Bei Fremden
Ge. 03- Kapitel 79Die Typen sahen mich drohend an und ich blieb ihren Blicken stand. Plötzlich gingen sie dann aber und der Grund dafür war, dass Hakan hierher kam. »Ist etwas?«, fragte er, als er meinen Gesichtsausdruck sah. Ich schüttelte den Kopf und es schellte.
»Hast du nach der Schule Zeit?«, fragte Hakan.
»Yep!«
»Kommst du wieder zu mir?«
»Yep!«
»Sag schon, mit dir stimmt etwas nicht!«
»Alara ist nicht in der Schule. Erdem auch nicht.«
»Oh«, machte Hakan. »Hast Recht, sonst hätten wir nicht zusammen laufen können.«
»Ich frag mich, wieso er das bei dieser Schule noch nicht weiß.«
»Weil alle denken, dass er es weiß.«Unterricht. Unterricht. Wieder Unterricht. Schluss. Freiheit.
Ich wartete vor der Schule auf Hakan, der mich auch nicht lange warten ließ. Wir gingen zu ihm nach Hause und als ich das Haus betrat, hörte ich schon Stimmen.
»Meine Mutter und Ceylan sind da«, erklärte er.
»Wissen sie von mir Bescheid?«, fragte ich und blinzelte. Es könnte ziemlich unangenehm enden.
»Nein. Ich stell ihnen dich jetzt vor.«
Ich nickte und wurde schon nervös. Ceylan kannte mich zwar, sie kannte mich aber nicht als Hakans Freundin. Uff! Wie würde sie reagieren? Es waren die Fragen über Fragen, die in wenigen Sekunden, die ich zum Wohnzimmer hinter Hakan herging, meinen Kopf füllten.Hakans Mutter sah genauso aus wie Ceylan, die neben ihr saß.
»Hakan?«, fragte seine Mutter und blinzelte. Sie hatte wohl keinen Besuch erwartete und ich kam mir ziemlich überflüssig vor. Ceylan stand auf, um mich zu begrüßen. Ihr Lächeln schien wieder hell.
»Äh, Anne (Mama)«, begann Hakan mit einem Lächeln. »Ich wollte dir meine Freundin vortellen. Damla.«
Bevor Ceylan mich erreichte, koppte sie fast nach hinten. Sie blinzelte einmal und sah mich dann geschockt an. »WAS?«
»Meine feste Freundin«, wiederholte Hakan und seine Mutter kam da zu uns.»Nein!«, rief Ceylan wie ein kleines Kind und fuchtelte mit ihren Armen herum. Sie kam zu mir und sah mich ernst an. »Du kannst ehrlich zu mir sein, hält er dich unter Drogen!?«
»Ceylan!«, schimpfte ihre Mutter sofort und lachte leicht. »Akzeptier doch Mal, dass es doch eine Person geben kann, die Hakan mag.«
»Danke, Anne (Mama)«, meinte Hakan und lachte.»Ach, ihr seid neu von der Schule, ich decke schnell den Tisch!«, rief Hakans Mutter und eilte in die Küche. Ich und Ceylan gingen ihr nach, während Hakan Brot kaufen ging. Seine Mutter war wirklich eine reizende Person. Sie wuchs mir schnell ans Herz und ich erkannte sofort, woher Ceylan ihren Charakter hatte, genauso wie ihr Aussehen.
Nachher wollte Hakan mich nach Hause bringen. Ich stieg in den Wagen und starrte aus den Fenster.
»Und? Wie findest du meine Mutter?«, war Hakans erste Frage, als er sich hinsetzte und den Motor anschaltete.
»Sie ist eine perfekte Mutter«, sagte ich, was ich fand und wir fuhren los.
»Sie ist wie Ceylan«, fügte ich hinzu.
»Beleidige doch nicht meine Mutter.«
»Ey!«, schimpfte ich und wir lachten»Was magst du denn nicht an Ceylan?«, fragte ich verwirrt.
»Du fragst auch noch?«
»Das ist nicht offensichtlich genug«, erwiderte ich.
»Ich mag sie ja. Sie ist meine Schwester, aber ich liebe es noch mehr, sie zu nerven.«
»Der perfekte kleine Bruder«, witzelte ich und schaute zu ihm herüber.»Ach, Hakan!«, rief ich dann plötzlich, als ich die Straße erkannte. »Du kannst hier anhalten! Ich will hier aussteigen!«
»Was? Warum?«
»Gleich an der Ecke wohnt Alara!«
Er hielt abrupt an.»Ach ja und ich wohne nicht da, wo ich es dir früher gesagt hatte. Ich hatte es verheimlichen müssen, weil ich sonst dachte, du findest heraus, dass ich Erdems Schwester bin.«
»Wo wohnst du dann?«
»XXX-Straße 15!«, antwortete ich ihm und sprang aus dem Wagen. Er fuhr weiter und ich ging zu Alaras Haus. Ich wollte es wissen. Ich machte mir Sorgen. Und ich hatte Angst.Nach einem Mal klingeln öffnete ihre Mutter die Tür.
»Ich bin Damla, Alaras Freundin, darf ich rein?«, fragte ich und ihre Mutter nickte sofort. Sie sah so aus, als ob sie genau darauf gewartet hätte. Ohne zu zögern zog ich meine Schuhe aus und betrat das Haus.
»Alara ist sehr komisch in letzte Zeit«, erklärte sie mir und ihre Stimme schien zu vibrieren, als ob sie jeden Moment losweinen könnte. »Sie will nicht mit uns reden. Vielleicht kannst du ihr ja helfen.«
Mein Herz machte einen Satz. Es war also kein normales Thema. Wieso tat sie das bloß? Würde sie mit mir reden?Vor ihrer Tür angelangt, wartete ich erst eine Weile. Es war nichts zu hören. Kein Laut. Stille. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Gruselig.
Ich nahm meinen Mut zusammen und klopfte.
»Ich will nichts essen, Anne! (Mama!)«, hörte ich ihre Stimme sagen. Sie war rau geworden und man erkannte, dass sie geweint hatte.
»Ich-ich bin Damla!«, erwiderte ich. Stille. Für den Moment geschah nichts und genau als ich die Hoffnung verlor, öffnete sich die Tür und sie stand vor mir. Ihr Haar war wie das letzte Mal unordentlich. Sie stand noch in Pyjama und ihr Gesicht war nur in Fetzen zu erkennen. »Komm doch«, lud sie mich ein und ich betrat vorsichtig das Zimmer.»Setz dich!«, sagte sie und setzte sich dabei auf ihr Bett. Ich tat es ihr gleich. Mein Kiefer spannte sich.
»Du willst wissen, was los ist?«
Es war eher eine Feststellung als eine Frage. »Hat dir Erdem etwas über seine Vergangenheit erzählt?«
»N-nein«, stotterte ich, denn langsam bekam ich Gänsehaut. Es klang wie eine mystische Sage, wie sie das so erzählte.
»Etwas über seine Mutter?«, fragte Alara und sah mich dabei stechend an.
»N-nein«, stotterte ich wieder, während mir die Haare im Nacken zu Bergen stiegen. Es war so, als ob ich gar nicht hören wollte, was sie mir zu erzählen hatte.»Sie ist gestorben«, erzählte sie weiter. »Ich weiß es. Ich war dabei.«
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Danke, dass ihr mich in dieser und in allen meinen Geschichten unterstützt. Kann mich glücklich schätzen, Leser wie euch zu haben ❤️
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Bei Fremden
RomanceDamla Demirs Leben ist nahezu perfekt, bis ihre Mutter entscheidet, neu zu heiraten. Das bedeutet: Neue Schule, fern von Freunden und ein neues Haus mit Fremden. Sie bekam nämlich nicht nur einen Stiefvater dazu, sondern auch einen Stiefbruder, der...