ACHTUNDFÜNZIG

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"Der Gesprächspartner ist zurzeit nicht erreichbar."

Zum fünften Mal innerhalb der  letzten drei Stunden höre ich das jedes Mal, wenn ich Gabriel versuche anzurufen. Hat er kein Telefon mehr?

Wieso muss sowas immer passieren, wenn ich es gerade am meisten brauche? Zum erstem Mal seit langen will ich mal den ersten Schritt machen und dann klappt es nicht mal. Ich hasse es.

An diesen freien Tag versuche ich mich mit anderen Sachen abzulenken und räume etwas die Wohnung auf. Ich habe am Abfang oft überlegt Gabriels Sachen einfach in Kisten zu stecken, aber sie liegen genau da wo er sie auch zuletzt hingelegt hat. Seine Anziehsachen liegen im Kleiderschrank, seine ganzen Produkte liegen im Bad und selbst seine unmengen Schuhe liegen im Flur.

Ich habe es nicht übers Herz gebracht alles irgendwie wegzupacken und außerdem habe ich nie die Hoffnung aufgegeben, dass es zwischen uns doch wieder gut wird.

Gerade als ich das letzte Glas in der Küche in den Schrank räume, klingelt mein Telefon und Cameron ruft mich an. Ich stelle ihn auf laut und suche mir in den Schränken was zu essen.

"Wo ist meine sonst nette Begrüßung?", fragt er mich und bringt mich kurz zum lachen. Will er das jetzt echt jedes Mal hören?
"Hallo Lieblingsbruder. Was kann ich heute nettes für dich tun?", sage ich und schaue mir die Packung Nudeln an, bevor ich sie neben den Herd lege.

"Dich versuchen doch zu überreden nach London zu kommen?", sagt er und ich kann mir genau vorstellen wie er gerade lächelnd vor seinem Telefon sitzt. Ich verdrehe meine Augen.
"Warum kommst du nicht einfach nach Sevilla, wenn du mich so unbedingt sehen willst?", frage ich ihn und mache etwas Wasser in den Kochtopf. Ich bin jetzt nicht die beste Köchin, deswegen hoffe ich, dass ich die Nudeln gut hinbekomme.

"Ich nehme mal deine Ausrede: Ich habe viel im Resturant zu tun.", sagt er und bringt mich zum lächeln. Ist klar Cameron..

"Dann sind wir uns ja einig, dass uns der Geburtstag nicht wichtig genug ist um uns zu sehen.", sage ich und mache die Nudeln in den Topf, bevor ich mir mein Telefon nehme und mich auf die Couch setze. Ich verstehe immernoch nicht warum Cameron so eine große Sache daraus macht.

"Ich habe nur Angst, dass du ihn alleine feiern musst. Mom und Dad sind hier in London und alle unsere Freunde. Hast du überhaupt jemanden zum feiern?", fragt er mich etwas besorgt. Das ist also seine Sorge? Dass ich niemanden zum feiern habe?

"Ich habe mich selber zum feiern.", sage ich lachend und bringe Cameron mit meimem Kommentar nicht zum lachen.
"Sehr witzig Sofia."
"Ich habe Catalina, Fran und Héctor. Willst du, dass ich noch mehr Fake Freunde einlade, damit du dich nicht so schlecht fühlst, dass du mit 15 Leuten feierst?", frage ich ihn und schüttel etwas mit meinen Kopf. Obwohl er das nicht sehen kann, weiß er wohl, dass ich gerade diese Reaktion hatte.

"Du kannst es dir ja nochmal überlegen. Hast ja noch etwas Zeit."

Merkt er nicht, dass er mich nicht umstimmen kann? Warum will er mich so unbedingt in London haben? Obwohl ich meine Entscheidung schon getroffen habe, versichere ich ihn einfach, dass ich es mir nochmal überlege.

* * *

Meine freien Tage werden sonst immer produktiv genutzt, aber heute fühle ich mich nicht motiviert genug um irgendwas zu machen. Ich versuche es drei weitere Male bei Gabriel und dieses Mal klingelt es wenigstens. Rangegangen ist er trotzdem nicht.

Vielleicht hat Cameron Unrecht gehabt und Gabriel hat schon mit mir abgeschlossen. Vielleicht hat er gemerkt, dass wir beide doch nicht füreinander bestimmt sind. Ignoriert er deswegen alle meine Anrufe? Hat er sich deswegen die ganze Zeit nicht gemeldet? Bin ich ihn doch nicht so wichtig wie er sonst immer getan hat?

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