(In diesem Kapitel wird es mehrere kleine Zeitsprünge geben, also wundert euch nicht :). )
Kapitel 18
Draußen vor der Tür des Büros konnte ich mich eine Weile nicht bewegen.
Es war, als wäre der Schock, den Harry's Worte in mir ausgelöst hatten, geradewegs in meine Glieder gesunken und hätte sich dort festgesetzt. Bei jedem Atemzug spürte ich ein schwaches Echo des Ziehen, das ich in diesem Moment gefühlt hatte, in meiner Brust.
Aber der Schmerz war nicht einmal das schlimmste.
Viel schlimmer war die Leere, die mit einem mal in mir eingezogen war.Ich fühlte sich so schwach und klein, wie ein winziges Fleckchen Mensch, das man mit einem Windhauch einfach so wegwischen konnte. Eigentlich müsste ich doch so dünn sein, dass ich einfach verschwand, denn mein Inneres fühlte sich an wie ein Vakuum.
So also fühlte man sich, wenn einem das Herz gebrochen wurde. Ironischerweise hatte ich immer geglaubt, dass sich dieses Gefühl auch auf das Herz beschränken würde.
Aber das unglaubliche Gefühl auseinander zu brechen war überall.Irgendwie schaffte ich es, mich in Bewegung zu setzen und stolperte wie in Trance zum Parkplatz. Ich war froh, unterwegs keiner Menschenseele begegnen zu müssen, denn ich wusste nicht, ob ich gerade dazu imstande war, zu Sprechen ohne, dass Tränen über meine Wangen laufen würden.
Als ich glücklich in meinem Auto angekommen war, fiel mir gerade noch rechtzeitig ein, dass ich Jolie im Kindergarten abholen wollte. Eigentlich hatte ich der Kleinen heute Morgen versprochen, mit ihr in den Spielwarenladen zu gehen, denn immerhin war bald Weihnachten und ich wollte die Spielzeuge, die Jolie gefielen einfach am folgenden Tag kaufen und ihr als Überraschung unter den Weihnachtsbaum legen. Ich hatte extra ein wenig Geld beiseite gelegt, um meiner kleinen Familie das schönste Weihnachten seit langem zu bereiten.
Aber wenn ich jetzt an dieses Vorhaben dachte, dann wurde mir ganz elend zumute. Weihnachten wurde auch das Fest der Liebe genannt.
Ich wollte gerade gar kein Fest der Liebe. Ich wollte gerade am liebsten überhaupt kein Fest.
Außer vielleicht eine Beerdigung für meine Gefühle.Trotzdem schaffte ich es irgendwie, mir eine Maske zu basteln, eine Maske, mit der ich zwar stiller war als sonst, die aber ansonsten funktionierte. Ich redete mir die ganze Zeit ein, dass ich nur noch ein bisschen durchhalten musste, nur noch bis ich wieder allein in meinem Zimmer war, dann könnte ich die Maske wieder absetzen.
Aber jetzt musste ich so tun, als würde ich mich auf Weihnachten freuen. Jolie zuliebe.Wenn ich recht überlegte, dann hatte ich Jolie zuliebe schon viel, viel strapaziösere Dinge getan. Weitaus schlimmere Dinge.
Warum fühlte sich dann diese Scharade so unendlich kräftezehrend an?Wir brauchten eine gefühlte Ewigkeit in dem großen Spielwarenladen für den sich zu diesem Zeitpunkt scheinbar auch noch tausende andere Elternpaare entschieden hatten. Jolie besah sich alle ausgestellten Puppen und Spielzeuge sehr ausführlich, aber am Ende war sie schon fast besessen von einem großen Plüsch-Schneemann aus ihrem Lieblings-Disney-Film.
Ich erinnerte mich daran, wie ich den Film aus der städtischen Bibliothek ausgeliehen hatte, um ihn mit Jolie als Überraschung anzusehen. Damals hatte ich die Story einfach perfekt für uns beide gefunden, zwei Schwestern, die durch gute und schlechte Zeiten gehen und am Ende begreifen, dass sie das Wichtigste füreinander waren. Ich wusste nicht, inwiefern Jolie diese Nachricht des Films begriff, aber auch die Kleine war von dem Streifen begeistert. Am liebsten mochte sie diesen Schneemann, ebenjenen, den sie jetzt in ihren Armen hielt.
Im Film hatte der Schneemann gesagt, dass es Menschen gab, die es wert waren, für sie zu schmelzen.
Damals hatte ich das Zitat noch nicht ganz verstanden.
Aber vor ein paar Stunden war ich für Harry geschmolzen.
Und ich liebte ihn und würde immer und immer und immer wieder für Harry schmelzen.
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Liebe kennt keine Grenzen (Abgeschlossen)
FanficMan dachte, man würde Belle einen Gefallen damit tun, sie zu ihrem Vater in die Sonne zu bringen, nachdem sie in ihrem alten Zuhause so viel Hässliches miterleben musste. Doch niemand hatte Belle nach ihrer Meinung gefragt und niemand schien sich au...