Kapitel 26
Ich hatte das Gefühl, dass sich die Turnhalle plötzlich in eine Trauerfeier verwandelt hatte. Ich spürte ausnahmslos alle Blicke auf mich ruhen und konnte spüren, wie die Leute die Luft anhielten.
Ich schluckte kurz und bereute mein Gebot praktisch in dem Moment, in dem ich es ausgesprochen hatte. Was sollte ich nur tun? Lachen, und behaupten, das sei nur ein Witz gewesen?
Nein. Mir musste schleunigst eine bessere Ausrede einfallen. Und 'Ich wollte nicht, dass diese grässliche Frau ihn bekommt' sollte ich wohl besser nicht sagen.Das Mädchen auf der Bühne schaute mich entsetzt an und wartete offenbar auf eine Erklärung.
"Jaah, also Coach Styles und ich haben uns nämlich etwas überlegt.", sagte ich und räusperte mich, weil sich meine Stimme mit einem mal dünn und ausgetrocknet anhörte. "Und zwar wollten wir, weil wir so begeistert von der Idee dieses ... Krebstherapiezentrums waren, einen Spendenlauf organisieren." Der schwenkbare Scheinwerfer war mit einem Mal auf mich gerichtet und ich merkte, dass er ein zusätzlicher Grund war, warum ich mich auf einmal schweißgebadet fühlte. "Da wir das so gerne in Anlehnung an diese hübsche Veranstaltung tun wollten, haben wir uns überlegt, dass alle ersteigerten Paare dann zusammen laufen werden. Mr Styles -" Meine Stimme versagte abermals, aber Harry, der bislang mehr oder weniger außerhalb von meinem Aufmerksamkeitsfeld gestanden hatte, reagierte geistesgegenwärtig.
"Genau. Belle und ich haben vorhin in der Pause abgemacht, dass sie dann als Höchstbietende auf mich setzen sollte, sozusagen als Symbol für den Lauf. Immerhin hat sie uns bei den letzten Meisterschaften hervorragend vertreten.", er schenkte mir ein Lächeln, das so ganz anders war, als alle, die ich zuvor von ihm bekommen hatte.
Für einen Augenblick hatte ich schreckliche Angst, dass er furchtbar sauer auf mich war und sich das Lächeln aus diesem Grund verändert hatte, aber dann merkte ich, dass es lediglich das einzige Lächeln war, dass er mir eigentlich schenken durfte: Das Lächeln eines Lehrers, der stolz auf seine Schülerin war."Oh wie überraschend, Mr Styles.", meldete sich nun die Schulleiterin von weiter vor zu Wort und klang dabei alles andere als überzeugt.
Am liebsten hätte ich mir fünf Lagen Decken über den Kopf gezogen, nur um diesem Laientheater, zu dessen Hauptdarstellerin ich geworden war, nicht länger zusehen zu müssen."In der Tat, ich war ebenfalls ziemlich überrascht, als Belle auf diese Idee kam.", Harry bedachte mich mit hochgezogenen Augenbrauen. "Aber es war tatsächlich ihre Idee und ich finde, wenn sich eine Schülerin, mit derart tollen Leistungen für so etwas einsetzen möchte, dann sollte das definitiv unterstützt werden, finden sie nicht?" Er ließ der Direktorin nicht die Zeit, die sie für eine Antwort gebraucht hätte, sondern redete ohne Umschweife weiter. "Eigentlich wollte ich dieses Vorhaben bei meiner Vorstellung ankündigen, aber da kam ich leider nicht wirklich zu Wort." Er gab dem Moderatoren-Mädchen einen etwas missbilligenden Blick, das sofort rote Wangen bekam.
Ich wusste nicht, was die Direktorin am Ende überzeugte, aber allein die Tatsache, dass Harry auf der Bühne ein unbeteiligtes Mädchen bloßstellen musste, zeigte ihr, dass die Situation mehr als brenzlig gewesen wäre.
Als das arme Ding, mit mehr oder weniger zerstörtem Selbstbewusstsein, das Ende der Veranstaltung einleitete, sah ich zum ersten Mal nach meiner desaströsen Idee in das Gesicht meines Vaters.Er lächelte, breit wie ein Honigkuchenpferd, von einem Ohr zum anderen.
"Das hast wirklich du dir ausgedacht?", fragte er und seine Stimme platzte förmlich vor Stolz. "Nimms mir bitte nicht krumm, aber damals, als ihr beiden zu mir gekommen seid ... ich hätte nie gedacht ... du hast dich so toll entwickelt -", auch seine Stimme brach, genauso wie die meine vorhin, allerdings bei ihm aus dem Grund, dass er in Freudentränen ausgebrochen war.
"Deswegen wolltest du Jolie auch nicht bei Mrs Martens lassen, oder? Weil ihr doch sicher die ganze Nacht euren Lauf planen wollt. Wann findet der denn statt? Im Frühjahr? Oh, Kleines, ich bin so stolz auf dich ... Aber warum hast du denn nichts davon gesagt?"
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Liebe kennt keine Grenzen (Abgeschlossen)
FanfictionMan dachte, man würde Belle einen Gefallen damit tun, sie zu ihrem Vater in die Sonne zu bringen, nachdem sie in ihrem alten Zuhause so viel Hässliches miterleben musste. Doch niemand hatte Belle nach ihrer Meinung gefragt und niemand schien sich au...