Kapitel 46

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Bei Fremden

Ge. 03- Kapitel 46

Wie erstarrt sah Alara mich mit großen Augen an. Eine Stille herrschte, die mir die stickige Luft noch ätzender machte. Es kam mir vor, als müsste die Pause schon zehn Mal beendet werden, doch es schellte kein einziges Mal.

Dieser Schock in ihren Augen. Sie war wie versteinert. Ich konnte nicht sagen, ob sie es gut oder schlecht war. Ich glaubte aber eher an das Zweite, obwohl das erste mir lieber wäre.

»D-du- Was?«, fragte Alara brüchig. Eine kleine Falte entstand zwischen ihren Brauen und ihre Augen wurden noch großer. Ich antwortete nicht, sondern schwieg. Sie wusste genau, was ich gesagt hatte. Noch einmal brauchte sie es nicht zu hören. Zumindest konnte ich es kein zweites Mal sagen. Wie ein Messer rammte mich ihr Blick. Es war als fiele ich in ein tiefes Loch.

Alara stand auf und ging einen Schritt von mir weg. Ich stand ebenfalls auf und sah, wie sie sich wieder umdrehte und mir tief in die Augen sah. Ich schluckte.

»Das ist nur logisch«, murmelte sie eher zu sich selbst, als zu mir. »Das Jahr beginnt, Erdem zieht um, eine Damla taucht auf, sie hat einen Stiefbruder und Erdem? Erdem hat eine Stiefschwester! Wie konnte ich bloß so dumm sein? Ich konnte eins und eins nicht zusammenzählen, nicht alle Informationen zusammenflicken.«

Oder du hast mir zu sehr vertraut...

»Ich fasse es nicht«, brachte Alara mühsam hervor. Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. »Du! Du! Du bist! Ah!«

Sie hielt sich am Kopf fest und sah dabei gebannt zu Boden. Ihr Haar fiel ihr wieder zu den Schultern, als sie ihre Hände wegnahm, mir schließlich kn die Augen und mir das sagte, was ich bis heute nur schwer hatte verkraften können. »Du bist Erdems Schweter!? Erdem Akkayas Schwester!«

Ich sah runter. Seine Schwester. Erdem Akkayas Schwester.

»Weiß Hakan davon?«, fragte sie plötzlich und mein Blick stach sofort auf ihren.

»Was!?«

»Ob Hakan davon weiß? Sonst hätte er dich niemals beleidigt oder Erdems Stiefschwester.«

»Nein«, sagte ich und die Wut fuhr in mir hoch. Ich könnte den Jungen töten.

»Hm«, machte sie und tat ihre Hand vor ihren schönen vollen Lippen. »Du hast Recht. Du hast Recht, wütend zu sein. Er war fies.«

Sie ging einen Bogen, man merkte ihr an, dass sie verwirrt war.

»Was Erdem gemacht hat, war aber auch nicht nett«, meinte ich sofort. Alara sah zu mir und spielte mit ihrem Haar. »Ja, hast Recht.«

Danach sah sie hoch und es war so, als realisierte sie erst jetzt alles, was ich gesagt hatte. »Du bist Erdems Schwester!«, keischte sie. Ich drückte meinen Finger gegen meine Lippen, als Zeichen, dass sie leise sein soll. Sie verstummte sofort, aber ein breites Grinsen blieb in ihrem Gesicht. Alara sah so aus, als würde sie gleich platzen, wenn sie nicht weiter spräche.

»Okay, sprich, aber nicht so laut!«

Sie nickte. »Du bist Erdems Schwester«, wiederholte sie, dieses Mal aber im Flüsterton. »Und Cindy will sich bei dir einschleimen, wegen Erdem.«

Ich musste lachen, obwohl ich im Moment eigentlich nicht in Stimmung dazu war. »Kann sie lange machen, die Frage ist nur, ob sie was erreicht.«

Alara grinste noch breiter und tat eine Hand auf meine Schulter. »Damla, du bist heute so wunder wunder wunderschön! Und vor allem deine Haare!«, schleimte sie extra und wir fingen an zu lachen.

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