𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟓𝟓

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- 𝑁𝑒𝑎 -

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, hallten Ailys Schreie immer noch in meinen Ohren. Nachdem Benito und Cris gestern bei mir gewesen waren und ihre übliche Schlagroutine durchgeführt hatten, waren sie mit frustrierten Gesichtern aus der Zelle gelaufen und hatten sich seitdem nicht mehr blicken lassen. Froh darüber war ich alle mal, doch auch Angst kam in mir auf. Warum waren sie noch nicht gekommen? Planten sie Schlimmeres mit mir anzustellen? Lauter solcher Fragen schwirrten in meinem Kopf herum.


- ? -

Auf leisen Sohlen schlich ich durch das gigantische Haus. Der Bastard, dem das alle gehörte, saß in seinem Büro und befürchtete nichts. Genauso wie seine Frau, mit der ich gerade noch geredet hatte. Nicht, dass ich gerne mit ihr sprach, denn sie war eine der Personen, die ich am meisten in meinem Leben verabscheute, doch durch sie erfuhr ich mehr, als mir eigentlich als Hausmädchen zustand. Die anderen Arschlöcher hatte ich heute auch noch nicht gesehen, jedoch vermutete ich, dass sie sich irgendwo hier herum trieben. Unsicher blieb ich an der Ecke stehen und linste auf den Flur, der zu den Überwachungsräumen führte. Kein Wachmann stand vor einer der Türen, sodass ich unbemerkt weiterlaufen konnte. Beim zweiten Zimmer blieb ich stehen und lauschte. Nichts war zu hören. So vorsichtig wie nur möglich, drückte ich die Klinke nach unten und öffnete die Tür einen Spalt. Wie erwartet, saß der Sicherheitsbeauftragte in seinem Sessel und starte auf die unzähligen Bildschirme. Darauf beachtete keinen Lärm zu verursachen, öffnete ich die Tür weiter, trat in den Raum und schloss sie auch wieder hinter mir. Die Spritze in meiner Hosentasche umklammerte ich fester und auf Zehnspitzen lief ich auf den Stuhl zu. Als ich genau dahinter stand, holte ich auf die leiseste Art und Weise noch einmal tief Luft, ehe ich in Windeseile die Spritze herausholte, sie in den Nacken den Wachmannes stach und den Kolben herunterdrückte. Erschrocken fuhr der Mann herum und wollte gerade nach meinem Arm greifen, als er auch schon bewusstlos vom Stuhl kippte. Da ich nur begrenzt Zeit hatte, nahm ich ihm schnell seinen Schlüsselbund ab und rannte aus dem Raum. Die Tür schloss ich sicherheitshalber ab. Danach flitzte ich nach unten in den Keller. Auf meinem Weg dorthin drehte ich mich mehrmals um, doch niemandem war ich aufgefallen. Im Keller angelangt, sprintete ich den Gang nach ganzen hinten und hielt vor der vorletzten Zelle. Aus meiner Hosentasche kramte ich den Schlüsselbund und probierte duzende Schlüssel durch, bis ich den richtigen fand. Die Tür sprang auf, ich betrat die Zelle und erblickte sie.


- 𝑁𝑒𝑎 -

Auf einmal hörte ich, wie sich jemand an dem Schloss meiner Zelle zu schaffen machte. Metall traf aufeinander und jemand fluchte. Gebannt richtete ich meinen Blick auf die Tür und wartete nur darauf, dass jemand herein kam. Eine kurze Zeit später schwing sie auf und eine Person betrat den Raum. Sie trug eine schwarze Hose und einen ebenfalls schwarzen Hoddie, dessen Kapuze die Gestalt sich tief ins Gesicht gezogen hatte. Bedacht kam sie auf mich zu und kniete sich vor mich. Gerade als ich meinen Mund zum Reden öffnen wollte, schoss die Hand der Person nach vorne und legte sich auf meinen Mund. „Shhh, kein Wort.", flüsterte die Stimme. Eilig nickte ich, woraufhin die Gestalt ihre Hand zurücknahm. „Wer bist du?", wollte ich, trotz des Sprechverbots, wissen. Anstatt einer Antwort zog die Person die Kapuze vom Kopf und das Gesicht einer jungen Frau kam zum Vorschein. Ihre dunkelblauen Augen, wirkten erschöpft und ihr kastanienbraunes Haar fiel ihr spröde über die Schultern. Sprachlos blickte ich sie an. Irgendetwas an ihr kam mir verdammt bekannt vor, doch es wollte mir nicht einfallen. „Keine Idee?", hakte sie lächelnd nach. Ich schüttelte den Kopf. „Ich werde alle meine Kleider mit dir teilen und dich für immer beschützen.", erwartungsvoll blickte sie mir entgegen, doch ich wusste nicht wer sie war. „Es tut mir leid, aber ich weiß es nicht.", murmelte ich und senkte meinen Kopf. „Ok und wie wärs mit: Es tut mir leid, ich wollte das nicht. Ich werde dich vermissen. Ich liebe dich Schwesterherz, vergiss das nie." Erschrocken schaute ich wieder nach oben in ihr Gesicht.

Sánchez || Entführt oder gerettet?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt