Kapitel 20
Nach einer gefühlten Ewigkeit, die trotzdem keinesfalls lang genug war, ließ Harry meine Hand los und wir gingen schweigend am Strand nebeneinander her.
Vielleicht hätte ich das Gefühl haben sollen, dass zwischen mir und Harry mit einem Mal alles anders war. Immerhin hatten wir uns gerade gegenseitig unsere Gefühle auf den Tisch gelegt. Aber es fühlte sich weder anders an, noch in irgendeiner Weise komisch.
Es fühlte sich einfach nur richtig an.Allerdings hatte ich noch ein weiteres Thema auf dem Herzen und wusste nicht so recht, wie ich dieses anschneiden sollte. Ich wusste nicht, wie Harry darauf reagieren würde, ob er mich vielleicht wieder enttäuschen müsste, weil es ansonsten zu gefährlich war ...
Mit noch immer schwacher Stimme räusperte ich mich um ihn darauf vor zu bereiten, dass ich etwas sagen wollte.
"Ich verstehe ja, warum wir nicht ... keine Ahnung was sein können ... aber ich hab dich als Trainer immer sehr geschätzt. Wir alle haben das. Und für einen anderen kann ich nicht laufen. Ich weiß nicht warum. Es funktioniert einfach nicht." Wie immer wenn ich nervös war, konnte ich Harry nicht ansehen, sondern beschaute mir lieber meine Fußspitzen. Trotzdem konnte ich mir einen neugierigen Blick nicht verkneifen und war sofort erleichtert, als ich Harry grinsen sah."Ja, das hast du heute Mittag ziemlich deutlich klar gemacht.", schmunzelte er und dabei bildeten sich um seine Augen kleine Lachfältchen, die mir nie aufgefallen waren. Sie standen ihm, genau so wie die Grübchen die sich ebenfalls jedes Mal bildeten, wenn er lachte. Dann runzelte er die Stirn und nahm sich eine Sekunde zum Nachdenken.
"Es tut mir leid, wie ich nach dem Festival reagiert habe, Belle.", sagte er aufrichtig. "Ich weiß jetzt, dass es gleichermaßen richtig und falsch war. Falsch, weil ich euch einfach im Stich gelassen habe, und richtig weil ... na ja, weil ein gewisser Abstand zu dir auf jeden Fall besser war, als dich permanent um mich zu haben und langsam aber sicher verrückt zu werden."Dann hielt er einen Moment inne, ehe er einen Vorschlag machte. "Allerdings sollte ich meine Bedürfnisse nicht über eure stellen. Ich bin euer Lehrer und sollte in eurem Interesse handeln, statt in meinem. Ich kann euch wieder trainieren, aber nur unter drei Bedingungen."
Ich musste schlucken. Was waren seine Bedingungen? Dass ich mich ihm nicht nähern sollte? Keine Gespräche? Nicht nur zu zwei zusammen sein?
Ich würde alles tun, damit er wieder kommen würde.
Dann schüttelte ich innerlich den Kopf. Wenn Harry damit ein Problem hätte, dann wäre er jetzt nicht hier. Er war ja kein Triebtäter oder so, der sich nicht mehr selbst unter Kontrolle hatte.
"Welche?", fragte ich kurz und sah ihm in die Augen."Erstens werde ich nur euer Trainer, wenn du mit diesem Zustand vollkommen und einhundertprozentig einverstanden bist und, was vielleicht wichtiger ist, umgehen kannst. Ich will nicht, dass sich in unserem Verhältnis irgendetwas ändert, denn ich schätze das lockere Verhältnis zu meinen Sportlern.", er sah mich fragend an.
"Einverstanden.", erwiderte ich und nickte besonnen. Damit würde ich kein Problem haben. "Solange du es auch bist.", fügte ich noch hinzu.
Harry lächelte als Antwort, ehe er fort fuhr. "Zweitens, bestehe ich darauf, dass du die nationalen Meisterschaften dann auch gewinnst und dir ein Stipendium verdienst.", er sagte das mit einem Grinsen, was mir bedeutete, dass er es nicht so bitterernst meinte, wie er es aussprach. Dass ich mich allerdings anstrengen würde, stand für mich außer Frage.
Ich erwiderte Harry's Grinsen und nickte. Aus irgendeinem Grund hatte er mich in eine Hochstimmung versetzt, auch wenn sich für uns beiden eigentlich alles eher zum schlechten gewandt hatte. Ich wusste, dass ich die Momente mit ihm verfluchen würde, weil da stets diese Sehnsucht sein würde, ihm nahe zu sein.
Und doch war das bisschen Nähe, das ich haben konnte deutlich besser, als alle anderen Alternativen.

DU LIEST GERADE
Liebe kennt keine Grenzen (Abgeschlossen)
Hayran KurguMan dachte, man würde Belle einen Gefallen damit tun, sie zu ihrem Vater in die Sonne zu bringen, nachdem sie in ihrem alten Zuhause so viel Hässliches miterleben musste. Doch niemand hatte Belle nach ihrer Meinung gefragt und niemand schien sich au...