Kapitel 10

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Bei Fremden
Ge. 03- Kapitel 10

Sie sah mich fragend an. Woher ich es wusste? Wie sollte ich es ihr sagen. »Nachdem du gegangen bist, stand der an derselben... Haltestelle und- und ich hab dann doof gefragt, ob er mit dieser Schlampe ausgeht.«

Ich sah zur Seite. Wenn ich log, wurde ich meistens rot.

»Achso«, murmelte Alara.

Danach änderten wir das Thema. In Wirklichkeit hatte in null Lust dazu, über Erdem zu reden. Ich würde es schon irgendwie hinkriegen, dass Alara aufhört, ihn gut zu finden.

Eigentlich hatte ich gerade ja die beste Chance gehabt, aber ich musste es ihr einfach sagen.

Es muss eine leichtere Möglichkeit geben, ohne dass Alara traurig wird. Das könnte ich einfach nicht über das Herz bringen.

»Damla, du solltest auch einmal zu uns kommen!«, schlug Alara vor und ich nickte. »Auf jeden Fall!«

Es klingelte und wir gingen zum Unterricht. Ich saß wie fast immer neben Alara, was mich echt erleichterte.

Später in der Cafeteria setzten wie uns nebeneinander und aßen.

»Wie war dein Leben früher? Mochtest du es mehr?«, fragte mich Alara dann und ich seufzte. »Auf jden Fall war mein Leben damals besser.«
»Warum? Ist es wegen deinem Stiefvater oder wegen deinem Stiefbruder? Sind sie scheiße zu dir?«
Auf jeden Fall.

»Naja, sie mischen sich in alles ein.«
Alara sah nachdenklich aus. Dabei sah sie wirklich hübsch aus. »Wie alt ist dein Stiefbruder denn?«
Verdammt. Diese Fragen wollte ich doch immer ausweichen. »Äh, zweiundzwanzig. Er studiert Wirtschaft.«
»Oh«, machte Alara und dachte nach.

Ich wusste nicht, was man dabei nachdenken konnte, aber Alara war schon ein etwas anderer Mensch... irgendwie einzigartig.

Plötzlich kam Erdem auf uns zu. Zuerst sah er mich überrascht an, wendete sich dann aber zu Alara.
»Könntest du mir sagen, welche Aufgaben wir in Französisch aufhatten?«

Alara nickte sofort und erklärte, was sie als Hausaufgabe hatten. Mich störte das total. Dieser Typ soll Alara in Ruhe lassen!

Erdem sah noch einmal kurz zu mir und ging dann. Alara grinste dämlich vor sich hin. Selbst dabei sah sie zuckersüß aus. »Glaubst du, er mag mich?«
Okay, jetzt wird es bitter.
»Nein«

Alara sah mich enttäuscht an. Ihr Grinsen war sofort wie weggeweht. Ich fühlte mich zwar scheiße, aber sie durfte nicht mit einem Arschloch zusammenkommen!

»Das macht er doch bei jedem Mädchen.«
»Du glaubst immer noch, er sei nicht der gute Kerl, oder?«
Ich nickte.

Sie zuckte mit den Achseln. »Irgendwann wirst du sehen, er ist ein echter Held.«
»Du schnulzt echt zu sehr.«
»Oh«

Nach der Schule fand ich den Weg nach Hause nicht. Zum Glück hatte ich ein GPS-System auf meinem Handy. Hoffentlich kriegt das niemand heraus... wie peinlich.

Als ich das Haus betrat, kam Erdem auf mich zu. »Hexe, wie kommst du zu so einer Freundin?«
»Was meinst du?«
»Ich meine Alara!«
»Was ist mit ihr?«

Er sah mich verständnisslos an. Als ob ich es schon die ganze Zeit aus hätte verstehen müssen. »Naja, Alara ist hübsch und klug und so.«

Ich schubst ihn weg und er sah mich ausdruckslos an. »Ich warne dich, Damla. Du bist hier nicht das Prinzesschen. Glaub mir, du willst mich nicht zum Feind!«
»Lass die Finger von Alara!«
»Was, wenn nicht?!«

Meine Mutter kam gerade da von der Küche. »Damla, schrei nicht so!«
Erdem hat nicht geschrien oder wie? Klar, immer war ich die Schuldige.

»Ich möchte mit dir reden, Damla.«
Ich ging in die Küche und hörte noch, wie Erdem die Treppen hochging.

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