Kapitel 32 / Spendenlauf

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Kapitel 32

Obwohl ich bei dem Spendenlauf am kommenden Tag alle Hände voll zu tun hatte, konnte ich mich selbst davon überzeugen, dass das Event ein voller Erfolg war. Glücklicherweise, denn hätten wir das Ganze nicht so schnell auf die Beine gestellt bekommen, würden Harry und mir mit Sicherheit einige skeptische Menschen unangenehm im Nacken sitzen.

Harry hatte sich auch bereit erklärt, die Moderation für den Tag zu übernehmen, was mir sehr gelegen kam, denn bei all dem Trubel der durch die Besucher des Festes aufkam, fiel es mir mitunter recht schwer, meine kleine Schwester im Auge zu behalten.
William würde erst am Abend wieder kommen, was bedeutete, dass ich die Organisation, Kuchenverkauf und Kinderbetreuung irgendwie unter einen Hut bekommen musste.

Leider konnte ich die Kleine auch nicht einfach irgendwem aufs Auge drücken. Die einzigen beiden Menschen, der ich sie anvertraut hätte, waren entweder selbst gerade beschäftigt oder ignorierten mich von vorne bis hinten.
Also blieb mir nichts anderes übrig, Jolie so gut es ging zu beschäftigen und gab ihr Unmengen an Kuchen und Luftballons nur, damit sie nicht anfing zu quengeln. Aber glücklicherweise war meine kleine Schwester kein Kind, das sonderlich an den Nerven zerrte und so wurden die Stunden auf dem Sportfeld erträglich.

Die Pärchen traten der Reihenfolge ihres Auftritts bei der Spendengala in zwei Blöcke geteilt auf, was bedeutete, dass Harry und ich ganz am Ende selbst noch einmal ran mussten. Vorher allerdings hatten die Zuschauer die Möglichkeit am Wettstand Wetten für den guten Zweck auf ihren Favoriten abzuschließen. Dort drüben waren Sabrina und Blair mehr als gut beschäftigt und als ich mir die Quoten für jedes Rennen ansah, merkte ich, dass bei der Veranstaltung auf jeden Fall ein hübsches Sümmchen bei rum kommen würde.

Auch wenn der 'Spendenmarathon der Pärchen' als eine reine Notlüge gestartet hatte, freute es mich doch in meinem Herzen, dass wir es schafften, noch mehr Geld für das Krebstherapiezentrum zu sammeln.
Wäre es allerdings nach mir gegangen, hätten wir eher für Straßenkinder oder etwas in der Art zur Spende aufgerufen. Krebskinder hatten immerhin noch ihre Familie, die für sie da war. Für Straßenkinder ging es jeden Tag ums nackte überleben und sie hatten niemanden, der sich um sie sorgte, wie ich selbst wusste ...

Harry führte butterweich durchs Programm an diesem Tag, während ich die Aufgabe übernahm, die einzelnen Paare zusammen zu rufen, mit ihren Schildern auszustatten und an den Start zu schicken. Wir hatten ausgemacht, dass alle über die 100m starten würden, da diese Distanz die Prestigeträchtigste war und viele der ungeübten Sportler weitere Strecken wohl auch nicht so gut wegstecken würden.

Da ich Jolie mit an die Startlinie nehmen musste, hatte die Kleine es sich zur Aufgabe gemacht, den einzelnen Pärchen noch einmal alles Gute zu wünschen, was bei den Startern unglaublich gut anzukommen schien. Manchmal vergaß ich den Charme, den Jolie auf andere Menschen auswirkte. Ich selbst war schon immer so sehr in mich gekehrt gewesen, dass ich wohl in keiner Altersstufe als 'liebreizend' bezeichnet wurde.
Aber Jolie war anders. Sie war noch so ungeplagt von der schweren Last, die die Welt bedeutete und genau diese Unbeschwertheit schien die Leute zu verzaubern.
Würde sie heute hier mitlaufen, würde Jolie mit Sicherheit mindestens die Hälfte der Einnahmen alleine verdienen. Aber ich wollte meine kleine Schwester nicht ausnutzen. Nicht einmal für den guten Zweck.

Die einzelnen Rennen verliefen sehr gut und zur Pause war ich schon ziemlich erschöpft. Ich gönnte sich gerade eine kühle Cola am Getränkestand, als Harry neben mir auftauchte. Er hatte einen Bogen um Jolie machen müssen, die einige Meter entfernt mit einem Luftballon und anderen kleinen Kindern spielte. Wortlos setzten wir uns auf eine nahe stehende Bank, wobei ich peinlich genau darauf achtete, möglichst viel Abstand zwischen uns zu lassen.

Liebe kennt keine Grenzen (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt