Kapitel 7
Ich konnte es kaum erwarten, endlich nach Hause zu fahren, und mir nach diesem grauenvollen Tag meine Bettdecke über den Kopf zu ziehen und zu hoffen, dass der nächste Tag erstens möglichst schnell kam und dazu noch hoffentlich besser werden würde.
Wenigstens musste ich heute nicht auch noch Jolie abholen. So lieb ich meine kleine Schwester auch hatte, heute hätte ich wahrscheinlich absolut keine Geduld mit der Kleinen, was ihr gegenüber nicht fair gewesen wäre. Aber mein Vater hatte sich großzügig dazu bereit erklärt, Jolie nicht nur abzuholen, sondern auch noch mit ihr in einen nahe gelegenen Streichelzoo zu fahren.
Vielleicht war das eine Art Wink des Schicksals gewesen, denn ausgerechnet heute überzog Harry die übliche Trainingszeit um volle vierzig Minuten. Wahrscheinlich lag das daran, dass das gesamte Team heute unterdurchschnittliche Leistungen zeigte oder er wollte die versammelte Mannschaft einfach mal ärgern, jedenfalls waren wir alle am Ende absolut ausgepowert und verschwitzt.
Nachdem Mr.Styles das Training endlich beendet hatte, rannte ich fast schon zu meinem Auto. Nach der Schikane in der Cafeteria am Mittag sehnte ich mir diesen Moment nur noch herbei, in dem ich in meinem Auto allein sein konnte und mich nicht mehr allen Leuten auf dieser Welt stellen musste. Ich hatte keine Lust mehr, die ungeliebte Rebellin zu sein. Am liebsten würde ich einfach nur mit der Menge um mich herum verschmelzen ...
Nach dem Extra-Training war es recht spät geworden, sodass nur noch wenige Autos auf dem Parkplatz standen. Der Himmel verdunkelte sich bereits und heute zeigte sich der sonnige Staat Kalifornien von seiner grauen und ungemütlichen Seite. Es wurde Zeit, dass ich heim kam.
Als der erste Regentropfen auf die Scheibe platschte, wollte ich gerade den Wagen starten, doch nichts passierte. Der Motor hustete ein paar Mal und blieb dann stumm. Ich versuchte es wieder. Nichts. Wieder und wieder drehte ich den Schlüssel im Schloss, so lange, bis er fast abbrach. Da half wohl nichts: Entweder ich schaute mir die Sache mal an, oder ich würde heim laufen müssen.
Die Motorhaube bekam ich noch einfach auf, doch jetzt wurde es unübersichtlich. Überall waren Kabel, Behälter und vor allem schwarzes, pampiges Öl, das mir an den Fingern klebte. Ich seufzte genervt. Wie sollte ich herausfinden, was an dem Auto nicht stimmte, wenn ich noch nicht einmal wusste, wie das alles im Normalzustand auszusehen hatte?
Gerade wollte ich die Motorhaube schon wütend zu donnern, als von weiter hinten vom Parkplatz ein anderes Auto an mir vorbeifuhr und dann plötzlich anhielt. Die Person die aus dem dunklen Hyundai ausstieg, war Harry.
"Kann ich dir helfen, Belle?", fragte er unverblümt und trat an meine Seite.
"Ähm nein", antwortete ich rasch. Ich wollte nicht dumm dastehen, vor meinem Lehrer. Trainer. Nicht schon wieder. "Ich bekomm das schon hin. Bin gerade fertig geworden. Jetzt sollte er wieder laufen." Ich lächelte gespielt optimistisch und klatschte in die Hände.
"Und da bist du dir sicher?", Harry zog seine Augenbraue hoch, während er in den Motorraum griff und ein Bündel Kabel hervorholte, die offensichtlich durchtrennt waren.
Ich verzog ertappt die Mundwinkel. Ich hasste es, dumm dazustehen, vor allem, vor Personen, die ich eigentlich eher beeindrucken wollte -
Hatte ich das jetzt wirklich gedacht?
"Gut dann werd ich wohl laufen, ist ja-", setzte ich an, nachdem ich mich nach dem peinlichen Moment räuspern musste.
Was hatten die Leute hier eigentlich gegen mich? Ihre Autokabel durchtrennen, mitten in dem wohl sonnigsten Ort der USA? War das nicht eher das was Neunjährige im Bronx machten?
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Liebe kennt keine Grenzen (Abgeschlossen)
FanfictionMan dachte, man würde Belle einen Gefallen damit tun, sie zu ihrem Vater in die Sonne zu bringen, nachdem sie in ihrem alten Zuhause so viel Hässliches miterleben musste. Doch niemand hatte Belle nach ihrer Meinung gefragt und niemand schien sich au...