FÜNFUNDZWANZIG

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Mein Leben ist schon immer turbulent gewesen. Ich konnte nie wissen was mich am nächsten Tag erwartet. Immerhin bin ich mit drei Schwestern aufgewachsen, bin schon ziemlich früh in das Geschäft meines Vaters involviert gewesen und habe eine echt gute Zeit als Jugendlicher gehabt.

Aber jetzt als 24-Jähriger wird es an der Zeit, dass ich mein Leben mal etwas unter Kontrolle bringe.

"Du kannst auch erstmal mit zu mir kommen, wenn du nicht unbedingt in London bleiben willst. Alex wird damit kein Problem haben und Lia wird sich auch freuen mal wieder ihren Onkel zu sehen.", sagt Emmy und nimmt dankend das Glas ab, welches ihr auf den Tresen gestellt wird. Ich würde das Angebot dankend annehmen, aber in dem Moment kann ich es nur ablehnen.

"Ich kann vor meinen Problemen nicht weglaufen. Das ist genau das was Dad von mir erwartet.", sage ich und trinke einen kräftigen Schluck aus meinen Glas. Der Inhalt schmeckt zwar katastrophal, aber ich muss meine Sorgen in meinen Kopf leiser bekommen.

"Du glaubst, dass Alkohol das lösen wird?", sagt Emmy und nimmt mir im nächsten Moment mein Glas weg und stellt mir ihren Fruchtsaft hin. Ich bedanke mich kurz und fasse mir kurz durch mein Gesicht. Was ist zurzeit mit mir los?

Ich will nicht so sein wie ich es gerade bin. Vorallem will ich nicht so vor Emmy sein. Emmy ist gerade mal zwei Jahre älter als ich und genau deswegen haben wir wohl auch das beste Verhältnis. Ich will es durch meine dummen Entscheidungen nicht kaputt machen.

"Ich weiß nicht wo mir der Kopf steht Emmy. Ich weiß nicht mal wann das alles angefangen hat.", sage ich und fasse mir nochmal kurz durch mein Gesicht, bevor ich Emmy anschaue, die mich leicht anlächelt. Warum lächelt sie mich so an?

"Ich kann dir genau sagen, wann es angefangen hat.", fängt sie an und nimmt sich ihr Glas kurz wieder um einen kleinen Schluck zu trinken.
"Du hast Liebeskummer. Und Schuldgefühle. Sehr viele Schuldgefühle.", sagt sie und bringt mich kurz zum lachen. Weiß sie wer gerade vor ihr sitzt?

"Komm schon Em. Dein Bruder sitzt vor dir.", sage ich und nehme mir mein ursprüngliches Glas wieder um den letzten Schluck zu trinken. Immerhin habe ich es bezahlt. Da kann ich es auch auszutrinken.
"Du brauchst vor mir nicht so zu tun Gabe. Ich weiß, dass dir die ganze Sache mit Sofia noch sehr Nahe steht.", sagt sie und bringt mich direkt dazu mit meinem Kopf zu schütteln. Es geht hier nicht um Sofia.

"Das ist acht Monate her. Ich bin darüber hinweg.", sage ich und schüttel wieder mit meinen Kopf und zeige den Barkeeper, dass ich noch einen Drink nehme. Damit die Sorgen aufhören.

"Du willst mir also sagen, dass du es einfach weggesteckt hast, dass die Person mit der du dir übrigens schon eine komplette Zukunft ausgemalt hast, weg ist und in einer neuen Beziehung ist? Dass du die Person nicht mehr liebst?", sagt Emmy und zieht ihre Augenbrauen hoch. Genau das. Klingt doch plausibel.

"Cheers Em. Du hast es auf dem Punkt gebracht.", sage ich lächelnd und halte mein Glas zum anstoßen hoch.

Obwohl Emmy versucht hat, meinen Pegel ziemlich niedrig zu halten, habe ich schon einige Probleme meine Schuhe auszuziehen. Als ich es nach mehreren Anläufen endlich geschafft habe, brauche ich eine kleine Pause und lasse mich auf meine schwarze Couch fallen. Das war eine schwere Sache.

Ich schließe kurz meine Augen und nehme im nächsten Moment mein Telefon raus um zu schauen ob ich neue Nachrichten habe. Nichts war zu sehen.

Keine Nachricht von Cameron, dass ich als Überbrückung einen Kellnerjob bekomme. Keine Nachricht von Grace, dass sie ihre Aussagen zurück nimmt. Keine Nachricht, dass Dad seine Meinung ändert. Und vorallem keine Nachricht von Sofia.

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