Kapitel 62

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Bei Fremden

Ge. 03- Kapitel 62

Er hatte mit Erdem gesprochen? Ich starrte verblüfft auf den Zettel, während ich auf meiner Lippe kaute. Dabei bekam ich Panik. Ich wollte gar nicht wissen, was sie beredet hatten, aber auf der anderen Seite war ich ai neugierig, dass ich keine Sekunde warten wollte.

Dieses Mal war ich es, die nur ein Fragezeichen kritzelte und es rüberreichte. Hakan schrieb. Ich sah starr nach vorne und dachte nach. Vor kurzem hatte ich keine komischen Verhalten von Ersem gemerkt. Hmm.

Er rückte den Zettel zu mir und ich begann zu lesen: "Er hat wohl gesehen, dass ich in der Pause bei dir war. Er meinte, ich solle mich von dir fern halten."

"Und du wolltest es tun?"

"Er hatte mich überzeugt. Ich wollte es tun. Ich hab es probiert. Ich bin gescheitert."

"Wenn es so einfach ist, mich zu ignorieren-", bevor ich zu Ende geschrieben hatte, antwortete er mir im Flüsterton. »-war es eben nicht. Ich hab mich schlecht gefühlt. Ich verstehe es selber nicht, aber ich will nicht ohne dich.«

Er-er was!?

Ich starrte ihn verwundert an.

Hakan grinste wieder. »Ich- kann ihn ja verstehen. Er mag dich, mich aber nicht. Deshalb will er mich nicht um dich herum sehen. Normal.«

»Er hat mir nichts davon gesagt«, flüsterte ich. Immer noch spielten seine Worte in meinem Kopf ab. "Ich will nicht ohne dich." Hatte er es tatsächlich gesagt? Fassen konnte ich das jedenfalls nicht. Es war- so süß.

»Ich weiß«, murmelte er. Dabei sah er unauffällig nach vorne und tat so, als würde er aufpassen. »Ich weiß gar nicht, warum ich es ausprobiert habe.«

»Weil du dumm bist«, grinste ich.

»Dumm? Das sagst gerade du?«

Ich schlug ihm leicht gegen den Arm und sah lächelnd nach vorne.

Zu Hause dachte ich über das, was Hakan gesagt und geschrieben hatte nach. Ich fragte mich, was Erdem dachte. Er würde nichts schlechtes für mich wollen, aber dennoch war es doch schlecht für mich gewesen, oder? Ich war in der Zeit traurig gewesen, weil mich Hakan ignoriert hatte.

Ich warf meine Tasche auf einen Stuhl in der Küche und fing danach schon an zu kochen. Im Moment hatte ich nichts besseres zu tun und außerdem wollte ich mich wahrscheinlich auch etwas davor drücken, zu Erdem zu gehen. Ob er mit mir reden wollte? Über die Sache mit Hakan? Wenn ja, hätte er es schon nicht lange getan?

Ich schlug mir die Gedanken vom Kopf und konzentrierte mich aufs kochen. Danach machte ich noch einen Salat und Dessert. Genug Zeit hatte ich sowieso.

Am Abend kamen meine Mutter und Osman. Ich deckte den Tisch und rief alle zum Essen. Irgendwie fühlte ich mich hier wie die zweite Mutter. Das war aber nicht schlimm, sondern eher angenehm. Keine Ahnung, ich mochte es. Ich meine, ohne mich wären die doch aufgeschmissen? Sie müssten wieder etwas bestellen. Ich musste grinsen, als alle kamen.

»Mhm, es riecht echt lecker«, meinte Osman sofort und lächelte.

»Danke!«, lachte ich.

»Dh bist die beste Schwesterherz«, meinte Erdem und tätschelte mir auf den Kopf. Er setzte sich hin und da erkannte ich, wie glücklich Osman dadurch wurde. Wie es schien, setzte er einen großen Wert darauf, dass ich mich mit seinem Sohn vertrug und ihn sogar als Bruder sah. Das tat ich ja auch.

Ohne etwas zu sagen, setzte sich meine Mutter hin. Sie würdigte mir keinen einzigen Blick, was mir einen Stich gab. Ist doch egal, versuchte ich mir einzureden, doch wusste selbst, dass ich mich anlog. Das Essen schmeckte allen. Erdem und Osman lobten mich immer wieder, während meine Mutter leise aß. Hatte sie ein Problem? Sonst war sie es immer, die sprach.

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