𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟑𝟔

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- 𝑵𝒆𝒂 -

Die letzen drei Tage waren wir immer wieder in der Stadt oder am Strand gewesen. Abends hatten wir in verschiedenen Restaurants gegessen und die Stimmung hatte sich wieder einigermaßen gelockert. Trotzdem fiel mir die Anspannung von Thiago auf, doch ich hatte mich dazu entschieden, ihn nicht darauf anzusprechen.

Gerade lag ich auf einer Liege am Strand und laß ein Buch, als auf einmal Thiagos Handy neben mir klingelte. Ich schob meine Sonnenbrille nach oben und blickte auf den Display. MILO stand darauf. Ohne lange zu zögern, nahm ich den Anruf ab und hielt das Telefon an mein Ohr. „Buenos días Milo", begrüßte ich ihn. „Hola Nea, ¿Cómo estás?", fragte er. „Ganz gut, und dir?", gab ich zurück. „Auch gut, aber könntest du mir bitte Thiago ans Handy holen. Es ist wichtig.", ertönte sein Stimme aus dem Hörer. Seine Besorgnis war deutlich herauszuhören, weshalb ich nachhakte: „Ist wirklich alles ok bei dir Milo?" „Ja alles bien, aber ich muss mit meinem Bruder sprechen.", antwortete er. Ich stand von der Liege auf und lief zum Meer. „Thiago!!", rief ich so laut ich konnte. Anscheinend hatte er mich gehört, denn er drehte sich im Wasser zu mir. „Milo ist am Telefon. Er will mit dir reden.", schrie ich weiter. Sofort schwamm Thiago zu mir an den Strand und kam aus dem Wasser. Seine Badehose klebte an seiner nassen Haut und seine Haare hingen ihn verstrubbelt im Gesicht. Einzelne Tropfen fielen auf seine Haut. Dieser ganze Anblick verursachte in meiner Magengegend ein flatterndes Gefühl. Ich versuchte mich von seinem attraktiven Auftreten zu lösen, aber mein Blick blieb an seinem heißen Sixpack hängen. Sehr definiert traten die einzelnen Bauchmuskeln hervor und ich hatte das Bedürfnisses sie mit meinen Händen zu berühren. Gerade als ich einen Schritt auf Thiago zu machen wollte, ertönte die Stimme von Milo: „Hola, Erde an Nea." Achso ja, da war ja was gewesen. „Ja Milo, bin da und Thiago auch. Ich gebe ihn dir jetzt.", schnell überreichte ich Thiago das Handy. Sobald er das IPhone am Ohr hatte, fing er sofort an auf Spanisch zu reden. Na danke auch. Das machte er doch nur, weil er wusste, dass mein Spanisch nicht besonders gut war und ich nichts verstand. Ein wenig eingeschnappt lief ich wieder zu meiner Liege und setzte mich. Mit meinen Augen folgte ich Thiago, der im Sand hin und her lief. Hitzig redete er ins Telefon und fuchtelte energische mit der Hand in der Luft herum.

Nach gut 20 Minuten legte er auf und kam mit schnellen Schritten auf mich zu. Seine Augen hatten sich verdunkelt und jegliche freundliche Miene war aus seinem Gesicht verschwunden. „¿Qué?", fragte ich. „Zieh dich an, pack deine Sachen und komm. Wir müssen zurück nach Hause."

Ohne lange zu zögern, da Thiago

 fassungslos und wütend wirkte, packte ich alle Sachen in die Strandtasche und zog mein Sommerkleid an. Thiago hatte sich bereits ein T-Shirt übergezogen. Gemeinsam verließen wir den Strand und liefen zum Auto. Dort stiegen wir ein und Thiago startete sofort den Motor.

Er fuhr aus der Parklücke und reihte sich schnell in den Verkehr ein. Mit vollem Tempo raste er durch die Straßen und lenkte den Wagen geschickt zwischen den anderen Autos hindurch. „Wo fährst du hin?", verwirrt sah ich ihn vom Beifahrersitz an, als er weiter geradeaus fuhr, anstatt in die Straße der Villa abzubiegen. „Ich hab gesagt wir fahren nach Hause.", gab er nur konzentriert zurück. Jetzt erst verstand ich, dass wir San Diego verlassen und wieder nach New York fliegen würden.

Einige Minuten später raste der Wagen schon auf den Landeplatz und wir stiegen aus. Von weitem erkannte ich Pablo, der schon auf uns zukam. „Die Koffer sind schon im Flieger. Wir können sofort abheben." Zu dritt liefen wir zum Jet und stiegen ein. Wie auch beim Hinflug empfing uns die nervige Stewardess. Gekonnt ignorierte ich sie und begab mich direkt auf meinen Platz.

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Müde lehnte ich meinen Kopf gegen das Fensterglas des Autos. Den Flug hatte ich größtenteils mit Schlafen verbracht. Mittlerweile saß ich mit den zwei Brüdern in unserem schwarzen SUV und fuhren durch die dunklen Straßen New Yorks. Vor dem Tor des Anwesens hielten wir, Fernando öffnete es und wir fuhren hindurch. Durch kleine Lichtspots wurde das Anwesen beleuchtet und irgendwie verspürte ich ein Gefühl von Heimat.

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Gerade als ich durch die Haustür ins Foyer gelaufen war, stürmte eine Person auf mich zu und nahm mich in den Arm. Dunkelbraune Haare fielen mir ins Gesicht. „Oh Nea, es tut mir so leid.", nuschelte sie. Verwirrt löste ich mich von ihr. „Aber ich bin ja jetzt da und zusammen schaffen wir das.", redete sie weiter und ich erkannte Wut in ihren Augen. „Was tut dir leid?", fragte ich immer noch verdutzt nach. Elianas Kopf fuhr herum und mit ihrem Blick scannte sie den Raum ab. Ihre Augen hielten bei ihren Cousins und sie funkelte sie sauer an. „Sagt nicht ihr habt es ihr nicht gesagt!", donnerte sie und nahm meine Hand in ihre, die sie fest drückte. Auch Thiagos Augen funkelten auf einmal gefährlich und er spannte sich an. „Was an deiner Stelle hätte ich sagen sollen.", brüllte er zurück. „Ehm warte kurz ... wie wärs mit der Wahrheit.", erzürnt stürmte sie auf ihren Cousin zu. „ Sie ist kein kleines zerbrechliches Kind Thiago. Sie ist eine starke junge Frau, die dich in allem unterstützen und bestärken würde, wenn du sie nicht die ganze Zeit anlügen würdest. Außerdem hat sie ein Recht darauf es zu erfahren, denn es geht schließlich um sie.", schrie sie ihn weiter an. Mittlerweile hatten sich auch Mariana, José und Milo dazugestellt. Etwas im Hintergrund standen sie im Türrahmen des Wohnzimmers und beobachteten das Geschehen. Anscheinend waren sie es gewohnt, denn unternehmen taten sie nichts. „Es gibt Dinge, die verstehst du noch nicht Eliana, also halt dich verdammt nochmal da raus!", Thiago war einen Schritt auf seine Cousine zugegangen und sein Hemd spannte sie so über seine Arme, dass es zu zerreißen drohte. „No culo (Arsch), du musst noch viel lernen, nicht ich.", tobte Eliana weiter. Gerade wollte Thiago ansetzen etwas zu sagen, da brüllte ich in den Raum: „Kann mir bitte mal jemand erklären was hier überhaupt los ist! Danach könnt ihr euch auch gerne weiter die Köpfe einschlagen!"

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Mit ein bisschen Verspätung kommt jetzt das zweite Kapitel der Lesenacht. 

Ich hoffe es gefällt euch und gebt bitte wieder Feedback <3

Sánchez || Entführt oder gerettet?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt