Kapitel 13 / He's everywhere

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Kapitel 13

Auch wenn die Ferien nur eine Woche dauerten, konnte ich sagen, dass ich unglaublich froh darüber war, dass wir überhaupt welche hatte.

Ich musste ganz, ganz dringend über ein paar Dinge nachdenken und dabei konnte ich keine Ablenkung gebrauchen. Und unter Ablenkung verstand ich genau die Person, über die ich nachdenken musste.

Harry.

Da ich immer am besten beim Laufen nachdenken konnte, hatte ich mir meine Ohren mit Ohrhörern verstopft, eine Windjacke übergezogen und war zum Strand runter gegangen. Der November machte mit seinem scheußlichen Wetter auch vor Monterey nicht halt und so peitschten mir eiskalter Wind und Nieselregen entgegen. Vermutlich würde ich mich erkälten, aber es war mir egal.

Ich musste verdammt noch mal einen Weg finden, diese Gefühle abzustellen. Diese blöden Gefühle, die sich für eine Person hegte, für die ich sie nicht hegen sollte.

Unermüdlich betete ich mir diese Tatsache vor. 'Er ist mein Trainer. Er ist zu alt. Er ist mein Lehrer und mein Trainer. Das alles ist total dämlich.'

Aber immer, wenn ich mich nicht aktiv mit diesem Mantra beschäftigte, ertappte ich meine innere Stimme dabei wie sie 'Harry. Harry, Harry, Harry.' vor sich hin sang.

Wütend beschleunigte ich meine Schritte. Ich musste Herr über meine Gefühle werden. Ich musste einfach. Andernfalls würde das alles in einer fürchterlichen Katastrophe enden.

An einem Stein, nicht unweit des offiziellen Eingang des Strandes aber dafür eine knappe Meile von meinem Zuhause entfernt, machte ich Halt und setzte mich.

Noch immer nieselte es feucht-kalt auf mich herab, aber das störte mich überhaupt nicht. Eher im Gegenteil, das Wetter spiegelte meine momentane Gefühlslage ziemlich optimal wieder.

Mir war genauso elend, wie der Himmel aussah.

Keuchend, weil ich so schnell gerannt war, fasste ich den Beschluss, dass ich es irgendwie versuchen musste, meine Gefühle für Harry zu unterdrücken. Sie waren noch im Keim, es war nichts großes - demnach sollte das doch eigentlich ein Kinderspiel werden.

Wahrscheinlich bildete ich mir das ohnehin alles nur ein. Woher sollte ich denn auch wissen, wie sich Liebe und Verliebtsein anfühlten? Ich war in meinem ganzen Leben noch nie verliebt gewesen. Körperliche Erfahrungen hatte ich gemacht, ja ... aber das war es auch. Dabei hatte ich nie etwas gefühlt, und wenn doch, dann erst recht nichts Schönes.

Vermutlich war ich also einfach nur ein dummes, dummes Mädchen, dass sich von der bloßen Freundlichkeit eines Mannes so sehr beeindrucken ließ, dass sie dadurch ein bisschen verknallt war. Wenn überhaupt. Und in Harry verknallt zu sein, war ja nichts allzu schlimmes. Wenn ich so darüber nachdachte, war ich damit mit Sicherheit auch nicht die Einzige. Manche der jüngeren Schülerinnen kicherten zu jeder Zeit, in der sie an ihm vorbei gingen. Und wenn sie Blair und Sabrina genauer betrachtete, liefen diese auch ab und zu mal etwas rot an, wenn Harry sie für ihre Leistungen lobte.

Ich hielt meine Nase in den Wind und merkte, wie sich sowohl mein Herzschlag, als auch meine Atmung langsam beruhigten. Das ganze würde schon irgendwie wieder vorbei gehen. So lange ich nicht noch weiter über die Sache nachdachte und mich dadurch weiter in den Strudel hineindrückte, würde ich wahrscheinlich in zwei Wochen über die ganze Sache lachen.

Und die Ferien halfen mir dabei bestimmt ganz gut.

Ich wollte gerade aufstehen, mir den Sand von den Hosen klopfen und frohen Mutes wieder nach Hause laufen, als ich glaubte, ich könne meinen eigenen Augen nicht trauen.

Liebe kennt keine Grenzen (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt