Liebe kennt keine Grenzen (Abgeschlossen)

Kapitel 30 / He changed

Kapitel 30

Mit tatsächlich aufgeklappter Kinnlade starrte ich Damien an, der auf der Türmatte stand und mit eiskaltem Blick zwischen mir und Harry hin und her schaute. Er schnaubte verächtlich, während Harry weitere Worte an ihn richtete, die ich nicht wirklich mitbekam.

Ich war viel zu abgelenkt, von dem Anblick der sich mir bot. Damien, mein bester Freund Damien, den ich eigentlich nur als gutgelaunte, treue Seele kannte hatte sich verändert. Verändert zu dem hier, dieser Person, die mir nun gegenüber stand, die an mir vorbei ging und mir dabei einen Blick schenkte, der mich so sehr degradierte, wie es nur ging.

Er war kalt und abweisend, nein mehr als das: sein Blick beleidigte mich aufs übelste. Damien hatte keinerlei Respekt mehr vor mir. In seinen Augen hatte ich ihn nicht nur verraten, sondern auch in den Dreck gezogen. Der Lächerlichkeit Preis gegeben.

Ich hatte seine Gefühle nicht nur nicht erwidert, sondern seiner Person auch jemanden vorgezogen, der für einen Teenager fast schon ein Feindbild ist. Einen Lehrer.
Und in diesem Moment war es egal, was für ein guter und cooler Lehrer Harry war und wie sehr Damien ihn mal gemocht und geschätzt hatte.
Harry war sein Feind.

Damien war von einem Moment auf den anderen zu einem Eisprinz geworden.
Sein Blick war kalt, sein Gesicht zeigte keinerlei Regung. Es war kein Desinteresse, das sich darauf widerspiegelte, sondern pure Verachtung.
Er hatte keinerlei Gefühle mehr für irgendwen in diesem Raum mehr übrig.
Und ich hatte ihn zu genau diesem gefühllosen Monster gemacht indem ich ihm das Herz gebrochen hatte.

Ich folgte Harry und Damien wie automatisiert ins Wohnzimmer auf das Sofa. Dabei kamen wir an der Küche vorbei und ich sah das liebevoll zubereitete Essen auf dem Küchentisch stehen. Wie konnte ich nur jetzt so einen wahnsinnigen leckeren Geruch wahrnehmen?

Damien setzte sich nicht auf das Sofa, sondern auf den Sessel, der daneben stand, sodass ich zwangsläufig neben Harry Platz nehmen musste. Wieder schnaubte Damien und schüttelte kaum merklich den Kopf.

"Ihr solltet euch mal sehen. Ein so wunderbar glückliches Pärchen.", er spuckte die Worte aus, als wolle er sie einfach nicht mehr haben und da lagen sie nun zwischen uns auf dem Boden, wie Gift für das ehemals so gute Verhältnis, das wir alle miteinander hatten.

Aber die Zeiten in denen sich sowohl Damien und Harry, als auch Damien und ich gut verstanden hatten, schienen für mich eine Ewigkeit zurück zu liegen. Und jetzt gerade bezweifelte ich stark, ob es diese Zeit jemals gegeben hatte oder ob das alles nicht von Anfang an eine einzige, große Illusion gewesen war.
Vielleicht waren Damien und Harry von Anfang an Gegenspieler gewesen und ich hatte es einfach nur nicht gesehen.

"Was willst du, Damien?", es überraschte mich, dass Harry's Stimme schon nahezu so kalt klang, wie die Damien's. Auch seine Augen waren zu Schlitzen verengt - in der Schule würde man es nie beobachten können, dass Harry einem seiner Schüler einen solchen Blick schenkte.

Erst jetzt wurde mir wirklich bewusst, dass ich hier nicht einfach nur mit meinem Lehrer beziehungsweise Freund und meinem anscheinend ehemals besten Freund saß, sondern auch mit zwei Männern, die sich jetzt ganz offen als Konkurrenten wahr nahmen.
Konkurrenten im Kampf um mich.
Achherjee, was war das nur für ein Irrsinn.

"Ich will, dass ihr verdammt noch mal eure Augen aufmacht!", Damien sprang von seinem Sessel auf und die Energie, die ihn gepackt hatte, schien auf mich über zu springen, denn ich bekam eine Gänsehaut. Damien's Augen schimmerten vor Wut und seine Haare standen etwas mehr vom Kopf ab als normalerweise. Das Veilchen, das sich um sein Auge abzeichnete verlieh seinem Äußeren dazu etwas leicht bösartiges.

"Ich weiß nicht, in welche kranke Parallelwelt ihr abgedriftet seid, aber das kann doch verdammt noch mal nicht euer Ernst sein!", er schüttelte den Kopf und ließ sich zurück in den Sessel fallen. Wild schnaubend verbarg er sein Gesicht in seinen Händen und schaute mich danach an.