Kapitel 48

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Bei Fremden

Ge. 03- Kapitel 48

»Wie kommst du darauf, dass ich auf dich eifersüchtig bin?«, zischte ich Hakan zu.

»Warum sonst schlägst du mich?«

»Vielleicht weil du scheiße zu irgendwelchen Mädchen bist? Vielleicht kenne ich dieses Mädchen sogar?«, erwiderte ich und Hakans Augen weiteten sich sofort. Man merkte schon, an diese Möglichkeit hatte er nicht gedachte.

Mit einem Siegerlächeln sah ich nach vorn zur Lehrerin, die etwas an die etwas an die Tafel schrieb.

»Du kennst sie?«, fragte Hakan mich leise.

»Das braucht dich nicht zu interessieren, Metin. Du hast bei mir verkackt.«

»Damla«, zischte er. »Kennst du sie durch Erdem? Hast du eine Beziehung mit ihm?«

Ich stöhnte. »Musst du immer an so etwas denken?«

»Wenn du ihn einfach auf dem Gang mit ihm herum kuschelst.«

»Weißt du was, Metin? Halt einfach deine Klappe«, zischte ich und sah wieder nach vorne.

Der Unterricht endete irgendwie viel später als sonst. Hakan und ich sahen uns kein weiteres Mal an. Nach der Stunde wollte ich schnell weg.

»Warte, Damla!«, rief mir Hakan nach, als ich den Raum verlassen hatte. Alle Anderen gingen an uns vorbei. Ich zögerte kurz, wollte dann aber weiter. Hakan hielt mich an meinem Arm und ich sah ihm ins Gesicht.

»Kannst du nicht einfach sagen, warum du sauer bist?«

Nein. Was, wenn er mich dann hasst? Aber wenn ich nichts sage, hasst er mich doch auch, oder?

»Du würdest wirklich nichts mit der Schwester von Erdem anfangen, nie?«, fragte ich vorsichtig. Hakan schüttelte sofort den Kopf. »Glaub mir, Damla, ich will nichts mit dieser verdammten Familie zutun haben. Ehrlich. Egal, wer es ist.«

Für den Moment stoppte alles. Die Wut packte mich, umhüllte mich und es fühlte sich so an, als ob es nicht leicht abzuschütteln war. Wenn er nichts mit ihr zutun haben wollte, auch wenn ICH es war, fein. Konnte er so haben.

Ich schüttelte seinen Hand weg und wollte einfach nur weg, da rief unsere Lateinlehrerin nach uns beiden und kam auf und zu. »Ach, gut, dass ich euch noch erwischt habe!«, rief sie lächelnd und sah uns abwechselnd an. »Ich möchte, dass ihr beide für die nächste Stunde etwas für die Klasse vorbereitet, über dieses Thema-«, sie drückte mir einen Ordner in die Hand. »-Viel Glück!«

Danach ging sie grinsend weg. Was? Was? Wa-aaaas?

Ich sah Hakan mit offenem Mund an und er fing an zu lachen. Er fing eiskalt an zu lachen. »Sieht so aus, als konntest du mir wieder nicht entkommen.«

»Was?«

»Vielleicht ist es sogar Schicksal«, lachte er. Ich sah ihn wütend an und er grinste breit.

»Du kannst mit deiner schlechten oder guten Laune kommen. Auf jeden Fall müssen wir das machen«, meinte er und ich zuckte nur mit den Schultern.

»Mach das doch allein.«

»Okay, Fräulein Demir. Dann bin ich aber auch gezwungen, es unserer Lehrerin haargenau so zu erklären.«

»Uff«, meckerte ich und ging zum nächsten Unterricht. Es war kaum zum aushalten. Ich musste dauernd an sein Grinsen denken und dann vor allem an seine Worte. Sollte ich es ihm sagen? Warum nicht? Sollte er es jetzt erfahren, als später.

»Wir haben morgen frei, ist dir das klar?«, fragte Alara.

»Echt?«, fragte ich überrascht.

Sie nickte und lachte dabei. »Man, du bist so verknallt, dass du nicht einmal mehr die Feiertage kennst. Süß, verzaubert dich Hakan so sehr?«

»Man, Alara, wovon träumst du wieder?«

»Hihi, wer weiß. Aber eins steht fest Damla Metin passt doch viel zu gut zusammen, oder?«

Ich schlug ihr leicht gegen die Schulter, woraufhin sie noch mehr kicherte. Ja, sie war eine Nervensäge, doch sie war meine Nervensäge.

»Damla, Alara, raus!«, rief unser Lehrer und wir gingen aus dem Raum. So laut waren wir nun auch nicht, dass er und rausschmeißen musste!

»Tut mir Leid«, meinte Alara, als ich sie Tür hinter uns schloss.

»Ach, ich war auch schuld«, erwiderte ich und lehnte mich an de Wand.

»Wir haben Donnerstag auch keine Schule«, berichtete Alara nachdenklich und sah nach oben.

»Ist doch cool«, lachte ich, während meine eine Seite noch immer bei Hakan war.

»Ich finde, du solltest es ihm sagen«, riet mir Alara zu, als hätte sie meine Gedanken gelesen. »Als du es mir gesagt hast, war ich so schockiert, ich konnte es nicht fassen. Aber dann hab ich realisiert, wie cool das eigentlich ist. Und ich wusste, egal, ob du Erdems oder die Schwester von irgendjemand anderem bist, du bist meine Freundin und unsere Freundschaft hat doch nichts mit deinem Bruder zutun. Hakan wird das sicher nicht anders denken.«

»Hast Recht«, nuschelte ich und mir kam wieder vor Augen, wie er mich darum bat, ihm zu sagen, weshalb ich doch sauer sei.

»Alara, weißt du aber warum Hakan und Erdem sich steiten?«

Sie schüttelte den Kopf. »Vielleicht solltest du als aller erstes das heraus finden. Jetzt hast du ja auch noch zwei Tage frei, das heißt genug Zeit, um deinen Bruder auszuquetschen.«

Wir lachten zusammen.

»Hast Recht. Ich hoffe Hakan ist mir nicht allzu böse.«

»Der überlebt das schon.«

»Alara«, fing ich an und grinste schon bei dem Gedanken. »Willst du bei mir übernachten?!«

Alara blinzelte, grinste dann aber auch. Ich konnte mir schon vorstellen, dass ihr erster Gedanke dabei ERDEM war. Sie nickte.

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