ACHTUNDZWANZIG

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"Was machst du hier?", fragt sie mich und bleibt vor der Haustür unten stehen. Sie begrüßt einiger ihrer Nachbarn mit einem lächeln, aber als ihr Blick wieder bei mir landet, verschwindet ihr süßes lächeln wieder. Ich werde es mir nie verzeihen.

"Das kommt vielleicht etwas spät, aber ich bin wegen uns hier. Ich habe scheiße gebaut.", bekomme ich nur heraus und schaue in das genervte Gesicht von Sofia. Ich kann mir genau denken, was gerade in ihren Kopf vorgeht.
"Du hast recht. Es kommt spät. Du solltest nicht hier sein.", sagt sie und bekommt es immernoch nicht über ihr Herz mich ordentlich anzuschauen. Ich gehe einen Schritt näher auf sie zu, aber sie geht im selben Moment einen weiteren nach hinten.

"Ich will mit dir nicht hier auf offener Straße über alles reden. Ich will dich auch zu nichts zwingen. Ich will aber echt mit dir reden. Ich will dir alles erklären. Vielleicht war es nicht die beste Idee einfach hier aufzukreuzen und es war eine impulsive Entscheidung, immerhin habe ich erst gestern das Ticket gekaut, aber es liegt mir echt viel dran, dass wir das klären. Schreib mir ruhig, wenn du es willst und wann es dir passt. Ich bin noch die ganze Woche hier.", sage ich und lasse Sofia garnicht zu Wort kommen, obwohl sie mich schon mindestens drei mal unterbrechen will.

Sofia zeigt erstmal keine Reaktion, nach einer Weile atmet sie aber laut auf und nickt mir etwas zögernd zu. Ist das ein Ja? Will sie mit mir reden?
"Na gut. Ich will ja auch nicht, dass du umsonst hier her gekommen bist. Ich will aber nicht, dass du solange in Sevilla bleibst. Du hast deine Sachen zu sagen und ich habe meine zu sagen.", fängt sie an und verschränkt kurz ihre Finger ineinander bevor sie weiter redet.

"Catalina geht in zehn Minuten und Fran kommt erst heute Abend wieder. Wenn du dazu bereit bist, können wir gleich bei mir reden.", sagt sie und weiß in dem Moment noch nicht, was für eine Freude sie in mir auslöst. Mein Bauchgefühl hat mich nicht angelogen.

"Das bedeutet mir echt sehr viel Sofia. Hoffentlich weißt du das.", sage ich und bringe sie dazu mit ihren Augen zu rollen. Sie schüttelt kurz ihren Kopf und schaut mich dann wieder an.
"Komm mit. Ich will dich nicht hier in der Kälte stehen lassen."

* * *

Dass Catalina nicht mein größter Fan ist, ist mir schon vorhin an der Tür aufgefallen. Als sie aber gegangen ist und mir einen extremen Todesblick zugeworfen hat, habe ich eine noch bessere Bestätigung bekommen.

Zwischen Sofia und mir ist es etwas angespannt. Das letzte Mal als ich hier gewesen bin, ist nur das nötigste zu sehen gewesen. Jetzt sieht es echt gemütlich aus und wie eine richtige Wohnung. Ich schaue mich etwas um und sehe die ganzen Bilder an ihrer Wand. Was mir direkt auffällt? Francisco ist auf keinen einzigen Bild.

"Wie geht es Grace?", eröffnet Sofia das Gespräch und setzt sich mit mir auf ihre neue Couch. Sie stand nun am Fenster und die warmen Sonnenstrahlen knallen auf uns. Ich zucke mit meinen Schultern und schaue sie an.

"Das weiß ich nicht, ich habe mit Grace komplett den Kontakt abgebrochen.", sage ich und meine Aussage überrascht Sofia sehr. Sie muss ja nicht wissen, dass es erst letzte Woche passiert ist. Sie nickt mir kurz zu und setzt sich dann in einen Schneidersitz. Ich bin wohl an der Reihe etwas zu sagen.

"Es tut mir wirklich leid was alles passiert ist. Ich weiß, dass meine Entschuldigung nichts mehr gut machen wird, aber ich will, dass du weißt, dass es mir wirklich leid tun. Ich würde es rückgängig machen, wenn ich könnte.", sage ich und lenke Sofias Blick wieder auf mich.

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