Kapitel 14 / I'll do you a favour

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Kapitel 14

Die Schule hatte nach den einwöchigen Ferien wieder ihren monotonen Betrieb aufgenommen und ich folgte diesem einfach. Es war viel einfacher, im Unterricht etwas zu verstehen, wenn man in jeder Unterrichtsstunde anwesend war und nicht schwänzte, weil man für seine Familie sorgen musste. Inzwischen schrieb ich auch keine ganz so grausamen Noten mehr und alles in allem sah es nach dem ersten Halbjahr schon fast danach aus, als würde ich tatsächlich meinen Highschoolabschluss machen. Er würde nicht super ausfallen und mich direkt an eine Elite-Uni bringen, aber ich würde einen Abschluss haben.

Hätte mir das vor einem Jahr jemand gesagt, hätte ich die Person schamlos ausgelacht.

Meine größte Befürchtung allerdings war, dass ich auf Harry wieder genauso verkrampft wie während den Ferien reagieren würde. Zu meiner Überraschung allerdings, hielt auch er sich auffällig weit von mir fern, sodass ich gar keine Chance hatte, das prickelnde Gefühl wieder zu verspüren.

Wahrscheinlich würde ich es auch gar nicht mehr fühlen, selbst wenn er es darauf anlegen würde. Immerhin war ich noch ein Teenager - da hatte man mal ein paar Tage lang ziemlich verwirrende Gefühle für seinen Trainer, die dann eben ein paar Tage später auch wieder weg gingen. So einfach war das.

Trotzdem war ich froh, dass sich meine Gedanken immer weiter beruhigten. Es war so, als ob mein Herz aufatmete, nachdem es nur knapp einer Katastrophe entkommen war.

Damien half mir ganz gut dabei. Seitdem ich gesehen hatte, wie gut er und Jolie sich verstanden, traf ich mich häufiger mit ihm und brachte die Kleine dazu mit. Inzwischen hatte sie einen regelrechten Narren an dem Sunnyboy mit den blauen Augen gefressen und wenn ich ehrlich war, dann hätte ich mir auch nicht vorstellen können, dass ausgerechnet der protzige Damien jemals meine kleine Schwester auf der Schaukel anschubsen würde.

Inzwischen war der November vorbei und der Dezember mit der Adventszeit hatte sich angekündigt. Es war merkwürdig, zu wissen, dass in wenigen Tagen Weihnachten sein würde und trotzdem weder dicke Jacken, noch Handschuhe anziehen zu müssen. Nicht dass ich die Kälte wirklich vermissen würde, aber in Seattle hatte an Heiligabend wenigstens stets Schnee gelegen. Hier müssten wir die Schneemänner wohl aus Sand bauen.

"Was ist denn jetzt eigentlich mit dem Festival?", wollte Damien wissen, als er mich an einem Donnerstagnachmittag nach der Schule zum Kindergarten begleitete, um Jolie abzuholen.

Es dauerte, bis ich mich daran erinnerte, was er meinte, bis es mir wieder einfiel. "Oh, ehm ... wann war das noch mal?", wollte ich wissen, um mir Zeit zu verschaffen. Wollte ich da jetzt wirklich hingehen?

"Dieses Wochenende.", erwiderte Damien etwas tonlos und ich konnte daraus hören, dass er gekränkt war, weil ich es vergessen hatte. Anscheinend hatte er sie schon fest eingeplant und sich darauf gefreut.

Ich seufzte innerlich. Wie war das gewesen? Wenn ich meinen einzigen Freund in dieser Stadt damit glücklich machen würde? "Okay. Aber ich hab noch gar keine Karte.", warf ich dann noch zu bedenken ein. Vielleicht würde es ja - tragischerweise - daran scheitern?

"Ich weiß.", Damien grinste und griff in seine Hosentasche. "Bitteschön. Betrachte dich als eingeladen." Und er hielt mir ein festes Stück Pappe hin - eine Eintrittskarte. So viel zu meinem tollem Plan.

"Das wäre nicht nötig gewesen.", war jedoch alles, was ich erwiderte. Ich war wirklich ein bisschen überraschst und ... beschämt? darüber, dass Damien mir einfach so eine Karte gekauft hatte.

"Nicht der Rede wert.", er winkte ab. "Ich wusste eben, dass du zusagen, aber niemals selbst eine Karte kaufen würdest. Dabei würden die anderen dich ja sehen und dann merken sie noch, dass du ein ganz normaler Mensch bist." Damien zwinkerte mir zu und ließ mich etwas verblüfft, einen Augenblick lang verdattert stehen.

Liebe kennt keine Grenzen (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt