Kapitel 12 / Does he know?

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Kapitel 12

Die Zeit verstrich für mich schon fast zu schnell. Seitdem sich nach der Verbands-Meisterschaft herumgesprochen hatte, dass ich rennen konnte, als wäre die Hölle hinter mir her, schien ich bei einigen meiner Mitschüler schon fast so etwas wie Achtung zu genießen. Zumindest wurde mir seither kein einziger Streich mehr gespielt, wofür ich dankbar war.

Endlich hatte ich das Gefühl, genau so in der Masse zu verschwinden, wie es von Anfang an mein Wunsch gewesen war.

An meiner Seite befand sich fast schon unnatürlich oft Damien. Zwar aß ich jetzt auch mit Sabrina,Blair, Mark und Lucas zu Mittag, aber Damien war der Einzige, der mich auch zu meinen Kursen begleitete. Oder ab und zu sogar nach Hause. Allerdings machte er jegliche aufkeimende Gefühle von Unbehaglichkeit mit seiner sonnigen Art wieder weg. Anscheinend war er einer dieser Menschen, die wirklich niemals schlechte Laune hatten. Im Grunde schien er mir fast eher ein verspielter Welpe, anstatt mein erster Freund an der Schule zu sein.

Auch zu Hause schien in letzter Zeit alles gut zu laufen. Nicht nur die kleine Jolie, die mir jeden Tag mit geröteten Wangen aus der Kindergartentür entgegen lief, auch William erweckte in mir das Gefühl, ein zu Hause und eine richtige Familie zu haben. Noch immer traute ich dem ganzen Glück nicht ganz über den Weg, aber mit jedem Tag, den es hielt, wurde ich ein bisschen entspannter und ebenfalls glücklicher.

Die einzige Sache, die mir Kopfzerbrechen bereitete, war, dass ich in der Gegenwart von Harry immer wieder schwitzige Hände und einen plötzlichen, doppelt so schnellen Herzschlag hatte.

Zwar hatte ich dieses Problem nicht erst seit gestern, aber seitdem wir von der Meisterschaft zurückgekehrt waren, hatte es sich deutlich verschlimmert.

Allerdings war es nicht so, dass ich blöd war. Ich wusste ganz genau, was das ganze bedeutete und ich wusste auch, wie falsch und schlecht das für mich war. Und für ihn. Es war eine verdammt vertrackte Situation und das größte Problem daran war, dass ich keinen Weg fand, es einfach irgendwie rückgängig zu machen. Ich hatte Gefühle für Harry.

Es war zum Haareraufen, Mäusemelken, Verrücktwerden. Aber sie waren da.

Es war schon fast Tradition, dass vor den Ferien an der Monterey High School kein wirklicher Unterricht mehr statt fand. Stattdessen fanden sich die Schüler und Lehrer zu ihren normalen Unterrichtszeiten zusammen, schauten Filme, aßen etwas in geselliger Runde oder spielten Spiele.

Dieser Tradition schloss sich in diesem Jahr auch der Sportunterricht von Harry an. Vor Thanksgiving waren die Zwischennoten bereits eingetragen und da die wenigsten Lust auf viel Bewegung hatten, schob er zu Beginn der Stunde einen Medienwagen mit Beamer in die Sporthalle und wies uns an, sich gemütlich auf die dicken Weichbodenmatten zu setzen.

Während die meisten in Jubelrufe und freudige Gesichter ausbrachen verzog ich meine Mundwinkel. Na toll. Ich hatte mich darauf gefreut, mich vor den Feiertagen noch mal richtig auszupowern. Beim Sport hatte ich immer vergessen können, was mich sonst noch so beschäftigte. Harry, zum Beispiel. Dieser dämliche Film würde auf keinen Fall die gleiche Wirkung haben.

"Na du siehst ja aus, als hätte Harry gerade befohlen, dass wir stundenlang Krafttraining machen müssen.", sagte Damien, der neben mir aufgetaucht war, während sich der Rest der Klasse lautstark auf den Matten verteilte.

"Selbst das hätte ich jetzt lieber gemacht, als so einen blöden Film zu sehen.", erwiderte ich missgelaunt. "Das ist doch vollkommen vergeudete Zeit. Wir sollten trainieren, sonst brauchen wir gar nicht erst zu den Landesmeisterschaften zu fahren."

"Ach Belle.", Damien lachte. "Mach dich mal ein bisschen locker. Die Welt besteht nicht nur aus Laufen, okay? Man darf sich auch mal hinsetzen und einen Film ansehen." Er zwinkerte mir zu. "Komm, wir setzen uns nach ganz hinten. Dann kannst du mir wenigstens sagen, wie bescheuert du das alles findest und wir stören niemanden."

Liebe kennt keine Grenzen (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt