ACHTZEHN

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Ich habe es die ganze Zeit nicht realisiert, dass es für mich nach Sevilla geht. Erst als ich schon damit beschäftigt bin einige Sachen zu packen, wird mir das erst so richtig klar.

"Du kannst dich echt glücklich schätzen, dass du schon eine Wohnung gefunden hast.", sagt Grace und stellt sich an meinen Türrahmen. Ich zucke mit meinen Schultern und stelle den Karton in meiner Hand auf mein Bett, bevor ich mich zu ihr drehe.

"Connections. Meine Mutter kennt jemanden in Sevilla. Der hat die Wohnung für mich klargemacht. Sie ist nicht sonderlich groß, aber für mich alleine reicht sie.", sage ich und will mich meinen Karton wieder widmen, als Grace sich wieder zu Wort meldet.

"Was wird aus uns?", fragt Sie mich und verwirrt mich etwas. Was wird aus uns? Ich drehe mich wieder um und verschränke etwas meine Arme.
"Was wird aus uns?", frage ich sie und weiß nicht, was sie hören will.

"Was wird aus uns? Du ziehst nach Sevilla und ich bleibe hier. Natürlich können wir jeden Tagen schreiben und telefonieren wie wir es sonst auch immer gemacht haben, wenn ich weg war, aber nun kommst du nicht wieder. Du kannst auch sagen was du willst, aber seit einiger Zeit ist irgendwas mit uns beiden passiert.", erzählt sie alles heraus und schaut mich etwas wehleidig an.

Woran liegt das wohl...

"Zeiten verändert Menschen. Wir werden jeden Tag auch nicht jünger.", sage ich knapp und versuche meine Sachen weiter zu packen. Grace ist mit meiner Antwort nicht zufrieden.
"Wir beide wissen an wem das liegt."

Ich weiß nicht was sie von mir hören will. Ich kann ihr nichts sagen, was ich auch nicht fühle.

"Ich weiß nicht was du von mir hören willst.", sage ich und drehe mich schulternzuckend wieder zu ihr um. Ihr wehleidiger Blick verwandelt sich in einen ernsten. Grace ist schon immer eine gute Schauspielerin gewesen.

"Die Wahrheit Sofia. Die Wahrheit über Gabriel und dich. Über das was in Italien passiert ist, was in Sevilla los war und was verdammt nochmal im Büro passiert ist, als ich gekommen bin.", sagt sie und kommt einige Schritte näher in meinen Raum herein.

Sie kann von mir nicht erwarten, dass ich ihr hier auf der Stelle die Wahrheit erzähle. Ich kann es nicht und ich werde es nicht. Sie kann lange darauf warten. Ich weiß genau was ich mir sonst anhören kann. So eine Sache geht immer von zwei Personen aus.

"Ich habe dir alles erzählt, was es zu erzählen geht. Ich weiß nicht wo deine Vertrauensprobleme herkommen. Ich kann es auch garnicht glauben, dass du so über mich denkst.", sage ich und schüttel mit meinen Kopf.

Gabriel hat recht. Ich soll mich mit der ganzen Sache nicht schlecht fühlen. Grace hat genauso schlimme Sachen in unserer Freundschaft gemacht und ich habe ihr jedes mal verziehen, obwohl das nicht mal selbstverständlich ist.

"Ich kann dir das alles nicht so wirklich glauben.", sagt Grace und schüttelt etwas mit ihren Kopf.
"Egal wann ich euch beide sehe: Ihr fühlt euch immer ertappt.", sagt sie und hat nun entgültig meine Grenze erreicht.

"Weil du alles immer nur auf dich beziehst!", schreie ich sie etwas an und drehe mich zu ihr um. Ich habe es satt mir immer das gleiche anhören zu müssen. Ich habe nichts zu verlieren.

"Ich kenne Gabriel viel länger als du ihn kennst! Ich bin länger als du mit ihm befreundet. Es dreht sich nicht immer alles um dich Grace! Nicht jeder denkt an dich, wenn er Sachen macht. Mich interessiert es einen scheiß was du denkst, wenn du mich mit Gabriel siehst. Sieh es ein, dass er nichts mehr von dir will und nicht jeder immer an das eine denkt, wenn er dich oder Gabriel sieht!", schreie ich weiter und bringe Grace endgültig zu Schweigen. Das alles musste mal gesagt werden.

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