Kapitel 22

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Bei Fremden

 Kapitel 22

Mutter wirbelte herum und sah mich voller Überraschung an. Natürlich. Sie würde hier doch nicht herumwühlen, wenn sie wüsste, dass ich sie hier sehen würde.

»Was tust du hier?!«, kreischte ich. Wie konnte man nur so tief sinken? Was glaubt sie denn, hier finden zu können?

»Nichts«, erwiderte meine Mutter und lächelte sanft. NICHTS?

»Willst du mich verarschen?«

»Damla, sprich nicht so mit mir!«

»Wie? Wie soll ich sonst mit dir reden? Kannst du mir das sagen? Was durchwühlst du hier mein Zimmer?!«

Meine Mutter sah mir zornig in die Augen, ging dann aber eiskalt an mir vorbei. Hallo? Was sollte da denn?

»Anne! (Mama!)«, rief ich ihr nach, doch sie blieb nicht stehen. Ich lachte. So weit runter war sie noch nie gesunken. Nie hatte sie in meinem Zimmer gewühlt. Ich verstand nicht, wie sehr dieses neue Leben sie änderte. Um mich gekümmert hat sie sich nie, aber das war eindeutig unter ihrer Grenze.

Ich schmiss meine Tasche in eine Ecke meines Zimmers. »Anne! (Mama!)«, rief ich wieder und rannte die Treppen hinunter. Meine Mitter war schon in der Küche und als sie mich sah, konnte sie ihren genervten Blick Mal wieder nicht unterdrücken.

»Das Thema ist nicht beendet!«, schrie ich und meine Mutter stöhnte extra laut. »Ich bin deine Mutter. Ich darf das.«

»Darfst du eben nicht! Du musst meine Privatsphäre akzeptieren!«

»Damla, schrei nicht so!«

»Aber du darfst das oder wie?!«

Sie sah mir zornig in die Augen. »Du bist einfach nur undankbar!«

»Das hat nichts damit zu tun, dass du in meinen Sachen herumwühlst! Sag schon! Sag! Was hast du gesucht, hä? Glaubst du, ich mache etwas Verbotenes?! Hä? Sag doch!«

»Halt deine Klappe, Damla. Sonst bereust es noch«, sagte meine Mutter mit einer ruhigen Stimme. Das ätzte. Ich hasste es, das sie immer so tun müsste, als sei sie die Mutter, die alles um ihr Kind tat und ich, das böse Kind, das frech und ungezogen ist.

»Sag mir, Mama, warum soll ich dir vertrauen? Du drohst mir doch immer. Woher soll ich jetzt noch Angst haben? Du schmeißt mich aus dem Haus, aus dem Wagen! Was willst du noch tun?!«

Ich bekam eine auf die Wange geklatscht. Meine Mutter riss ihre Augen weit auf. »Damla Akkaya! Hüte deine Zunge!«

»VERDAMMT NOCH EINMAL NENN MICH NICHT SO!«, kreischte ich. »Ich heiße Demir! Demir! Du hast mir alles genommen! Alles, was mich an meinen Vater erinnert hat, doch diesen Nachnamen, den kannst du mir nicht wegnehmen! Wenn ich schon meinen aufgebe, dann als glückliche Braut! Wie es mein Vater wollte!«

Meine Mutter zuckte zurück, doch das war nicht alles, was ich sagen wollte. Es hatte sich alles verstaut und es musste nun unbedingt raus. »Du sagst mir ja nicht einmal, wo sein Grab ist, VERDAMMT! Warum?! Hä!?«

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