FÜNF

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Der kleine Film spielt sich auf den flachen Bildschirm ab und die Blicke von Michael und mir fliegen immer wieder zu Mister Cavanaugh, der Kommentar- und Reaktionlos auf seinen Platz sitzt. Selbst Gabriel ist nicht wie immer an seinem Telefon beschäftigt, sondern schaut genauso angespannt durch den Raum.

Obwohl von Flavio Calzone und den ganzen Ferrari Team aus Maranello nur positives Feedback gekommen ist, bin ich mir die ganze Zeit über nicht sicher gewesen ob es Mister Cavanaugh auch gefallen wird. Es ist immerhin was anderes als wir sonst immer machen.

Als der Kurzfilm zu Ende ist und ich ihn pausiere, fliegt mein Blick wieder zu meinen Chef. Er setzt sich etwas gerader in seinen Stuhl und tippt mit seinen Stift auf sein geschlossenes Notizbuch. Er setzt sich seine Brille ab und knackt kurz mit seinen Nacken, bevor sein Blick auf mich fällt. Egal was er sagt: Ich war für alles verantwortlich.

"Gute Arbeit. Hier und da gibt es einige Makel, die unsere Editoren noch etwas verfeinern müssen, aber für die Anfang ist es eine gelungene Arbeit. Ich bin gespannt wie es die anderen aufnehmen werden und in circa zwei Wochen werden wir sehen, ob wir erfolgreich waren oder nicht. Weiter so.", sagt er und bringt mich wieder zum lächeln. Michael atmet erleichtert auf und selbst Gabriel muss bei den Worten seines Vaters lächeln.

"Vielen Dank für das Feedback. Wir hoffen natürlich auch, dass es den Kunden gefallen wird.", sage ich und lächel Mister Cavanaugh noch etwas nach, als er den Konferenzraum verlässt. Ich schaue ihn bis zur Tür nach und mache einen kleinen Freudentanz, als die Tür ins Schloss fällt.

"Habt ihr das gerade gehört? Es war keine verdammte Einbildung.", sage ich glücklich und gebe Michael ein lachendes High-Five.

"Ich bin zwar immernoch dezent sauer auf dich, dass du mir meine Marke geklaut hast, aber ich wurde auch in den Credits erwähnt, also ist es mir jetzt etwas egal, dass du es geleitet hast. Trotzdem klaue mir nie wieder meine Aufträge, sonst kriegst du echt noch Stress mit mir.", sagt Michael und bringt mich dazu nervös zu lachen. Ich weiß genau, dass er es ernst meint. Jedes einzelne Wort.

"Keine Sorge, ich bleibe bei meinen Marken. Ich sorge auch dafür, dass ich deine oder andere nicht bekomme.", sage ich und lache immernoch etwas nervös.

"Warum? Du hattest doch einen Erfolg?", mischt sich Gabriel ein und versteht meine Sorgen nicht. Ich setze mich wieder etwas gemütlich in meinen Stuhl und schaue ihn an.

"Ich mag es mehr in meinem Umfeld zu bleiben. Ich verstehe mich gut mit meinen Kunden und weiß was sie brauchen. Hin und wieder sowas zu machen ist cool, aber ich glaube ich habe nicht genug Durchhaltevermögen um sowas jede Woche zu machen.", sage ich und zucke etwas mit meinen Schultern.

Einer der Gründe ist auch, dass ich es mir nicht zutraue. Ich behalte das aber lieber für mich, bevor Gabriel sich wieder einen Spaß daraus macht.

"Du hast kein Durchhaltevermögen? Du hast es gerade geschafft zwei Tage Italien mit uns beiden zu überleben. Wenn du sowas schaffst, dann schaffst du alles.", sagt Michael und bringt mich wieder etwas zum lachen. Ich nicke ihn kurz zu und packe meine Sachen daraufhin etwas zusammen.

"Obwohl wir für das gleiche Unternehmen arbeiten hoffe ich, dass ich nie wieder mit euch zusammen arbeiten muss. Ihr seid mir zu anstrengend und zu faul.", sage ich und nehme meine Sachen in die Hand.

"Und du bist ein verklemmter Kontrollfreak. Es ist schön, dass es auf Gegenseitig beruht.", sagt Michael und lächelt mich etwas an. Ich nehme es ihn nicht übel. Er hat vielleicht etwas recht bei seiner Aussage.
"Dann hoffen wir, dass wir uns drei unter diesen Umständen nicht mehr sehen müssen. Habt einen schönen Tag ihr Idioten.", verabschiede ich mich und gehe aus den Raum heraus.

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