Kapitel 46
Belle's POV
Wenn Mir jemand die Ereignisse meines Lebens der letzten Tage erzählt hätte, hätte ich vermutlich gelacht und das ganze als den Inhalt einer verdammt unwitzigen und unpassenden Soap abgetan.
Wer wurde denn schon innerhalb eines Tages erst zur Halbwaise und dann beinahe zum Krüppel, ohne, dass diese beiden Ereignisse groß was miteinander zu tun hatten?Trotzdem war ich mir natürlich bewusst, dass ich bei meinem Unfall eine enorm große Portion Glück gehabt hatte. Ich konnte mich kaum noch an den Unfallhergang erinnern, weil ich durch den Zusammenstoß mit dem Zug eine ziemlich heftige Gehirnerschütterung bekommen hatte, aber dennoch konnte auch ich einschätzen, dass eine Zertrümmerung und Beinahe-Verlust des rechten Beins zusammen mit den Kopfverletzungen und kleineren Verletzungen am restlichen Körper nichts war, im Vergleich zu dem, was hätte sein können.
Natürlich war ich glücklich am Leben zu sein und ich war sogar Glücklich darüber, dass die Ärzte mir versicherten, dass ich wieder ganz normal laufen könnte, sobald die Brüche in meinem Bein ordentlich abgeheilt waren. Wahrscheinlich könnte ich sogar wieder Sport machen und allein dieser Umstand war ein wahres Wunder.
Aber trotz all dieser glücklichen Umstände, war ich kaum in der Lage, mit dem Weinen aufzuhören. Und wenn doch, dann schaffte ich es maximal, mit geröteten Augen aus dem Fenster auf den endlosen Ozean zu starren.
Meine Mutter war tot. In der Zeit, die ich im Krankenhaus verbracht hatte, hatte ein Psychiater versucht, mir bei der Verarbeitung dessen zu helfen, aber ich konnte es immer noch nicht so recht glauben. Es war einfacher zu denken, dass meine Mutter weiterhin in Seattle war und ihr eigenes Leben führte. Mit dieser Situation hatte ich mich damals abfinden können.
Immerhin war ein nebeneinanderher leben nicht so endgültig wie der Tod.Weil ich vom Arzt noch so lang krank geschrieben war, bis ich auch längere Strecken nur mit den Krücken als Hilfe gehen konnte, musste ich zur Zeit nicht zur Schule gehen. Um ehrlich zu sein, hätte ich momentan auch gar keinen Nerv für die Prüfungen, die anstanden. Ab und zu kam Damien mich nach der Schule besuchen, aber selbst dann herrschte zwischen uns beiden eine eigenartig bedrückte Stimmung. Oder wir bemühten uns krampfhaft, diese Stimmung nicht aufkommen zu lassen, wobei das eine wahrscheinlich schlimmer war als das andere.
Der Grund für diese bedrückte Stimmung waren die endlosen, teilweise lautstarken Telefonate, die William überall in der Wohnung mit seinem Handy führte.
Wobei es dabei nicht mehr um irgendwelche Geschäftsdeals ging, sondern um sehr viel wichtigeres.Wenn ich den ganzen bürokratischen Kram richtig mitbekommen hatte, war das Problem, dass Dad als Erziehungsberechtigter sozusagen noch in der Probezeit war. In dieser Zeit sollte er sich nichts zu Schulde kommen lassen, was hieß, dass ich und Jolie immer brav in die Schule und in den Kindergarten gehen sollten, natürlich ordentlich angezogen und wohlgenährt.
Dass er das die ganze Zeit über immer tadellos geschafft hatte, interessierte aber jetzt kein Schwein mehr.Denn offensichtlich galt es auch als Verstoß gegen die Auflagen, wenn die eine Tochter davon läuft und die andere mit einem Zug kollidiert.
Ich hatte mich bereits mit allen möglichen Sozialbeamten unterhalten und immer wieder beteuert, dass William an diesen Umständen keinerlei Schuld trage. Aber keiner hörte mir richtig zu, denn obwohl ich in wenigen Wochen 18 werden würde, behandelten mich alle genauso wie ein Kind, wie Jolie.
Keinen interessierte die Tatsache, dass Jolie die Nachricht vom Tod ihrer Mutter alles andere als schonend beigebracht bekommen hatte.
Keinen interessierte die Tatsache, dass ein kleines Kindergartemädchen nicht rational handelt, sondern impulsiv. Und das bedeutete eben, dass es weglief, vor allem, wenn die große Schwester das schon oft so gut vorgemacht hatte.
Und natürlich interessierte keinen die Tatsache, dass ich auf eigene Faust über die Gleise und vor den Zug gerannt war.
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Liebe kennt keine Grenzen (Abgeschlossen)
FanfictionMan dachte, man würde Belle einen Gefallen damit tun, sie zu ihrem Vater in die Sonne zu bringen, nachdem sie in ihrem alten Zuhause so viel Hässliches miterleben musste. Doch niemand hatte Belle nach ihrer Meinung gefragt und niemand schien sich au...