Bei Fremden
Ge. 03- Kapitel 68
Ich wurde tiefer in den Wald gezogen, als jemand aus dem Nichts auftauchte und den Penner zu Boden schlug. Kaum war der Typ auf dem Boden gefallen, rannte ich schon weg. Nur merkte ich nicht, dass ich tiefer in den Wald ging. Ich rannte und rannte, bis mich jemand an der Schulter packte. Abrupt wurde ich nach hinten zu der Person gewirbelt und war einfach mehr als nur erleichtert, als ich in Hakans Augen erblickte.
Ohne einen Augenblick darüber nachzudenken schlang ich meine Arme um seinen Hals. In dieser Sekunde noch tropften Tränen meine Wange hinunter. Ich schluchzte und schluchzte. Das alles war auf einmal viel zu viel gewesen und dass er hier war, war die Erleichterung. Die Lösung.
»Pscht«, murmelte Hakan leise und erwiderte leicht meine Umarmung. Er tätschelte mich leicht am Kopf. Ich heulte mich erst eine Weile bei ihm aus, als ich plötzlich realisierte, was ich getan hatte. Sofort löste ich mich von der Umarmung und drehte mich weg von ihm. Dabei legte ich meine Hand auf meinem Kopf und versuchte ruhig zu Atmen. Es fühlte sich komisch an. Auf eine Seite falsch, auf eine richtig und auch wenn ich ihn am liebsten nie losgelassen hätte, schämte ich mich. Das Blut schoss mir ins Gesicht. Mir wurde augenblicklich warm.
Ich atmete laut und von Hakan hörte ich keinen einzigen Mucks, als ob er gar nicht da wäre. Währenddessen verging eine Zeit, die mir viel zu lange vorkam und ich traute mich nicht nach hinten, in Hakans Gesicht zu sehen. Es war mir einfach nur peinlich.
»Du hasst mich, oder?«, fragte ich. Die Frage lag mir einfach am Herzen. Es war so viel passiert, wir hatten Höhen und Tiefen und momentan hatte ich einfach nur Angst, dass er mich nicht mehr leiden könnte, weil er nicht mehr mit mir sprach.
»Wie kommst du darauf?«, fragte er und ich hörte einen einzigen Schritt auf mich zukommen. Langsam drehte ich mich zu ihm um. »K-kein Plan.«
Er grinste nicht. Kein bisschen. Hatte ich es auf den Punkt gebracht? Hasste er mich?
Ohne auf meine Frage zu antworten, lief er an mir vorbei. Mein Mund ging einen kleinen Spalt auf. Sofort biss ich mir meine Zähne fest zusammen und ging ihm einfach nach. »Willst du mir gar nicht antworten?!«
Nichts.
»Hakan!«
Er lief einfach stur weiter und ich ging ihm nach. Es wurde langsam dunkel, weshalb ich mir schon Gedanken machte. Da hielten wir auch schon vor einer kleinen Hütte an. Sie war aus Holz und sah alt aus. Ziemlich alt und abgenutzt. Hakan sah kurz nach hinten zu mir und warf mir einen Blick, der "komm rein", sagte.
Er öffnete mit einem Ruck dir Tür und ich folgte ihm hinein. Es war dunkel drinnen, aber Hakan kannte sich wohl bestens aus, denn er ging direkt auf eine Schublade zu und holte ein Streichholz heraus. Auf der Schublade war eine Kerze, die er anzündete, die den ganzen Raum erhellte.
Ich stand immer noch wie eine Statue am Eingang, als er dann in die andere Richtung ging und zog einige abgenutzten alten dreckigen Gardinen von den Fenstern weg. Licht durchströmte den Raum.
»Du kannst die Tür zumachen«, sagte er. Ich tat es und bemerkte, dass es bald völlig dunkel werden würde.
»Ich war hier früher oft«, erzählte er dann plötzlich und setzte sich auf das Bett in der Ecke. Ich setzte mich mit einem Abstand neben ihm.
»Ceylan und ich kamen viel zu oft hierher. Wie haben die Schule geschwänzt.«
»Die Schule geschwänzt?«, wiederholte ich und lachte. »Das passt gar nicht zu dir.«
»Jah«, lachte er mit und sah dann zu der Kerze, die noch aufflackere und schon bald als einzige Lichtquelle den Raum erhellte.
»Wieso hast du mich hergebracht?«, fragte ich vorsichtig und kaute an meiner Lippe herum.
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Bei Fremden
RomanceDamla Demirs Leben ist nahezu perfekt, bis ihre Mutter entscheidet, neu zu heiraten. Das bedeutet: Neue Schule, fern von Freunden und ein neues Haus mit Fremden. Sie bekam nämlich nicht nur einen Stiefvater dazu, sondern auch einen Stiefbruder, der...