Chapter 42

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- Cefalú -

Lillia setzt Matteo gerade vor ihrem Haus ab, aber er merkt nicht wirklich, dass sie wieder zurück in der kleinen Stadt sind. Während der Fahrt hat es angefangen zu regnen, wobei das Wetter die trübseelige Stimmung im Auto widerspiegel. Die zierliche Italienerin blickt Matteo besorgt an, denn er hatte die ganze Fahrt nur aus dem Fenster geschaut und sein Gesicht ist völlig emotionslos, ähnlich wie damals bei Lucan. Ohne ein weiteres Wort steigt er aus und trottet energielos ins Haus zurück.

**

Noch am selben Abend kommt Rosa mit ein paar Snacks in sein Zimmer. Vorsichtig schiebt sie nach einem kurzen Klopfen den Kopf durch die Türspalte und spricht mit warmer Stimme: "Na, principino? Konntest du den Kopf etwas freibekommen? Aber es ist wahrscheinlich auch noch etwas früh für die Frage... tut mir leid."

Matteo sitzt am offenen Fenster auf dem Fenstersims. Nur das Geräusch des unaufhörlichen Regens und leichten Gewitters erfüllt das Zimmer. In der Hand hält er ein schwarzes Shirt und blickt mit todtraurigen Augen darauf. "Er hat ein Shirt vergessen... das habe ich in einem meiner Rucksäcke gefunden... das hatte er auf der ersten Strandparty an. Ich habe es extra versteckt, damit er oben ohne läuft", sagt er und lacht kurz, doch es klingt bitter.

Rosa stellt den Teller auf Matteos Schreibtisch und geht zu ihm. Sanft zieht sie seinen Kopf an ihren Bauch und streicht durch seine Locken: "Es ist doch etwas Schönes, immer wieder an solch wichtige Momente erinnert zu werden. Vielleicht hast du ja Glück und findest immer wieder ein paar Sachen von ihm."

Matteo nickt nur kurz: "Danke für die Snacks, Mama... aber ich habe keinen Hunger", sagt er leise und atmet tief aus. "Wie läuft es mit Riccardo?"

Rosa schmunzelt verträumt: "Es ist alles toll. Er gibt mir so viel Glück und Liebe."

"Das freut mich. Ich will nur, dass du glücklich bist.", erwidert ihr Sohn kühl.

Rosa lächelt warm und küsst Matteo auf den Scheitel: "Schon etwas von James gehört?"

"Nope, außer dem Vibrieren an meinem Armband nichts...", bemerkt Matteo und merkt selbst, wie oft er darauf tippt. Dann blickt er auf die Uhr. "Es dauert aber noch, bis er landet. Ich denke, er landet morgen gegen 13 Uhr unserer Zeit."

"Das ist ein schrecklich langer Flug.", meint Rosa etwas erschrocken. "Dann, mein Schatz, wünsche ich dir eine gute Nacht. Versuch dich ein bisschen abzulenken. Aber hey, drücke es nicht weg. Und... rede mit ihm über alles, was dir durch den Kopf geht, okay? Egal wie schwer es ist."

"Danke, Mama. Gute Nacht. Ich hab dich lieb. Ich gehe aber noch ein bisschen am Strand spazieren... bin nicht müde."

**

Erst läuft er stundenlang durch den noch warmen Sand. Doch irgendwann setzt er sich auf einen der Felsen und starrt auf die Wellen. Alles zieht an ihm vorbei. Zuerst sacken alle Emotionen weg, als wäre er betäubt. Aber dann, als er sich wieder fängt, lässt er einen lauten und verzweifelten Schrei heraus, den vermutlich das ganze Dorf gehört hat. Er fährt sich frustriert durch die Haare. vergräbt sein Gesicht in seinen Knien und zittert, während er versucht, sein Weinen zurückzuhalten. So geht der erste Abend ohne seinen Schatz vorbei. Es wird dunkel und kalt, alles Licht verschwindet, und nur Matteo und sein Schluchzen bleiben dort. Heute ist niemand unterwegs, um zu feiern.

Allerdings ist sein Weinen nicht unbemerkt geblieben, und er spürt, wie jemand sich hinter ihn stellt: "Teo?"

Als er sich umdreht, steht Lucan da - eigentlich die Person, die Matteo nicht sehen möchte, da sie ihn doch wieder in das gleiche Loch zieht wie damals mit ihm.

From Seoul to PalermoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt