𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟑𝟕

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 - 𝑵𝒆𝒂 -

„Eliana wag..", wollte Thiago gerade drohen, als sie ihn schon unterbrach. „Dein Vater hat unsere Familie angeklagt. Wegen Zwangsheirat und angeblicher Entführung." Geschockt riss ich die Augen auf. Was hatte sie da gerade gesagt. Angeklagt, Entführung, Zwangsheirat! Fassungslos taumelte ich nach hinten. „Nein, nein, nein ...", hauchte ich und schüttelte den Kopf. „Genau aus dem Grund wollte ich es ihr nicht sagen!", brüllte Thiago, doch ich nahm seine Stimme nur dumpf wahr. „Hey Nea, wir schaffen das. Kein Mensch hat es jemals geschafft eine Anklage oder sonst irgendwas gegen uns, die Familie Sánchez, zu gewinnen.", versuchte Eliana beruhigend auf mich einzureden, doch in mir breitete sich urplötzlich Panik aus und meine Augen wurden feucht. Ehe mich irgendjemand aufhalten konnte, drehte ich mich um und stürmte aus, der noch offenen Haustür, aus dem Haus. 

Draußen empfing mich der kühle Abendwind. Aufgewühlt und mit, durch Tränen, verschwommener Sicht rannte ich durch den Vorgarten. Mit meiner Hand wischte ich mir über meine nasses Wangen, als ich auf einmal eine Stimme hörte. „Nea, bist du das?", rief mir irgendjemand zu. Bevor ich stehenbleiben und mich umsehen konnte, knallte ich schon gegen eine feste Brust und starke Armen umschlangen meinen Oberkörper. „Shh, lo siento.", tröstete mich entweder Juan oder Javier, was mir aber in dem Moment total egal war. Behutsam strich mir einer der Brüder über den Kopf. „Ich will das nicht. Ich will nicht zurück zu meinen Eltern.", schluchzte ich und mein Körper fing stark an zu zittern. „Das musst du auch nicht. Keiner wird das zulassen. Aber du musst dich jetzt beruhigen, sonst bekommst du noch eine Panikattacke.", redete er auf mich ein, löste sich von mir und nahm meine beiden Hände in seine. „Einatmen und ausatmen, ein und aus, ...", forderte er und ich holte tief Luft. Zusammen atmeten wir gleichmäßig ein und aus und ich spürte, wie sich mein Puls langsam beruhigte. „Besser?", schmunzelte Javier oder Juan. „Viel besser, Gracias...", bedankte ich mich und blickte ihn fragend an. „Juan", klärte er mich endlich auf. Ehe ich was darauf erwidern konnte, wurden meine Beine plötzlich angehoben und ich lag in Juans Armen. „Lass mich lieber runter, bevor Thiago das sieht.", riet ich ihm. „Der ist mir im Augenblick total egal.", antwortete er jedoch nur und wandte sich zum Gehen.


- 𝑱𝒖𝒂𝒏 -

Mit Nea, die friedlich in meinen Armen eingeschlafen war, lief ich ins Haus. Dort standen alle im Foyer und stritten lauthals miteinander. Erst als ich mich räusperte, stoppten sie und blickten zu mir. Der Blick meines Cousins, dessen Ehefrau ich gerade im Brautstyle trug, verdüsterte sich schlagartig, als er uns erblickte. Mit großen Schritten lief er auf uns zu. „Lass sofort meine Ehefrau los.", knurrte er, was mich allerdings nicht beeindruckte. „Werde ich nicht. Ich bringe sie jetzt hoch zu Eliana ins Zimmer. An deiner Stelle würde ich sie jetzt schlafen lassen und mir nicht ins Zimmer folgen. Morgen kannst du ihr ja in aller Ruhe erklären, was genau hier vor sich geht.", mit dieses Worten ging ich an ihm vorbei und joggte die Treppe nach oben.

Einerseits verstand ich Thiago. Ich würde meine Ehefrau auch beschützen wollen, aber ihr nichts davon zu sagen, war totaler Mist. Er musste dringend verstehen, dass Nea kein kleines dummes und naives Mädchen war, die ihm einfach immer und überall hin folgte, ohne nachzufragen.

Am Gästezimmer angekommen, indem meine Schwester schlief, klopfte ich. Als sie mir nach einer Weile immer noch nicht die Tür geöffnet hatte, drückte ich die Klinke runter und trat ins Zimmer. Ein leises, raues Lachen entfuhr mir, als ich sie erblickte. Mit ausgestecktem Körper lag Eliana quer übers ganze Bett verteilt und schnarchte leise vor sich hin. Ich trat ans Bett und legte Nea vorsichtig neben Eliana, die ich daraufhin ein wenig zur Seite schob. Zum Schluss breitete ich noch die große Decke über den beiden aus und gab meiner Schwester einen Kuss auf die Stirn. Bei Nea hielt ich es für besser das nicht zu tun, denn das ganze Haus war voll mit Kameras und Thiago suchte bestimmt gerade nur nach einem Grund, mir eine reinzuhauen. Ich verließ das Zimmer und begab mich nach unten zu den anderen. Thiago, Milo, Pablo, Javier, Alejo und Rodrigo saßen draußen auf der Terrasse. Ich schnappte mir ein Glas, schenkte mir Scotch ein und setzte mich dazu. „Schlafen sie?", wollte Alejo wissen, woraufhin ich nickte. „Ich geh pennen. Buenas noches.", verabschiedete sich gleich darauf Milo und Rodrigo folgte ihm.

„Thiago, lüg sie nicht mehr an.", unterbrach ich die Stille. „Sie ist kein kleines zerbrechliches Mädchen. Sie ist 18 Jahre alt.  Außerdem hat sie ein Recht darauf es zu wissen, immerhin ist sie vor Gericht dabei und muss sehr wahrscheinlich aussagen. Wenn du sie jetzt anlügst oder scheiße behandelst, verlierst du sie und sie dich. Als sie vorhin gegen mich gerannt ist, habe ich ihr Schluchzen gehört. Sie hat nicht geweint, weil sie froh ist, dass ihre Eltern sie zurückholen wollen. Sie hat geweint, weil sie Angst hat dich zu verlieren oder Eliana oder den Rest der Familie. Also hör verdammt nochmal auf so ein Arschloch zu sein.", redete ich ihm weiter ein und hoffte inständig, dass er es verstand. „Ich weiß, dass du sie nur beschützen willst, aber sie ist stark. Verdammt stark. Denk an das, was unsere Mütter früher immer gesagt haben.

"Hinter jedem starken Mann, steht eine noch stärkere Frau."

Ohne noch irgendetwas hinzuzufügen, trank ich den letzten Schluck von meinem Scotch, stand auf und ging zurück ins Wohnzimmer.

Ich brauchte jetzt dringend eine weibliche Ablenkung...

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Schon das letztes Kapitel der Lesenacht. 

Irgendwie finde ich es schade, dass sie schon vorbei ist. 

Ich hätte echt Lust eine weitere Lesenacht zu machen. Aber dann schreibe ich ein paar mehr Kapitel. Hatte heute leider Besuch, weshalb ich nicht noch weitere Kapitel schreiben konnte. 

Was sagt ihr? Hättet ihr Lust auf eine zweite Lesenacht?

Buenas noches bellezas <3



Sánchez || Entführt oder gerettet?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt