𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟐𝟒

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- 𝑻𝒉𝒊𝒂𝒈𝒐 -

Nachdem meine Mutter aus dem Schlafzimmer gegangen war, lief ich ins Badezimmer. Dort duschte ich und putzte meine Zähne. Bettfertig begab ich mich zurück ins Schlafzimmer. Nea lag bereits im Bett und laß irgendein Buch. Ich schlug die Decke auf und legte mich hin. „Was machst du hier.", fragte Nea und schlug das Buch zu. „Schlafen, wie immer. Das müsstest du doch wissen.", gab ich irritiert zurück. „In der Nacht vor der Hochzeit schläft das Hochzeitspaar getrennt, denn ansonsten bringt das Unglück.", erklärte sie. Das wusste ich natürlich, aber so ganz glaubte ich nicht daran und hatte deswegen auch nicht vor zu gehen. Doch als ich Neas eindringlichen Blick auf mir spürte, schlug ich genervt die Decke auf. Ich zog mir ein T-Shirt und eine graue Jogginghose an. „Gewöhn dich nicht daran, dass ich mir was von dir sagen lasse.", richtete ich mich noch an sie und verließ genervt das Schlafzimmer.

Draußen auf dem Flur atmete ich erstmal tief ein. Sie hatte mich echt rausgeworfen. Und ich hatte mich wirklich rauswerfen lassen. Belustigt schüttelte ich den Kopf. „Was machst du denn hier draußen hermano?", wollte Pablo wissen, der gerade die Treppe hochkam. „In der Nacht vor der Hochzeit schläft das Hochzeitspaar getrennt, denn ansonsten bringt das Unglück.", zitierte ich Nea. „Sag nicht sie hat dich rausgeworfen.", mischte sich jetzt auch noch Alejo ein. Ich nickte nur mit dem Kopf. „Und wo willst du heute Nacht schlafen?", wollte Pablo wissen. „Ich werd schon ein freies Zimmer finden.", beantwortete ich nur knapp seine Frage und ging zur Treppe, die in den dritten Stock führte. „Buenas noches hermano y primo."(Gute Nacht Bruder und Cousin.), wünschte ich ihnen noch.

Oben angekommen lief ich in eins der Schlafzimmer und zog mein T-Shirt aus. Bevor ich mich allerdings in Bett legte, ging ich noch kurz zur Bar und holte eine Flasche Scotch und ein Glas. Damit lief ich wieder ins Zimmer und setzte mich auf Bett. Ich öffnete den Scotch und trank einen großen Schluck daraus. Nach 5 weiteren Schlucken schloss ich die Flasche und stellte sie auf den Nachttisch. Danach knipste ich die Nachttischlampe aus, legte ich mich ins Bett und glotzte noch eine Weile an die Decke, ehe ich einschlief.

- 𝑵𝒆𝒂 -

Die ganze Nacht wälzte ich mich im Bett herum. Seit einer Ewigkeit versuchte ich zu schlafen, doch gelangen tat es mir nicht. Ich hatte vielleicht zwischendurch mal eine halbe Stunde geschlafen, aber nie eine längere Zeit am Stück. Genervt schlug ich die Augen auf. Ich setzte mich auf und lehnte mich an die Bettlehne. Morgen ist die Hochzeit. Irgendwie fühlte sich der Gedanke komisch an. Ab morgen würde sich viel verändern. Ich würde nicht mehr Nea Black heißen, sondern Nea Sánchez. Ob meine Eltern wohl kommen werden? Und was wird Thiago ihnen erzählen? „Hallo, ich bin Thiago Sánchez. Ich habe mit meiner Mutter einen Plan geschmiedet und dann mit meinen zwei Brüdern ihre Tochter entführt. Und dann habe ich entschieden sie zu heiraten, obwohl ich Nea und auch sie nicht gefragt habe. Aber das ist ja kein Problem, nehme ich an.", wohl kaum. 

Ich beschloss mir bis morgen eine gute Lüge auszudenken und im Notfall einspringen zu können, wenn Thiago anfinge Scheiße zu labern. Wie viele Menschen werden eigentlich kommen? Da Mariana sich um die Hochzeitsplanung gekümmert hatte, wusste ich nicht wirklich etwas. Elianas Familie würde kommen, dann noch vielleicht meine Eltern, aber das waren doch nicht alle. Ich hielt diese Familie nicht für Menschen, die kleine Partys feierten und wenige Freunde hatten. In meiner Fantasie war die Gästeliste mindesten zwei Meter lang. Allein bei dieser Vorstellung fing mein Bauch an unangenehm zu kribbeln. Ich hasste Menschen. Natürlich nicht alle, aber von großen Mengen hielt ich nicht viel. Vor allem nicht, wenn ich im Mittelpunkt stand. Meine Eltern hatten früher auch immer super viele Leute zu meinen Geburtstagen eigeladen und gedacht, es würde mir gefallen. Doch ich hatte mich oft irgendwann in einem der Badezimmer eingeschlossen und gewartet. Meine Oma mütterlicherseits hatte mich dann meistens gesucht, jedoch erst nach einer Weile gefunden. Ich vermisste meine Oma. Sie hatte mich immer unterstützt und mir Mut zugesprochen. Doch leider war sie als ich dreizehn war, verstorben. Ihr Tod hatte mich damals echt mitgenommen, sodass ich mehrere Tage nicht aus meinem Zimmer rausgekommen war. 

- 𝐹𝑙𝑎𝑠ℎ𝑏𝑎𝑐𝑘 -

Komplett in schwarz gekleidet stand ich vor dem geschlossenen Sarg meiner Oma. Eine große Traube von Menschen standen versammelt herum. Einige weinten, andere sahen einfach nur bedrückt aus. Leise schniefte ich in mein Stofftaschentuch. Ja, es war ein Stofftaschentuch, welches meiner Oma gehört hatte. Langsam wurde der Sarg ins Grab hinabgelassen. Nachdem er unten angekommen war, warfen alle Anwesenden Sonnenblumen hinab. Meine Oma hatte Sonnenblumen geliebt. Sie standen für Lebensfreude und Fröhlichkeit, und genau so war meine Oma gewesen. Sie hatte immer mit mir im Garten gespielt, mir Gute-Nacht-Geschichten vorgelesen oder mit mir gemalt. Als ich älter wurde hatte sie mit mir Vokabeln gelernt oder gebacken. Da meine Eltern nicht oft zu Hause waren, bauten meine Oma und ich eine sehr starke Bindung zueinander auf. Doch jetzt war sie nicht mehr da, jetzt konnte ich sie nicht mehr bei jeglichem Kummer anrufen oder mir einen Rat holen. Nein, denn jetzt lag sie vor mir, in einem, aus Eichenholz gefertigten, mit Gold verziertem Sarg. Leise liefen mir die Tränen übers Gesicht. Meine Augen taten mittlerweile weh und meine Wangen brannten.

Nachdem die letzten ihre Blumen ins Grab geworfen hatte, kehrten alle dem Grab den Rücken und verließen zusammen den Friedhof. Nur ich blieb zurück. Ich hatte meinen Eltern gesagt, dass ich nachkommen würde, weshalb ich stehen blieb. Gebrochen ließ ich mich auf den Boden fallen. Immer mehr Tränen bahnten sich ihren Weg über mein Gesicht und mein Schluchzen wurde immer lauter und kräftiger. Ich bekam kaum noch Luft, doch ich konnte einfach nicht aufhören. In meinem Inneren brach ein Damm, den ich viel zu lange aufgestaut hatte. Warum musste sie mich verlassen. Warum ausgerechnet sie. Ich brauchte sie doch. Ich konnte es einfach nicht verstehen.

- 𝐹𝑙𝑎𝑠ℎ𝑏𝑎𝑐𝑘𝑒𝑛𝑑𝑒 -

Mit meiner Hand wischte ich die Tränen von meinem Gesicht. Wie sehr ich mir doch wünschte, sie bei mir zu haben. Ich vermisste sie so sehr.

Tief holte ich Luft, ehe mir etwas einfiel. Meine Oma würde mir jetzt, wenn sie da wäre, Mut zu sprechen. Sie würde sagen, dass ich das schaffen werde und alles gut wird. Ich blickte nach draußen in die dunkle Nacht. Nur der Mond leuchtete am Himmel. „Du wirst das schaffen Nea. Alles wird gut.", hörte ich ihre Stimme in meinem Kopf. Mein Atmen beruhigte sich wieder und ich schloss meine Augen. 

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Endlich habe ich es geschafft mal wieder ein Kapitel hochzuladen. Eigentlich wollte ich es schon vorgestern tun,  aber mein Kopf war wie leer gefegt und ich wusste nicht, wie ich das Kapitel beenden sollte. 

Mir fällt gerade auf, dass meine Kapitel sehr oft enden, indem jemand schlafen geht. Ich sollte mir mal dringend etwas anders einfallen lassen. Ich hoffe es stört euch nicht allzu sehr . Ich werde mich in Zukunft bemühen, anderen Enden zu finden. 


Sánchez || Entführt oder gerettet?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt