Gleis 9 3/4

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Nach einer halben Stunde kam das Tier schnell zurück. Auf der Rückseite des Zettels stand die Antwort auf seine Frage:

Hey Kumpel,
tut mir leid, dass ich dich jetzt wecke, aber Elladora hat wieder ihre Albträume seit drei Stunden. Keiner von uns konnte sie wecken oder aus ihrem Traum herausholen. Hast du vielleicht eine Idee?

PS.: Bitte antworte schnell!!!

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Hi Dray,
ich komme. Sie meinte, dass noch niemand vor mir sie wecken konnte. Da könnt ihr noch so lange ihr wollt es versuchen. Mit ihren Fähigkeiten wird es schwierig.
Ich beeile mich!

In den nächsten zehn Minuten war Blaise auch schon da. Im Schlafanzug und verwuschelten Haaren erreichte er das Manor seines besten Freundes.
Es dauerte auch nicht lange, da stürzte er mit erhobenem Zauberstab nach Draco ins Zimmer und nahm das um sich schlagende Mädchen in die Arme. Währenddessen flüsterte er ihr ins Ohr: „Ella. Ella Liebes. Ich bin da. Wir sind nicht tot. Es ist nur ein Traum. Nichts davon ist real...". Ein letztes gequältes Stöhnen verließ Elladoras Mund und dann war Stille im Raum. Das einzige, was man jetzt noch hörte, war Blaise, der immer noch leise zu der jüngsten Malfoy sprach. Diese kuschelte sich nun an ihn. Jetzt weinte sie wieder. Aber leise und nicht so, wie sie es im Traum getan hatte.
Geschockt, interessiert, erleichtert, fragend und angenehm überrascht. So konnte man den Blick von Narzissa Malfoy beschreiben. Lucius hatte von all dem bis jetzt gar nichts mitbekommen, denn er war in die Bibliothek gegangen, um nach einer Lösung zu suchen. Erst jetzt kam er zurück. Denn der Hausherr hatte auf einmal kein Geschrei mehr gehört. Somit kam er erst jetzt und besah sich mit Interesse die Szene, die sich ihm hier bot. Seine Frau hingegen umarmte ihn einfach glücklich. Es war gerade einfach so über sie gekommen. So sehr freute sie sich über die anscheinend enge Verbindung zwischen ihrer Tochter und deren Zukünftigen.

Am nächsten Morgen war Elladora natürlich etwas verwirrt gewesen, als Blaise bei ihr mit im Bett lag, aber sie konnte eins und eins zusammenzählen und schloss, dass sie wie erwartet wohl einen schlimmen Albtraum gehabt haben musste. Zum Glück erinnerte sie sich nicht mehr an diesen. Jedoch war sie noch immer schwach. Anscheinend musste heute der morgendliche Flug ausfallen. Stattdessen kuschelte das Mädchen sich in die Arme von Blaise, welcher sie direkt fester an sich drückte. So lagen sie noch eine ganze Weile. Elladora fand es äußerst beruhigend ihm beim Schlafen zuzusehen. Auch seine Träume sah sie sich gerne an. Diese waren so viel beruhigender als ihre eigenen. Meist träumte er von Hogwarts, von Quidditch oder wie er einfach mit seinen Freunden, oft auch einfach nur mit Draco, etwas unternahm. Es war so unglaublich friedlich. Erst jetzt viel Elladora der auf dem Boden liegende Zauberstab auf. Er musste ihn wohl auf den Boden geschmissen haben. War es so schlimm gewesen?
So in Gedanken bemerkte sie gar nicht, dass Blaise mittlerweile aufgewacht war und sie beobachtete.
Erst als er leise „Guten Morgen, Liebes." flüsterte, sah sie beinahe schon mit einem ertappten Gesichtsausdruck zu ihm hoch. War er doch mindestens einen Kopf größer als sie. „Oh. Guten Morgen.", war ihre leise Antwort. Sie war es nicht gewöhnt in irgendeiner Art rot zu werden. Doch gerade wurde sie das um die Nasenspitze herum.
Blaise grinste nur und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Es war aber auch niedlich, wenn sie so rot wurde. Eigentlich schon schade, dass das so selten bei ihr vorkam.

*31. August 1998*
Elladora stand nun mit Draco und ihren Eltern am Gleis 9 ¾ und besah sich die rote Lok. Die letzten Wochen waren eigentlich recht uninteressant verlaufen. Sie hatte Mrs. Zabini kennengelernt und war auch öfter mal zu Besuch gewesen. In ihrem eigenen Bett hatte sie eigentlich nicht mehr geschlafen. Jeden Abend, darauf hatte Blaise bestanden, hatte sie sich mit ihrem Nachthemd bekleidet verwandelt und war zum Zabini Manor geflogen. Dort hatte sie dann immer an seinem Fenster gepickt und hatte dort dann geschlafen. Den Morgendlichen Flug hatte sie dann, wenn nachhause flog. Auch in der Winkelgasse war es nicht gerade aufregend gewesen. Sie war ja schon oft dort gewesen. Natürlich wurden sie viel angestarrt und es wurde getuschelt. Blaise hatte aber nur Elladoras Hand genommen und war mit ihr im nächsten Laden verschwunden. Danach hatte er sie angegrinst und ihr gesagt, dass sie sich nichts daraus machen solle. Sie hatten also ihre Schulsachen und die von Draco gekauft und waren danach wieder zum Manor appariert. Zum Laden der Zwillinge zu gehen, wäre dem Mädchen nicht einmal im Traum eingefallen. Gerne wäre sie dort hingegangen und hätte die beiden besucht, aber so etwas durfte sie sich ja nicht erlauben.
Jetzt war sie hier und war sich nicht ganz sicher, ob sie sich auf ihr kommendes Jahr in Hogwarts freuen sollte. Natürlich sah man ihr ihre Unsicherheit nicht an. Genauso wenig wie Draco. Keine Emotionen waren an ihren Gesichtern zu lesen. So, wie es sich gehörte. Endlich erschien auch Blaise und zu dritt stiegen sie in den Zug. Natürlich zog Draco ihr Gepäck. So hatte sie auch freie Hände, um sich bei Blaise unterzuhaken.
Dieser lächelte nur. Sie hatten etwa den halben Zug durchquert, da kamen sie auch schon in dem Abteil an, indem die meisten Slytherins immer ihren Sitzplatz fanden.
Kurz darauf waren die drei von mehreren Schülern umgeben. 'Wenigstens das ist geblieben. ', hörte Elladora ihren Bruder denken.
Sie hingegen war da nicht so. Sie brauchte diese Art von Aufmerksamkeit nicht. Der Grund? Der kam gerade angehüpft. „Drakieee!", mit diesem widerlichen Wort auf den Lippen kam Pansy Parkinson und schmiss sich Draco um den Hals.
Die Geschwister mussten wohl gleichzeitig und genau gleich ihre Nase gerümpft haben, denn jetzt, wie Blaise freudig dachte, kam Theodore Nott zu ihnen. „Pans. Lass Dray doch mal gehen... Hey. Wen hast du denn da mitgebracht? *lacht* platinblondes Haar, graue Augen und derselbe kalte Blick. Du musst Elladora sein.", wandte er sich nun grinsend dem Mädchen zu und vollführte einen formvollendeten Handkuss. Er fand es wohl äußerst amüsant, eine kleine Ausführung von Draco in weiblich vor sich zu haben. Sie ging jedoch gar nicht erst wirklich darauf ein und meinte stattdessen um den Schein zu wahren: „Und du bist?". „Theodore Nott. Stets zu deinen Diensten!". War die Antwort. Draco lachte jetzt. Es tat ihm gut wieder unter seinen Freunden zu sein. „Alter, Theo. Lass sie doch erst mal ankommen. Du vergraulst Ella, bevor wir überhaupt in Hogwarts sind!", grinste er und hievte die beiden Koffer auf die Gepäckablage. Blaise ließ seinen eigenen auch nach oben schweben. Danach setzten sie sich alle und Pansy fing an, die junge Malfoy voll zu reden. Aus den Gedanken anderer ging hervor, dass sie selbst nicht wussten, warum ihre Schulkameradin auf einmal wieder so aufgedreht war.
Elladora lächelte jedoch tapfer und hörte der Älteren zu. Sie wollte ja nicht unhöflich sein. Doch allen um sie herum schien es aufgefallen zu sein, wie gezwungen das Mädchen lächelte und versuchte irgendwie dort herauszukommen.

Die verschwundene Tochter MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt