Kapitel 24 / Winter-Wonder-What??

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Kapitel 24

"Habt ihr schon von dieser Veranstaltung am Freitag gehört?", fragte Blair am Montag beim Mittagessen und stellte ihr Tablett auf den Tisch, an dem die restlichen Mitglieder der Leichtathletik-AG und ich schon Platz genommen hatten.

"Welche Veranstaltung?", wollte Mark mit vollem Mund wissen, schien aber gleichzeitig nicht wirklich interessiert daran.

"Die Winter-Wonderland-Versteigerung!", brach es aus Blair heraus und an ihrer Stimmlage konnte man eindeutig erkennen, dass sie dafür jetzt schon Feuer und Flamme war. "Dabei werden Spenden gesammelt, ich glaube für irgendein Krebskrankenhaus oder so."

"Und was soll da versteigert werden?", fragte Lucas, dessen Stimme schon begeisterter klang als die von Mark, allerdings vermutete ich, dass dieser Umstand eher an Blair lag und weniger an dem, was sie sagte.

Zu meiner Überraschung wurden Blair's Wangen nun etwas rosa und so übernahm die etwas extrovertiertere Sabrina das Antworten für sie. "Natürlich Männer!", lachte sie. "Ihr Jungs habt die Möglichkeit euch bis Mittwoch zu bewerben und werdet dann in die Show eingearbeitet. Und am Ende können wir Mädels euch ersteigern und tun etwas gutes, während ihr uns die gesamte Nacht zur Verfügung steht.", sie zwinkerte Lucas verführerisch zu, der allerdings ungefähr die gleiche Schattierung wie Blair angenommen hatte.

Ich zog die Augenbrauen hoch. Ich hatte ja inzwischen die Tatsache akzeptiert, dass ich in einer Art Plastikwelt gelandet war, aber diese Schulveranstaltung setzte dem Ganzen tatsächlich das billige Glitzerdiadem auf.
Natürlich kannte ich solche Spendenmarathons auch von meiner alten Schule, aber dort waren sie eher sportlicher Natur. Oder es wurde eben einfach Kuchen verkauft.

"Na, so wie Belle schaut können wir wohl nicht mit ihrer Unterstützung für Krebskranke rechnen, was?", stichelte Mark und lachte.

"Ich geb den Leuten gerne einen Hunderter bar auf die Hand", erwiderte ich während ich aufstand und mein Tablett aufnahm. "Aber niemals würde ich bei dieser kranken Veranstaltung mitmachen."

Ohne einen weiteren Kommentar wandte ich meinen Mitschülern den Rücken zu und brachte mein Tablett zu den Sammelboxen. Für die nächste Schulstunde war ich ein wenig zu früh dran, weswegen ich überlegte, wie ich mir die Zeit bis dahin vertreiben sollte.

Fast schon automatisch trugen meine Füße mich zum Sportfeld, bei dem der kalte Januarwind noch ein wenig arger über den Rasen wehte als auf dem restlichen Schulgelände. Ich ging bis zur Startmarkierung der Hundertmeterstrecke, stellte meine Handtasche neben mir auf den Boden und setzte mich vor die Linie. Der Boden war eiskalt, aber das machte mir nichts; so lange würde ich ja nicht bleiben.

Hier auf dem Platz war bei diesen Temperaturen kein Mensch, denn nicht mal die Schulklassen oder die Sportgruppen trainierten im Winter draußen. Trotzdem war der Rasen wie frisch gemäht und die Laufstrecke drum herum perfekt gefegt.

Gerade deswegen sah ich Harry schon von weitem auf mich zu kommen. Er hatte seine warme Jacke bis oben hin zugeknöpft und trug einen karierten Schal und braune Winterboots zu seiner schlichten schwarzen Hose. Was machte er denn bei dem Wetter hier?

"Möchtest du etwa genauso krank werden wie Jolie?", fragte er, nachdem er direkt auf mich zugekommen war und vor mir stehen blieb. Seine Augenbrauen waren dicht zusammengeschoben, allerdings konnte ich nicht sagen, ob aus Ärger oder Sorge.

"Ich werde nicht krank.", erwiderte ich deswegen kühl. Vielleicht war Harry faktisch mein Lehrer, aber in der Position, mir Vorschriften zu machen, war er schon lange nicht mehr wirklich. „Hast du vergessen? Ich bin aus Seattle. Das hier sind Frühlingstemperaturen bei uns. Manchmal gehen wir dann sogar im Meer baden." Die Anspielung auf unsere Begegnung am Meer, die so viel verändert hatte und deswegen so wichtig für mich war, konnte ich nicht lassen.

Liebe kennt keine Grenzen (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt