𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟕

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                                                                                — 𝑵𝒆𝒂 —

Interessiert folgte ich Marianas Erzählung. Teilweise war ich echt geschockt, dass mich jemand einen ganzen Monat lang beobachtet hatte. Andererseits verspürte ich eine gewissen Dankbarkeit und ein wohliges Gefühl in mir. Mein Leben lief wirklich gerade den Bach runter und länger hätte ich das auch nicht mehr ausgehalten. Ich konnte mich eigentlich glücklich schätzten, „entführt" worden zu sein. Ich meine, Thiago und seine Brüder sahen extrem gut aus und eigentlich behandelten sie mich bis jetzt recht gut. „Oh Gott, Nea reiß dich zusammen. Du kennst diese Leute seit vielleicht 24 Stunden und denkst jetzt schon daran, wie gut sie aussehen.", wies ich mich zurecht und musste leicht grinsen.

„Darf ich dich was fragen?", richtete ich mich an Mariana. „Natürlich, jeder Zeit." „Was befindet sich im dritten Stock? Ich habe vorhin nur die Treppe gesehen, aber Marta ist nicht mit mir hoch gegangen.", sprach ich meine Frage aus, die ich mir seit heute Nachmittag stellte. Mariana stand auf und lief zur Tür. Verwirrt schaute ich ihr hinterher. Hatte ich etwas Falsches gefragt? Doch bevor ich mir den Kopf darüber zerbrechen konnte, rief Mariana: „Kommst du?". Sofort sprang ich auf und folgte ihr in den Flur. „Marta hat dir das Obergeschoss nicht gezeigt, da es der private Rückziehort der Familie ist und wir ihr nicht gesagt haben, dass sie ihn dir zeigen darf." „Du gehörst ja jetzt immerhin zur Familie.", fügte sie nach einer kurzen Pause hinzu und zusammen liefen wir die Treppe nach oben. 

Dort angekommen, staunte ich nicht schlecht. Überall waren Fenster und ca. 5 Meter von mir entfernt befand sich ein riesiger Balkon. Im großen Vorraum, in dem wir uns gerade befanden, stand ein Fernseher in Übergröße auf der rechten Seite und davor eine weiße Couch. Auf der linken Seite befand sich eine Bar, an der einige Barhocker standen. An beiden Seiten führte jeweils ein Gang zu den anderen Zimmern. Es gab genau vier Schlaf-und Badezimmer. Alle Räume waren eher hell eingerichtet, besaßen die riesigsten Betten, die ich jemals gesehen hatte und anliegende Balkone, von denen man in den Garten des Anwesens blicken konnte.

Nachdem Mariana mir auch die restlichen Räume gezeigt hatte, verabschiedeten wir uns von einander und ich ging in mein Badezimmer, um mich bettfertig zu machen. Ich putzte meine Zähne, schminkte mich ab, kämmte meine Haare und beschloss schnell zu duschen. Ich band meine Haare hoch zu einem Dutt und stieg unter die Dusche.

Als das lauwarme Wasser auf meinen Körper prasselte, schloss ich meine Augen und genoß den Moment. Bis auf das Aufplatschen der Wassertropfen war nichts zu hören und ich hing einfach meinen Gedanken nach. Nach einer gefühlten Ewigkeit, stellte ich die Dusche ab, trat hinaus, band mir ein Handtuch um meinen Körper und verließ das Badezimmer. Ich lief ins Ankleidezimmer und suchte mir einen neuen Slip, eine kurze Shorts und ein luftiges Trägertop heraus. Fertig angezogen, lief ich wieder ins Schlafzimmer und kroch unter die Decke.

Gerade als ich meine Augen schließen wollte, hörte ich, wie die Tür sich öffnete und jemand ins Zimmer trat. „Schläfst du schon?", wollte Thiago wissen und kam auf mich zu. „Nein, war aber gerade dabei einzuschlafen.", antwortete ich ihm. „Aber was machst du eigentlich hier?", stellte ich ihm eine Gegenfrage, als er sich auf das Bettende setzte. „Das ist unser Zimmer und ich wollte schlafen gehen. Was hattest du denn gedacht, warum Männerklamotten im Kleiderschrank hängen?", fragte er belustigt. Ich schluckte. „Bedeutet das, dass wir zusammen in einem Bett schlafen werden?", fragte ich schockiert nach. „Das bedeutet es wohl.", sagte er kurz und ging ins Badezimmer. Überfordert mit der Situation entschied ich mich dazu, einfach so zu tun als würde ich schlafen, wenn Thiago zurückkommen würde. Ein wenig später hörte ich, wie Thiago aus dem Badezimmer kam und sofort schloss ich meine Augen. Ich spürte, wie sich neben mir die Matratze senkte und ich rutschte noch weiter an den Rand des Bettes. „Ich weiß, dass du nicht schläfst. Versuch erst gar nicht vor mir zu fliehen, denn daran würdest du sowieso scheitern.", raunte er mir an mein Ohr und zog mich wieder mehr in die Mitte des Bettes. Als er anfing mit seinen Fingern meinen Arm auf und ab zu fahren, bildet sich auf meinem ganzen Körper Gänsehaut und ich kniff die Augen zusammen. Jetzt fühlte ich mich endgültig, wie in einem Film. 

Sánchez || Entführt oder gerettet?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt