Kapitel 10 ~ * Tales of a Leader *

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»Wieso hast du mir nicht erzählt, dass deine Mutter gestorben ist? Warum hast du mir das mit deinem Abschluss verschwiegen?« Nachdenklich sah ich ihn an. 
»Das wir nach Mexico wollten, stand schon fest als wir den Abschluss geplant haben. Wir wollten gar nicht so lange warten. Es viel mir schwer Abschied zu nehmen und die Hoffnung, was uns betrifft aufzugeben. Was hätte es also für eine Rolle gespielt, dir davon zu erzählen? Dazwischen irgendwann erreichte mich die Nachricht was meine Mam betrifft. Es ist bis jetzt so unwirklich. Als wäre sie wieder einmal länger auf einer Forschungsreise. Sie war in Afrika, als es passierte. In Kap Stadt. Sie wollte dort irgendwann mal mit mir hin aber es hat sich nie ergeben. Ich hatte einfach keine Lust mit jemandem darüber zu reden und es wahrhaftig werden zu lassen.« 
»Dass heißt es gab bisher keine richtige Beisetzung und du hast ihre Leiche nie gesehen?« Ich schüttelte den Kopf. »Verstehe...« 

Er hielt inne. »Wenn du möchtest, kannst du hier bei mir bleiben. Wenn du dich mit der eigenen Wohnung besser fühlst ist das auch okay. Vielleicht ist es sogar besser so. Du kannst es dir überlegen bis wir aus Mexiko zurück sind. Dante wird übrigens nachkommen und Joel und Iris helfen die Kirche auf eurem Grundstück wieder herzurichten. Ich werde vermutlich hin und wieder nach New York müssen aber ich bleibe solange wie es mir möglich ist.« Unsere Gesichter waren sich ganz nah. Mein Blick senkte sich nicht einmal
»Das ist okay. Ich verstehe das Dimitri und das weißt du«, flüsterte ich, als würde ich ihm ein Geheimnis erzählen. Mein Kopf drehte sich. Mir wurde richtig schwindlig.

Man konnte von hier aus, die Skyline von Brooklyn sehen, eine Wüste aus Beton und Asphalt, die noch vom Mantel der Nacht in Schatten getaucht wurde. Man sah nur von unten, das New York, mehr und mehr zwischen Ruinen versank.
Langsam wurde die Stadt vom Tag in einen rosigen, goldenen Schleier gehüllt und verdrängte das nächtliche Grau. Ich lag mit ihm auf dieser Liege und hatte mich an ihn geschmiegt. Er schlief tief und fest. Im Hintergrund lief noch leise, klassische Musik.
Das Rauschen von den Straßen vor uns und hinter uns, ging die Sonne über New York auf. Er hatte ein paar Stunden geschlafen und wirkte ausgeruht, als er aufwachte. Sein Gesicht war ernster.
»Diese Aussicht... Das ist der Wahnsinn!«, staunte ich. Mein Blick wanderte automatisch zur Bucht, man sah einen weiten Teil des Hudson Rivers - ich verfolgte, wie die Sonne aufging und genoss den Anblick des Leuchtturms, der sich aus dem feinen Nebeldunst mit seinem grünen Blinken absetzte.
»Du hättest mich wecken können...«
»Eine Weile hab ich auch geschlafen. Ich bin grade erst aufgewacht.« Wortlos ging er rein. Es gefiel ihm gar nicht, dass ich ihn so lange hatte schlafen lassen. Es war mittlerweile 7 Uhr. 
»Brauchst du irgendwas?«, fragte Dimitri, als er aus dem Badezimmer zurückkam.
»Nein. Ich habe alles.«
»Mach dich langsam fertig, High wartet am Flugplatz auf uns«, erinnerte er mich an Mexico und ich dachte an Juli und die Hunde. Er rauchte auf, telefonierte und kam dann nach einer Weile wieder. 

Ob ich die Augen auf oder zu machte, schon seit Wochen verfolgten mich unendlich viele Bilder. Nun kamen Neue dazu. Ich erinnerte mich an die Albträume, in denen ich in der Finsternis durch die stillen, leblosen Gänge einer Klinik lief. Leise verhallten meine Schritte, manchmal gefolgt von den Schatten eines schwarzen Engels. Manchmal sah ich die Flügel. Manchmal lange Haare. Hin und wieder hatte ich diese seltsame Melodie im Traum, die ich auch noch hörte, wenn ich aufwachte. Die Schatten im Traum, begannen mich zu verschlingen und an mir zu zerren.

Wie ich diese Träume hasste.

Meine Augen verharrten auf dem Gesicht, des Mannes der all das erträglich machte. Ich musterte die Haut, die versehen war von deutlich, erkennbaren Narben. Kein perfekter Mann. War er doch so eisig, wie er schön war und so dunkel, wie die Geheimnisse hinter seinen Narben. Dimitri erinnerte mich an einen persischen Prinzen oder König. Ein Pirat oder Rebell der mexikanischen Wüste. Mit seinen Tattoos, der dunklen Haut und den kaffeefarbenen Haaren, passte auch sein rauer, herber Charakter zu diesem Bild. Er war rau aber schön. Seine Furchtlosigkeit und den unermüdliche Kampfgeist, sah man sowohl in seiner Haltung als auch in jedem Funkeln, seiner silbrigen Diamantaugen. Vermutlich war Dimitri an die 1,90 m groß. Er war größer als Mariam und der war 1,84 m

Loyalty - heart reflection (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt