Kapitel 57

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Bei Fremden

Ge. 03- Kapitel 57

Ich versuchte vergebens meinen Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bekommen, während Bengü geschockt zu Hakan sah. Sie wurde wütend. »Weißt du denn überhaupt, was deine Damla macht!? Kennst du se!?«, rief sie. »Sieh dir erst einmal diese Bilder rein. Dann kannst du entscheiden, wer deine Damla ist!«

Was für Bilder? Welche Bilder? Ich hab nie schlimme Bilder von mir gemacht?! Wieso sollte ich auch?

Sie lachte und Hakan stoppte einen Augenblick. Glaubte er ihr? Bitte nicht! Bengü tippte an ihrem Handy herum, als Hakan plötzlich sprach. »Du kannst dir deine Bilder sonst irgendwo hinstrecken. Ich kenne Damla. Wenn sie etwas schlechtes gemacht hätte, was ich ehrlich bezweifle, würde sie es mir erzählen und wenn nicht, ginge es mich nichts an-«

»Warum!?«, kreischte Bengü plötzlich und ihre Verzweiflung konnte man an ihrer Stimme hören.

»Vielleicht weil sie nicht so hinterhältig ist wie du?«, lachte Hakan und steckte seine Hände in seine Hosenasche. Wie ich das liebte.

Hakan grinste wieder und ging einfach. Bengü stampfte wütend herum. »WIE KANN MAN JEMANDEM SO BLIND VERTRAUEN!?«, kreischte sie und ich stellte mir dieselbe Frage. Hakan tat alles für mich. Warum? Ich war doch bloß ein hässliches kleines Kind. Ich wat nicht einmal schlau. Mir wurde warm und kalt zugleich. Dazu konnte ich ihm nie danken, ich konnte nie so süß sein.

Ich stand langsam auf und ging unauffällig mit meinem Navigationsgerät. Wie eine Puppe taumelte ich leicht hin und her.

»Hallo?«, hörte ich da von meinem Handy kommen. Ich nahm es mir in die Hand. Ops. Da hatte ich wohl aus versehen jemanden angerufen. Dummes Handy. Na ja, besser dumme Damla. Ich hatte schließlich keine Tastensperre angemacht.

»Hey, sorry! Tut mir Leid, hab aus versehen angerufen«, gab ich vertrauert von mir. Mir fiel wieder Alara ein und meine Laune wurde noch schlimmer.

»Damla, alles okay?«, hörte ich Ceylans Stimme von der anderen Leitung. Ich erinnerte mich noch zu gut daran, dass wir unsere Nummern getauscht und sie mir versichert hatte, dass ich zu ihr mit allen Problemen kommen könnte. Süß. Die ganze Familie war süß.

»Na ja«, nuschelte ich. »Ich hab da so ein mieses Problem.«

»Warum! Was ist passiert!? Soll ich dich abholen?«

»Ja, bin vor der Schule«, gab ich von mir. Allein der Gedanke an Ceylan und ihr Grinsen war eine Medizin. Sie war so ein froher und zufriedener Mensch. Ich war glatt eifersüchtig, aber ich wollte ihr nichts schlimmes. Irgendwie war sie mir sehr ans Herz gewachsen.

»Bin in fünf Minuten da!«, rief sie und schon war das Telefonat beendet. Ich ließ mein Handy in meine Hosentasche gleiten und seufzte genervt. In diesem Moment blickte ich zu Furkan, der die Schule gerade verließ. Perfekter Moment, dachte ich einfach und überlegte, was ich tun sollte. Auf ihn zugehen? Was dann?

Ich machte einen Schritt auf ihn zu. Er sah mich und machte schnell einen Bogen um mich und ging ein Stück. Wütend stampfte ich ihm hinterher und fuchtelte mit den Armen. »Kannst du nicht einmal warten?!«, kreischte ich. Er drehte sich abrupt um. »Ich hab keine Lust auf so eine Streitigkeit.«

»Wieso lügst du?«, fragte ich mit Nachdruck.

Er lachte. »Ich krieg immer, was ich will.«

»Wow«, meinte ich. »Du redest schon genauso schlampig wie diese Cindy. Pass auf, nicht dass du genauso niveaulos wirst. Ops, hab vergessen, dass du schon so tief gesunken bist.«

Er sah mich wütend an. »Misch dich da nicht ein, Demir!«

»Was wenn doch? Hä? Schlägst du mich dann? Hä?«

»Hop! Was ist hier los?«, wurde da gesagt und Ceylan erschien vom nichts.

»C-ceylan?«, fragte Furkan verwirrt.

»Was?«, erwiderte Ceylan und ich wurde sichtlich verwirrt. Woher kannten die beiden sich? Das konnte doch wohl nichts gutes bedeuten, oder etwa doch? Vielleicht konnte sich alles so regeln?

»Was tust du hier?«, fragte Furkan und Ceylan lachte. Sie legte ihr Haar nach hinten und musterte Furkan misstrauisch an. »Das sollte dich nicht interessieren. Was planst du wieder für einen Scheiß, hä? Willst du, dass ich wieder zu deinen Eltern gehe?«

»Mischt euch nicht in mein Leben ein!«, rief Furkan. »Ich mache nichts falsches, okay!?«

Furkan eilte einfach davon. Ihm war das wohl zu viel gewesen, aber ich hatte ja meine nötige Information bekommen. Es war ganz einfach. Seine Eltern. Ceylan kannte sie, oder nicht? Und wenn sie ihn wieder, wie sie es gesagt hatte, meldete, dann würden sie ihr doch glauben!

»Ähm Ceylan«, sagte ich und erzählte ihr alles. Sogar von meinem neuen Plan. Wir setzten uns dafür in die Nähe der Schule in ein kleines Café. Ceylan nickte und lachte. »Seine Eltern werden ihn zu Kleinbrei verarbeiten! Die sind extrem streng!«

»Hoffentlich!«, meinte ich und war glücklich, endlich etwas für Alara getan haben zu können.

»Woher kennst du ihn eigentlich?«, fragte ich Ceylan, die gerade sehr breit grinste.

»Ähm, Damla, der Typ war Mal in mich verliebt, weißt du?«, sagte sie und sah einfach schnell raus. Mehr wollte ich auch gar nicht wissen. Ja, Ceylan war ein wunderschönes Mädchen, sie hatte eine schöne Formen und ein immer lächelndes Gesicht. Außerdem meckerte sie und nörgelte sie ja fast nie. Der Traum von jedem Mann.

»Ist doch auch egal«, nuschelte ich.

»Ich mach das allein, okay?«, erklärte Ceylan. »Schon klar, dass du mit willst, aber ehrlich. Du solltest da nicht hin und das meine ich mehr als nur ernst.«

Ich wollte fragen, warum, ließ es dann aber lieber.

»Ach, ich bin so glücklich, dich zu haben«, rief Ceylan da. Was? Sie wat glücklich mich zu haben? Sie war doch diejenige, die immer etwas für mich tat! Ich glaube ihre ganze Familie ist so nett und keine Ahnung, es war nicht zu beschreiben.

»D-danke, ich auch«, brachte ich leise hervor. Dabei biss ich mir auf die Lippe. Wieso war ich so leise? Vielleicht hatte ich mich erinnert, dass das vor mir Hakans Schwester war.

»Ja, auch wenn du dafür die Bekanntschaft mit meinem Bruder machen musstest«, lachte sie.

»Sag das nicht«, bat ich. »Hakan ist wirklich ein guter Mensch.«

»Natürlich!«, witzelte sie. »Manchmal bin ich so wütend, dass ich ihn umbringen will!«

Ceylan lachte herzhaft und ich lachte einfach mit.

»Wenn ich wütend auf meinen Bruder bin, mach ich einfach seine Sachen kaputt«, erzählte ich ihr. »Zum Beispiel seine Playstation oder irgendwelche Spiele dazu.«

Wir lachten noch viel, obwohl ich eigentlich hätte noch angespannt sein müssen. Danach fuhr mich Ceylan nach Hause und ich hatte endlich wieder ein gutes Gefühl. Außerdem freute ich mich zum ersten Mal auf die morgige Lateinstunde.

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