Liebe kennt keine Grenzen (Abgeschlossen)

Kapitel 2 / Undiscovered talent

Kapitel 2

Als es an meinem ersten Schultag nach der vorletzten Stunde, Geografie, in der ich nebenbei fast eingeschlafen wäre, klingelte, hüpfte etwas Kleines in meinem Bauch kurz auf und ab. Die nächste und damit auch letzte Stunde an diesem Schultag war Sport, mit dem Lehrer, der mich vorhin so angesehen hatte - den ich so angesehen hatte.

Ich freute mich auf den Sportunterricht, den ich freiwillig belegt hatte, da es das einzige war, was ich gut konnte. In allem anderen war ich allerhöchstens Mittelmaß. Außerdem war es das einzige Fach an der Schule, das mich überhaupt ein wenig interessierte.

Also machte ich mich auf den Weg zu den Umkleiden, wo ich zusammen mit ungefähr zehn anderen, mehr oder weniger motivierten Mädchen, in die einheitliche Sportkleidung der Schule schlüpfte und auf den Rasen des Sportplatzes pilgerte, wo Mr.Styles bereits auf uns wartete. Ich sah ihn schon von weitem und erkannte, dass er inzwischen kurze Shorts und ein T-Shirt trug und nicht mehr den Trainingsanzug vom Vormittag. Dabei hatte ich einen perfekten Blick auf seinen trainierten Körper, den man zuvor nur erahnen konnte, sowie auf mehrere Tattoos an seinen Armen. Außerdem hatte er seine langen, braunen Locken zu einem Dutt zusammen gebunden, was ihn noch attraktiver aussehen ließ. Mr.Styles vermerkte mich allerdings erst in dem Moment, als er auf der Anwesenheitsliste zu dem Namen: „Salvatore, Isabelle" gekommen war. Er blickte nach meinem leisen „Ja" auf, um sich das passende Gesicht einzuprägen und stutzte einen Moment, als er mich erkannte. Wieder begegneten sich unsere Blicke und wieder schien es für einen Bruchteil einer Sekunde so, als würde die Welt einfrieren und still stehen.

Er wandte dann jedoch schnell den Blick ab und kontrollierte weiter die Anwesenheit. Auch ich hatte meinen Blick schnell auf den Rasen gesenkt, auf dem ich saß. Was zur Hölle wär das schon wieder gewesen? Wieso hatte ich bei jedem Blick, den er mir zuwarf, das Gefühl, einen prickelnden Stromschlag zu bekommen?

Nachdem er mit der Anwesenheisüberprüfung durch war, klappte Mr.Styles sein Klemmbrett zu und ergriff das Wort, was mich aus meinen grüblerischen Gedanken zurück in die Realität trieb.

„Also Leute. Das ist euer letztes Jahr an der Highschool und ihr solltet unbedingt noch mal alles geben, um euren Abschluss zu schaffen. Ich habe mir natürlich schon Gedanken darüber gemacht, mit welchem Thema wir dieses Jahr anfangen könnten und bin zu dem Entschluss gekommen, dass wir mit Leichtathletik anfangen.", für diesen Satz erntete er entrüstetes Gestöhne und Blicke, die eindeutig an seiner Kompetenz zweifeln ließen.

„Kommt schon, bei Leichtathletik ist für jeden etwas dabei und es wird auch nur die beste Disziplin gewertet. Also jetzt sitzt nicht so faul rum, wir fangen mit dem Werfen an."

Aus irgendeinem Grund hatte er diesen Tonfall an sich, der absolut keine Widerrede duldete und die Schüler stellten sich in Reihen auf, um nacheinander Bälle so weit es ging über das Spielfeld zu werfen. Ich befand mich in dieser Disziplin zwar nicht unter den Besten, allerdings doch im vorderen Drittel der Klasse. Ich war keine riesengroße Überraschung, weder im positiver, noch in negativer Hinsicht.

Ähnlich sah es beim Weitsprung aus. Ich schaffte es zwar, eine passable Weite zu erreichen, allerdings fiel ich niemandem als besonders gut auf. Was ich, wenn ich ehrlich war, genoss. Ich war die Neue hier, die Merkwürdige, die Menschen zu meiden schien wie ein Vampir die Sonnenstrahlen. Ich fand es gut, endlich wieder in meiner gewohnten Nische im nichts verschwinden zu können.

Zum Schluss hatte Mr.Styles den Sprint angesetzt. Darauf freute ich mich am meisten. Ich liebte es, zu rennen und dabei den Wind in den Haaren zu spüren. Es war dann das einzige was ich überhaupt war nahm. Wenn ich rannte, dann war ich frei. Diese Erfahrung hatte ich schon früher gemacht, als ich und Jolie noch zu Hause gewohnt hatten...