Kapitel 4 / What did I do wrong?

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Kapitel 4

Wie immer war ich zu spät. Eigentlich machte mir das ja gar nichts aus, wenn es nicht schon das vierte Mal diese Woche gewesen wäre - und heute war erst Donnerstag.

Nachdem die Lehrer, oder wohl eher mein Englischlehrer, gemerkt hatten, dass ich eine gewisse Affinität dazu hatte, ein paar Minuten später zu kommen, drohte man mir damit, mich, bei zu häufigen Wiederholungen, aus dem Leichtathletik-Team zu werfen.

Und auch wenn Ich die meisten Leute dort hasste, so hatte ich doch das Gefühl, dass ich das erste Mal seit einer langen Zeit so was wie eine sinnvolle Beschäftigung hatte. Es machte mir Spaß, zu rennen und damit andere begeistern zu können. Wenn ich bedachte, warum und wofür ich das Rennen hatte lernen müssen ...

Nein, daran wollte ich nicht denken. Nicht jetzt. Jetzt musste ich erst einmal zusehen, dass ich nicht schon wieder zu spät in der Schule auftauchte.

Viel zu schnell und mit quietschenden Reifen fuhr ich auf den schon viel zu leeren Parkplatz. Ich sah gerade noch, wie die Menschenmassen sich auf die verschiedenen Eingänge zu bewegte. Wenn ich jetzt noch rasch einen Parkplatz finden könnte, hätte ich noch eine Chance einigermaßen pünktlich im Klassenzimmer zu sein und in meinem Leichtathletikteam zu bleiben. Heute würden die Disziplinen endgültig verteilt werden und ich hoffte inständig, dass Jacob mir die 100 und 400 Meter geben würde ...

Vollkommen in meinen Sorgen verschwunden, raste ich in meine Parklücke und sah erst beim Aussteigen, dass ich das rote, rostige Auto direkt neben Harry's gestellt hatte, der anscheinend auch gerade erst gekommen war.

"Guten Morgen!", rief ich und zu meiner eigenen Überraschung war das Lächeln auf meinem Gesicht sogar echt. Wann hatte ich das letzte Mal wirklich gelächelt, weil ich es wollte, nicht weil ich es sollte?

"Guten Morgen, Belle. Schön, dich wieder zu sehen.", erwiderte er und seine Stimme klang irgendwie anders, als ich in Erinnerung hatte. Fast wie belegt. Er sah mich auch nicht an. Was war denn bloß mit ihm los?

Einen Moment lang überlegte ich, ob ich ihn vielleicht in Ruhe lassen sollte, doch ich hatte eine Idee. Wenn Harry mich für mein Zuspätkommen entschuldigte, dann konnte man mich nicht aus seinem Team werfen. Ganz einfach.

"Mr.Styles?", fragte ich zögerlich und sah ihn an. Er hatte sich bereits abgewandt und zwei Schritte in Richtung Schuleingang gemacht, ehe er Inne hielt und sich umdrehte. Als ich danach sein Gesicht sah, schien es fast so, als wäre er nicht ganz sicher, ob das hätte tun sollen.

"Wann fängst du wohl an, mich nicht mehr Mr.Styles zu nennen?", überspielte er seinen Gesichtsausdruck mit einem kessen Spruch und lächelte sein warmes Lächeln, bei dem ich wiederum ganz anders wurde.

"Entschuldige, das ist nur so ungewohnt, weil ... Sie sind mein Lehrer ... ", sagte ich schüchtern und jetzt konnte ich Harry kaum ansehen. Was hatten wir beide heute morgen nur gefrühstückt, dass wir uns so merkwürdig aufführten?

"Ja, und dein Trainer. Und da ich mit meinen Sportlern eine Beziehung auf Augenhöhe aufbauen möchte, ist es nur fair, wenn sich beide beim Vornamen nennen, oder?", so wie Harry es sagte, klang es in meinen Ohren plausibel. Und irgendwie hatte ich mit der Vorstellung, ihn Harry zu nennen, ein viel kleineres Problem, als ich gedacht hätte.

"Also wie kann ich dir helfen, Belle?", fragte er und versuchte mit seinem Blick den meinen etwas anzuheben. Zwar sah ich auf, allerdings vermied ich es in seine Augen zu sehen. So merkwürdig wie wir beide sich schon aufführten, wollte ich es nicht noch schlimmer machen und das schien Harry auch ganz recht zu sein.

"Ich also ... ich bin in letzter Zeit oft ein bisschen spät dran gewesen, weil ... naja, ich bringe immer noch meine kleine Schwester in den Kindergarten und, um ehrlich zu sein, ich bin einfach nicht die pünktlichste Person auf diesem Planeten.", ich lachte über meinen eigenen schlechten Witz und die Nervosität los zu werden. Es stand einfach gerade zu viel auf dem Spiel. Wenn Harry sich weigerte, mir zu helfen, würde ich meinen Platz im Team verlieren ...

Liebe kennt keine Grenzen (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt