𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟐

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- 𝑁𝑒𝑎 -  

Schmerzhaft stöhnte ich auf. Irgendwo in weiter Ferne nahm ich energische Stimmen war, die immer lauter zu werden schienen. Mein Kopf fühlte sich an wie Blei und ich spürte einen stechenden Schmerz in meiner Schläfe. Langsam öffnete ich die Augen und versuchte meine Umgebung genauer zu erkennen. Ich lag auf der hellen Lederrückbank eines Autos, dessen Innenraum durch blaue LED-Lichtstreifen an den Türen schwach beleuchtete wurde. Erschrocken hielt ich die Luft an, als ich plötzlich eine Person neben mit wahrnahm. „Ist sie wach?", hörte ich jemandem von vorne sagen, woraufhin ich blitzschnell meine Lider schoss. „Sí, aber sie versucht es zu verstecken.", brummte der Typ links von mir und ich merkte, wie er sich zu mir hinunter beugte. „Schlag ruhig deine Augen auf chica. Wir tun dir nichts.", reflexartig befolgte ich seine Worte und starrte im nächsten Moment in tiefgrüne Augen, die beinahe einem Smaragd ähnelten. Interessiert musterte ich den Jungen, welcher auf keinen Fall älter als ich sein konnte. Sein schwarzes krauses Haar fiel ihm locker über die Stirn und auf seinem Gesicht hatte sich ein leichtes Grinsen gebildet. „Hast du noch nie ein Mädchen gesehen oder warum starrst du so?", fauchte ich ihn an und setzte mich auf. So weit es ging, rutschte ich auf die eine Seite der Rückbank, um einen größtmöglichen Abstand zwischen mir und dem Jungen zu schaffen. Anschließend nutzte ich meine Position und warf nun auch einen Blick auf die anderen zwei Insassen. Wirklich viel erkannte ich aufgrund der abendlichen Dunkelheit nicht. Lediglich die Hinterköpfe konnte ich erahnen. Rau höhnte der grünäugige auf: „Puh, hermano. Zieh dich warm an. Sie nimmt dir eher die Eier ab, anstatt in irgendeiner Weise Angst zu haben." Innerlich lachte ich auf. Ich saß in einem verdammten Auto von irgendwelchen Fremden und er dachte allen Ernstes ich hätte keine Angst. Im Gegenteil, ich war kurz davor mir vor Panik in die Hose zu machen.

„Wer hat auch schon Angst vor dir?", fragte der Fahrer belustig, als der Wagen an einer roten Ampel zum Stehen kam und drehte sich zu uns nach hinten um. Auch er hatte schwarze Haare. Seine Augen waren allerdings dunkelblau und der leichte Dreitagebart ließ ihn zudem deutlich älter aussehen. Die Ähnlichkeit zwischen den beiden war jedoch unmöglich zu leugnen. Genau wie der Typ neben mir, starrte er mich durchdringend an. Sein Blick löste sich erst wieder von mir, als die Ampel auf grün sprang und er losraste.

„Verrat uns doch mal, warum ein so hübsches Mädchen, so spät am Abend noch auf der Straße unterwegs ist?", stellte mir der Grünäugige dieses Mal eine Frage. Perplex stieß ich einen merkwürdigen Laut aus. Was sollte das hier werden, Smalltalk mit Flirtversuch? „Also erstens, ich hasse Smalltalk mit wildfremden Menschen und zweitens wüsste ich nicht, was euch das angeht!", gab ich patzig von mir und sah ihn misstrauisch an. „Dios mío, ich glaube sie mag mich nicht", richtete er sich verzweifelt an die anderen beiden und lachte kurz auf. „Richtig geraten Schlauberger!", zickte ich ihn weiter unaufgefordert an und warf ihm einen Todesblick zu. „Hermano, willst du nicht mit mir Plätze tauschen? Ich vermute nämlich, dass sie mir gleich an die Gurgel springt und das würde ich sehr gerne vermeiden.", sprach er nun direkt den Typen auf dem Beifahrersitz an. Dieser lachte rau auf und drehte sich nun endlich auch mal um. Sofort lagen seine Augen auf mir, mit denen er mich genauestens musterte. Anders als die anderen zwei, blieb er bei meinem Gesicht hängen und starrte mir direkt in die Augen. Seine blaue Iris, welche von einem leichten Grünstich durchzogen wurde, versprühte eine Eiseskälte und ich schluckte unbemerkt. In mir breitete sich das sichere Gefühl aus, dass er genauestens wusste, dass ich meinen Mut nur vorspielte.

Anscheinend hatte ich ihn ein wenig zu lange angestarrt, denn er räusperte sich und sein Mundwinkel zuckte leicht nach oben. Sofort schoss mir die Wärme ins Gesicht und ich hoffte inständig, dass ich nicht knallrot wie ein Tomate anlief. „Wenn wir jetzt schon bei Fragen angekommen sind, hätte ich auch mal eine. Warum zum Teufel habt ihr mich einfach mitgenommen?", versuchte ich meinen Scham zu überspielen und wandte meinen Blick von dem Beifahrer ab.

Sánchez || Entführt oder gerettet?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt