit niemals haben, wir werden uns nie outen dürfen. Das mit Taylor war doch sowieso klar, dass die euch nicht für immer zusammen lassen, aber wir beide? Du glaubst doch wohl selbst nicht, dass Richard und Simon, die denken, dass alle anderen Sexualitäten außer Hetero falsch sind, die denken, dass Frauen in die Küche gehören, uns erlauben öffentlich zusammen zu sein." Auch mir liefen die Tränen übers Gesicht. Ich dachte nicht, dass er so hoffnungslos sei. Ich dachte, dass er zu 100 Prozent davon überzeugt war, dass es auch für uns ein Happy End gab.

„Aber Louis, Ella und Liam haben doch gesagt, dass sie das schaffen. Außerdem darfst du nicht so pessimistisch denken. Und auch wenn es erst in 20 Jahren soweit sein sollte, ich werde dich deswegen nicht verlassen. Ich werde warten, weil ich weiß, dass eines Tages alles gut wird." Er schnaubte. „Harry! Setz deine rosarote Brille ab! Wir werden uns NIE outen dürfen!" Bei seiner lauten Stimme zuckte ich zusammen. Wir starrten uns an. Bis ich mit brüchiger Stimme sagte: „Schön zu wissen, dass du so denkst. Gute Nacht, ich geh jetzt schlafen. Ich bin müde, da ich nämlich gewartet habe bis mein Freund wiederkommt, da ich mir Sorgen gemacht habe. Schließlich hatte ich vor, mit ihm noch sehr viele weitere Jahre zu verbringen." Ich stand auf und ging ins Bad. Wenn ich ihn noch länger angeschaut hätte, hätte ich wahrscheinlich nachgegeben. Ich hätte mich entschuldigt, obwohl er sich entschuldigen müsste.

Ich hatte gerade meine Zähne fertig geputzt, als es anklopfte. „Hazza?" Seine Stimme war leise und lieblich. Meine Augen schlossen sich und ich biss mir auf die Zunge. Jetzt nicht nachgeben, Harry. Ich antwortete nicht. „Bitte Haz, ich muss mich entschuldigen." Natürlich konnte ich nicht standhalten und öffnete die Tür.

Sobald sie offen war trat Louis einen Schritt auf mich zu, doch diesmal ging ich zurück. Traurig schaute er mich an, redete dann aber doch: „Es tut mir so leid, dass ich das gesagt habe. Ich weiß, dass wir das alles durchstehen, aber ich habe solche Angst, Haz." Diesmal ließ ich zu, dass er mir über die Wange strich. „Ich hab Angst, dass die uns Steine in den Weg legen größer als der Mount Everest. Wir werden mit Sicherheit weitere Fake Freundinnen bekommen, sie werden Gerüchte verbreiten und alles daran setzten, uns auseinander zu bringen." Eigentlich wollte ich seine Antwort nicht wissen, aber ich fragte trotzdem nach: „Sei jetzt bitte ehrlich, Ja? Glaubst du, dass sie es schaffen würden?" - „Nein." Die Antwort war schnell und klar. „Ich werde dich für immer lieben und für immer für unsere Freiheit kämpfen." Bei seinen Worte seufzte ich auf. „Versprichst du es mir?" - „Ich verspreche es dir."

„Die werden uns nicht auseinander bringen. Wir wollen doch vier Kinder adoptieren." Bei seiner Ergänzung musste ich schmunzeln. „Und zwei Hunde." Fügte ich hinzu. „Und zwei Hunde." Wiederholte Louis meine Worte. Dann lehnte er sich vor und legte seine Lippen endlich wieder auf meine. Und wenn er das Gleiche wie ich gerade fühlte, dann sollte er sich spätestens jetzt sicher sein, dass wir für immer zusammen bleiben würden. Diese Liebe, die ich für diesen Mann verspürte konnte nur für immer bleiben. 

Since you were 18 [1D/Larry FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt