Kapitel 29 / What a surprise

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Kapitel 30

Damien brüllte ganz schön durch die Gegend, so laut, dass die Feuertür der Halle geöffnet wurde und Harry seinen Kopf herausstreckte. Als er sah, wie Damien mich gepackt hatte und mich schüttelte, war er in Windeseile bei mir, griff Damien am Kragen und zerrte ihn von mir weg. Ich fiel unsanft auf den harten Betonboden, von wo ich eine fantastische Sicht darauf hatte, wie Harry Damien eine Faust mitten auf die Nase platzierte.

Damien brach jaulend in sich zusammen, sodass Harry Zeit hatte, sich zu mir umzudrehen und mir aufzuhelfen. In dem Moment scherte er sich nicht darum, dass uns niemand sehen durfte, denn er zog meinen dünnen Körper nah an sich heran und hielt mich fest, um sicher zu gehen, dass mit mir alles in Ordnung war.

Als Damien sich wieder aufrappelte, sah er uns beide unter seinem blutverschmierten Gesicht mit zorneserfüllten Augen an. Er wischte sich etwas Blut unter der Nase weg und spuckte auf den Boden.

"Das ist so krank.", sagte er noch einmal, ehe er auf dem Absatz kehrt machte und wegging.

Ich sah meinem eigentlichen besten Freund nach, wie er gegen das Sonnenlicht quer über den Schulhof zum Parkplatz lief. Seine Schritte waren fest und bestimmt und man konnte die Wut, die ihn ergriffen hatte, beinahe sehen. Ich spürte, dass Harry's Arme mich noch immer umfangen hatten und fragte mich auch irgendwo in meinem Hinterkopf, was passieren würde, wenn uns jetzt jemand so sah.

Aber hauptsächlich sah ich meinen gekränkten, einzigen Freund in dieser Stadt von mir davon laufen.

Ich merkte, wie mir heiße Tränen über die Wangen liefen und versuchte hastig, sie weg zu wischen. Harry sollte nicht sehen, wie ich um Damien weinte und am Ende noch denken, dass ich um einen anderen Jungen weinen würde.

Obwohl ich genau das gerade tat. Trotzdem verspürte ich auch in diesem Moment nicht das geringste Gefühl für Damien, das über Freundschaft hinaus ging.

"Ich-", setzte ich an, doch meine Stimme war noch schwächer, als ich mich selbst fühlte. "Das wollte ich nicht." Noch immer rannen Tränen aus meinen Augen, die ich einfach nicht aufhalten konnte.

"Niemand wollte das, Belle.", erwiderte Harry leise und drückte mich kurz an sich, ehe er sich besann und einen Meter von mir wich. Verstohlen schaute ich mich um, doch um diese Uhrzeit am Nachmittag waren die meisten Schüler entweder nach Hause gegangen oder zu ihren AGs im Schulgebäude verschwunden, das glücklicherweise weit genug weg lag, damit keine Schaulustigen etwas von unserem unfreiwilligen intimen Moment mitbekamen.

"Denkst du, er wird es irgendjemandem sagen?", sprach ich meine größte Befürchtung aus. Seitdem Damien auf unser kleines Geheimnis gestoßen war, hatte ich eine kleine Alarmsirene in meinem Hinterkopf, die sich fragte, was passieren würde, wenn Damien sich wirklich dazu entscheiden würde, die Bombe platzen zu lassen.

Harry antwortete mir nicht sofort. Zunächst hatte ich sogar das Gefühl, dass er mich ignorierte, denn statt mir eine Antwort zu geben, ging er auf die Tür zu und bedeutete mir, ihm in die Halle zu folgen.

Glücklicherweise war der Rest der Mannschaft noch immer nicht eingetroffen. Ich hatte das Gefühl gehabt, die Szenerie auf der Rückseite der Turnhalle hätte mindestens ein paar Stunden gedauert, doch in Wahrheit waren nicht einmal ganze fünf Minuten vergangen. Damit war die Wahrscheinlichkeit, dass einer von ihnen etwas von der Situation mitbekommen hatte, gering.

Gerade in dem Moment, in dem Harry und ich die Halle betraten, hörten wir, wie die anderen Mannschaftsmitglieder die Umkleidekabinen laut redend betraten.

Da hatten wir ja noch einmal Glück gehabt.

Nachdem er mir die Tür aufgehalten hatte, setzte Harry sich auf die Bank und legte sich geschäftsmäßig seine Klappmappe auf die Knie. Dann stützte er den Kopf in die Hände und seufzte laut. Als er wieder aufschaute, sah ich ihn interessiert an.

Liebe kennt keine Grenzen (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt