𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟏𝟗

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-𝑵𝒆𝒂-

„Despierta, estamos en casa."(Aufwachen, wir sind zu Hause.), hörte ich eine Stimme flüstern. Langsam öffnete ich meine Augen. Ich befand mich im Auto, welches in der Garage des Anwesens stand und Thiago lehnte an der Wagentür. Etwas verschlafen rieb ich mir über die Augen, bevor ich mich abschnallte und ausstieg. „Hatte ich nicht gesagt, dass du nicht einschlafen sollst?", fragte Thiago belustigt, doch ich nickte nur. Zusammen verließen wir die Garage und liefen ins Haus. Im Foyer angekommen pflanzet ich mich sofort auf eine Sitzbank und fing an meine Schuhe auszuziehen, denn meine Füße taten höllisch weh. So lange in hohen Schuhen zu laufen, war ich definitiv nicht gewöhnt. Zwar trug ich sie manchmal zu Firmenfeiern von meinen Eltern oder Geschäftspartnern, aber meistens tauschte ich diese nach zwei Stunden gegen angenehmere Sneaker. Ich blickte zu Thiago. Er stand, ans Treppengeländer angelehnt, wenige Meter neben mir und beobachtete mich. Als ich mich aufrichtete und barfuß auf ihn zulief, folgten seine Augen jeder meiner Bewegungen. Als ich die erste Stufe erreichte, wandte ich mich zu ihm um. „Ich komme gleich nach.", war das einzige was er sagte, ehe er mir den Rücken zukehrte und davon lief. Verdutzt blickte ich ihm hinterher, bis ich mich der Treppe widmete und sie hinauf lief.

Im Schlafzimmer angekommen, schmiss ich mich erstmal aufs Bett. Grade wollte ich anfangen den Tag rekapitulieren zu lassen, doch da kam Thiago durch die Tür. Er legte sein Jackett auf die Kommode und kam auf mich zu. Auch ich stand vom Bett auf und lief auf ihn zu. Vor ihm kam ich zum Stehen und blickte zu ihm auf. „Schließ deine Augen belleza", wies er mich an und ich folgte mit einem mulmigen Bauchgefühl seiner Anweisung. Plötzlich spürte ich, wie er meine Hand nahm und mir irgendetwas ansteckte. Leise versuchte ich Luft zu holen, denn so ganz behagen kam mir die Situation nicht vor. „Ich hoffe er gefällt dir", raunte Thiago mir ans Ohr und ich öffnete meine Augen. Mein Blick richtete sich sofort auf meine linke Hand. Ein weißgoldener Verlobungsring zierte nun meinen Ringfinger. In der Mitte hatte er einen etwas größeren Diamanten und an den Seiten war er bis zur Hälfte mit weiteren kleinen Diamanten bestückt. „¿Te gusta?"(Gefällt er dir?), fragte Thiago und ich schaute ihm wieder in die Augen. „Ich liebe ihn", brachte ich leise, aber glücklich heraus. Es stimmt, er hätte keinen schöneren Verlobungsring für mich finden können. Der Ring wirkte nicht zu aufdringlich, obwohl er diesen großen Diamanten trug. Die Ringschiene war eher schmal und passte perfekt zu meiner Hand. „Das hatte ich gehofft.", raunte er an mein Ohr und lief dann an mir vorbei ins Badezimmer.

Ich betrachtete noch kurz meinen Ring, ehe ich ins Ankleidezimmer lief. Ich zog ein vielleicht etwas zu durchsichtiges Nachthemdchen und eine schwarze Spitzenshorts an, duschen würde ich morgen früh, denn dafür war ich jetzt viel zu müde. In Gedanken vertieft lief ich aus dem Zimmer ins Bad und öffnete die Tür. Als ich Thiago am Waschbecken stehen sah, drehte ich mich blitzschnell um, um schleunigst wieder aus dem Bad zu laufen. „Du kannst ruhig hier bleiben.", forderte er. Ich blieb mit dem Rücken zu ihm gedreht stehen und kniff die Augen zusammen. Innerlich schlug ich mir gegen die Stirn.

Toll gemacht Nea, wärst du nicht in Gedanken versunken, hättest du gewusst, dass er ins Bad gelaufen ist.

Ich drehte mich um und lief mit geneigtem Kopf auf ihn zu. Vor dem Spiegel angekommen, nahm ich mir meine Zahnbüste und fing an meine Zähne zu putzten.

Jetzt standen wir hier, frisch verlobt und kein bisschen in einander verliebt. Super, das wird ja mal eine schöne Zukunft. Ohne jegliche Liebe und Zuneigung. „Ach Nea, sieh's positiv , immerhin kann er dir dann nicht das Herz brechen.", versuchte ich mir gedanklich zu zusprechen, „und außerdem kannst du ja irgendwann mal versuchen zu fliehen. Vielleicht als alte Oma, dann ist dein Leben fast vorbei, aber du stirbst wenigstens als freie Frau. Obendrein rechnet dann auch keiner mehr mit einer Flucht und du hast dein ganzes Leben lang Zeit diese Flucht zu planen", redete ich mir weiter ein.

„Wie lange willst du noch Zähneputzen?", riss mich Thiago abrupt aus meinen Überlegungen.

Ich spülte schnell meinen Mund aus und antwortete anschließend: „Ich war in Gedanken." „Das hat man gemerkt.", lachte er von der Seite und ich blickte ihn kurz durch den Spiegel an. Auf seinem Gesicht hatte sich ein Grinsen gebildete mit dem er mich anstarrte. Rasch nahm ich meine Augen wieder von ihm, band meine Haare zu einem Dutt und wusch mir mein Gesicht. Zum Schluss cremte ich es noch ein und verließ dann, ohne Thiago noch eines Blickes zu würdigen, das Bad. Ohne, dass er sprach, spürte ich trotzdem seine Anwesenheit hinter mir und beeilte mich ins Bett zu kommen.

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Erneut fiel mein Blick auf den Wecker neben mir. Es war bereits eine Stunde vergangen und ich konnte immer noch nicht schlafen. Thiago war schon vor einer Ewigkeit eingeschlafen, doch ich wälzte mich die ganze Zeit unruhig hin und her. Was könnte ich anstatt zu schlafen dann machen?

Kurz überlegte ich, bis mir eine vielleicht nicht wirklich passende Sache einfiel. Ich stand auf und tapste auf leisen Sohlen zur Kommode. Vorsichtig öffnete ich die oberste Schublade und holte mein Handy hervor, welches Thiago mir aus meinem Elternhaus geholt hatte. Jetzt musste ich nur noch meine AirPods finden und es könnte losgehen.

Fertig ausgestattet mit Handy, Kopfhöheren und mittlerweile mit Socken an den Füßen bewegte ich mich zur Mitte des Raumes und verband noch fix meine AirPods mit dem Handy, bevor ich es auf meinen Nachtisch legte. Ich schloss meine Augen und beim ersten Ton der Musik fing mein Körper an sich zu bewegen. Ja, ich tanzte und das seit langem wieder. Früher als kleines Kind hatte ich immer getanzt, doch als ich älter wurde, tat ich es immer seltener. Rhythmisch zur Musik bewegte ich mich durch den Raum. Erst lief ich ein paar Schritte vorwärts bevor ich mich elegant drehte. Dann schwang ich meine Hüfte dreimal hin und her, ehe ich in die Luft sprang, eine halbe Drehung hinlegte und meine Arme in die Luft streckte. Meine Bewegung wurden immer fließender. Die Musik dröhnte in meinem Kopf und vergaß alles um mich herum. Ich stellte mir vor, dass der Boden eine feuchter Waldboden sei. Ich glaubte fast die Grashalme an meinen Beinen spüren zu können. Langsam stieg mir der Geruch von feuchter Erde und der Duft des Mooses in die Nase. Anstatt mich zu wundern, warum ich so etwas roch, tanzte ich weiter. Ich wirbelte herum, immer schneller und schneller. Nichts fühlte sich mehr normal an. Ich war gefangen in einer anderen Welt. Mein ganzer Körper fühlte sich, als würde er von Energie durchflutet werden und es erschien mir unmöglich aufzuhören. Erneut drehte ich eine Pirouette. Ich wünsche mir nichts anderes, als das dieser Tanz nie aufhören würde und ich ewig so weitertanzen könnte. Eine Energiewelle rollte über mich. Hüllte mich ein, erfüllte mich. Und dann...

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Endlich mal wieder ein Kapitel!

Mir ging es am Wochenende gesundheitlich nicht so gut und ich schreibe momentan super viele Arbeiten in der Schule, deswegen kam so lange nichts.

Heute habe ich mich mal an einer Tanzszene versucht, bitte schreibt ehrliches Feedback zurück, damit ich mich verbessern kann.

Ich hoffe euch gefällt das Kapitel <3

Buenas noches

Sánchez || Entführt oder gerettet?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt