Chapter 5

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Am nächsten Morgen wachen alle in einem Zelt auf. Lucan hatte von den Jahren vorher noch ein Gruppenzelt, welches sie betrunken aufgebaut haben. Yeosang wacht auf umgeben von der beruhigenden Geräuschkulisse der Wellen und dem Kreischen der Seemöwen. Langsam dreht er sich um und bemerkte, dass sich jemand eng an ihn geschmiegt hatte. Ein Bein ist liebevoll um ihn geschlungen, während ein muskulöser Arm sanft seinen Kopf stützt. Vorsichtig öffnet Yeosang seine Augen und findet sich direkt in Jaehyuns Gesicht wieder. Sein Hyung hatte sich während der Nacht eng an ihn gekuschelt. 

Durch die plötzliche Bewegung erwacht Jaehyun und zuckt kurz zurück. Er murmelte auf Koreanisch: "Ohhh shit. Entschuldigung. Guten Morgen, Böhnchen." Er setzt sich auf und fährt sich müde mit den Händen über das Gesicht.

Yeosang dreht sich sofort auf die andere Seite, wo Leia liegt. Sie hat ein riesiges Kissen im Arm, an das sie sich ganz fest klammert. Yeosang knurrt, da er auch schon leichte Kopfschmerzen hat. Er scannt den Raum und sieht alle um sich herum. Im Kopf geht er sicherheitshalber alle Namen durch: Sjoerd, Lilia, Sky... Sogar Lucan, der oben ohne mit seinem voll tätowierten Körper tief und fest schläft. Nur Matteo fehlt.

Sofort setzt sich Yeosang auf und murrt: "Hyung, wo ist Matteo?" Als er keine Antwort erhält, steht er auf und verlässt das Zelt. Dabei stolpert er über Matteo, der betrunken draußen im Sand vor dem Zelt geschlafen hat. Matteo atmet erschrocken ein und flucht auf Italienisch, während er den Bauch vor Schmerz festhält.

Yeosang liegt mit seinem Gesicht im Sand und versucht schnell, ihn zu entfernen. Irgendwo hat er auch sein T-Shirt verloren.

Matteo lacht kurz: "Oh hey, guten Morgen." er spürt den Kater in seinem Kopf pochen, während er Yeosang hilft, sich aufzurichten. Doch trotz der Müdigkeit und des Schwindels bemerkt er, wie sein Blick unwillkürlich an Yeosangs gut aussehendem Oberkörper haften bleibt. Die Konturen seiner Muskeln, die sanft von der Morgensonne beleuchtet werden, faszinieren Matteo. Es ist mehr als nur Ästhetik – da ist eine Anziehungskraft, die er nicht leugnen kann. 

Während sie sich auf die nah gelegene Mauer setzen, spürt Matteo, wie sein Herz schneller schlägt. Es ist nicht nur der Kater, der seinen Puls beschleunigt, sondern auch die Präsenz von Yeosang neben ihm. Seine Augen verfolgen die Bewegungen von Yeosangs Händen, die den Sand von seinem Gesicht wischen, und ein Gefühl der Vertrautheit und Verbundenheit breitet sich in Matteo aus. Genau wie gestern Abend.

Yeosang setzt sich neben ihn und sieht ihn besorgt an: "Alles gut?"

"Ne. Bei dir?", knurrt Matteo mit seiner rauen Morgenstimme, die vom lauten Singen und Gröhlen noch rauer wirkt. Der Gedanke daran, dass er sich zu Yeosang hingezogen fühlt, verwirrt Matteo einerseits, aber andererseits fühlt er sich auch auf seltsame Weise befreit. Yeosang ist anders als all die Menschen, die er bisher gekannt hat. Seine Verschlossenheit und sein reserviertes Wesen bilden einen faszinierenden Kontrast zu Matteos offener und lebensfroher Persönlichkeit. Und genau das zieht ihn an.

"Ein bisschen... wie heißt das? Nen Kater. Aber es ist okay.", Yeosang blickt an sich runter und bemerkt das Fehlen seines Shirts. "Wo ist mein... ach egal. Brauchst du etwas Wasser?"

"Oh, ich glaube Lilia hatte dein Shirt an. Jay hat sein Getränk auf sie verschüttet", erwidert Matteo, gähnend. "Wasser wäre großartig. Wie gut, dass der Markt gerade ist. Mama hat bestimmt Wasser dort."

Beide stehen auf und torkeln müde und vermutlich noch betrunken in Richtung des Marktes. Yeosang hält immer wieder seine Hand etwas hinter Matteo, wenn er besonders stark schwankt, nur für den Fall, dass er wirklich fallen sollte. Yeosang könnte ihn sicher auffangen. Irgendwann murmelt Yeosang: "Du hast viel getrunken. Warst du traurig? Oder einfach in Feierlaune?"

From Seoul to PalermoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt