From Seoul to Palermo

Chapter 43

- Seoul -

Als Yeosang um 11 Uhr aufwacht, liegt er noch einen Moment eingekuschelt in seinem Bett und fährt sich gähnend durchs Gesicht. Die Geräusche der Großstadt dringen gedämpft zu ihm durch - das laute Rauschen des Verkehrs und die geschäftige Infrastruktur erinnern ihn daran, dass er nicht mehr in dem beschaulichen Cefalú ist, wo das Plätschern des Meeres und leidenschaftliche Gespräche auf Italienisch seinen Alltag begleiteten. Ein Hauch von Wehmut und Sehnsucht durchzieht sein Herz.

Als er auf sein Handy schaut, bemerkt er, dass es in Cefalú erst 4 Uhr morgens ist und sein Schatz James noch eine Weile schlafen wird, bevor er auf seine Nachricht antworten kann. Traurig seufzt Yeosang und schreibt seinem Geliebten dennoch eine kurze Nachricht, bevor er sich entschließt, aufzustehen und sich fertig zu machen. Morgen beginnt die Uni wieder, und er möchte den Tag nutzen, um noch ein paar Freunde zu treffen und Zeit mit seiner Familie zu verbringen.

Um halb 1 hat er seine Koffer ausgepackt und ist fertig angezogen. Er betrachtet sich im Spiegel und seufzt erneut. Die Gedanken über die Reaktion seiner anderen Freunden auf seine Beziehung mit Matteo machen ihn nervös. Er fragt sich, wie sie ihn jetzt betrachten würden, da er sich verändert hat und eine neue Liebe gefunden hat. Er beschließt, vorerst nur seiner Familie von Matteo zu erzählen, um möglichen Konflikten aus dem Weg zu gehen. Er weiß, dass nicht jeder seine Beziehung akzeptieren wird, und das macht ihn traurig.

Entschlossen macht er sich auf den Weg zu seiner Familie, um mit ihnen zu Mittag zu essen. Die halbstündige Fahrt durch die belebten Straßen der Großstadt fühlt sich seltsam an. Alles ist so anders hier, und er fühlt sich fast wie in einer fremden Welt. Die Enge der Bahn und das Gedränge der Menschen sind ungewohnt für ihn, und er sehnt sich nach der Weite und Ruhe des kleinen Dorfes.

Nervös steht er schließlich vor der Haustür seiner Familie und klingelt. Er hat sich vorgenommen, es seinen Vater und Minji so früh wie möglich zu sagen, aber das Ausprechen der Worte macht ihn dennoch nervös. Die Tür öffnet sich, und Minji blickt strahlend zu ihm hoch. "Yeo! Du bist wieder da!" ruft die 14-Jährige und springt in seine Arme.

Yeosang lacht etwas unsicher, da er nicht mit so einer herzlichen Reaktion gerechnet hatte: "Hi Kleines!" Er setzt Minji sanft wieder ab und lächelt unbeholfen.

"Ich habe dich so sehr vermisst. Komm! Hast du mir etwas mitgebracht?", ruft Minji und zieht ihn freudestrahlend an der Hand ins Haus.

"Ja, natürlich. Ganz viel sogar. Moment mal", sagt Yeosang und zieht seinen Rucksack aus. Er sucht darin nach den Geschenken für seine Familie.

Aus der Küche kommt nun Yeosangs Vater Baekhyun. Die stressige Zeit hat Spuren hinterlassen; einige graue Haare durchziehen nun sein schwarzes Haar, und Falten zeichnen sein Gesicht. Als er Yeosang sieht, leuchten seine Augen kurz auf - eine Reaktion, die Yeosang nicht erwartet hatte.

"Hallo, Yeosang", begrüßt Baekhyun ihn und zeigt ein kleines Lächeln.

Yeosang geht einen Schritt auf ihn zu und neigt kurz höflich seinen Kopf, bevor er seinen Vater in den Arm nimmt. Dann tritt er nervös lachend zurück: "Ich habe sehr leckeres Essen mitgebracht."

"Gut, denn ich bin es leid, Minji schlechtes Essen zu kochen", sagt Baekhyun mit einem humorvollen Unterton.

"Das stimmt nicht, Papa! Ich bin dir so dankbar für dein Essen", wirft Minji schnell ein und setzt sich auf einen der Hocker.

Yeosang deckt wie selbstverständlich den Tisch und wärmt dann das Essen auf: "Stimmt, Abeoji. Setz dich und ruh dich etwas aus. Du wirkst müde. Danke, dass du dich so gut um Minji gekümmert hast."

Baekhyun lächelt leicht, als er seine beiden Lieben wieder am Tisch versammelt sieht. Yeosang platziert stolz die berühmten Reisbällchen sowie die selbstgemachte Lasagne von Rosa und Matteo auf dem Tisch. "Ich habe beim Kochen geholfen. Greift zu!", verkündet er stolz.