Kapitel 15 ~ * my voice *

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                *Wir hatten uns umgezogen, es war sehr warm. Nicht alle von uns waren diese Temperaturen gewöhnt. Obwohl ich hier aufgewachsen war, hatte auch ich ein bisschen zu kämpfen. Als ich aus dem Haus zurückkehrte, stand Dimitri zusammen mit High und Dante am Grill. Ihrer Art nach zu urteilen, ging es um uns. Ich sagte nichts und nahm erst mal an, was er bereit war mir zu geben. Es kehrte eine unangenehme Stille ein. Wortlos setzte ich mich zu Iris an den Tisch und warf den Männern am Grill nur sehr kurz einen Blick zu. Diese heimische Atmosphäre war schon irgendwie zu Beginn sehr sonderbar. Dimitri und Dante in ihrer legeren Kleidung wirkten so normal. Kurze Badeshorts und Freizeithemd. High gab schon mit seiner Größe und Breite einen seltsamen Anblick. Ich kannte ihn meistens in Armeeklamotten oder in Anzug und Weste. Jetzt sah er aus wie ein exotischer Vorstadt Ehemann.
»Was willst du essen...«, sprach Dimitri mich an. Ich seufzte und zuckte mit der Schulter. Es war gar nicht so einfach, sich jetzt ganz normal zu verhalten. »Hähnchen oder Fisch?«
»Hähnchen.« Keiner wusste so richtig, was er machen sollte. Dimitri war da eiskalt, er setzte sich auf den Baumstamm neben mir, an die kurze Seite vom Tisch. Er gab mir meinen Teller, tat mir Reis auf und deutete auf die süßsaure Orangensoße, die Dante gemacht hatte. »Danke...«
Mir war noch ziemlich warm von der ganzen Wut und ich band mir die Haare zusammen.
»Wir sind jetzt hier, was auch immer du tust, wenn wir nach New York kommen. In mein Leben, werde ich auf Dauer kein Kind lassen. Für den Anfang lasse ich das Mädchen von meinen Männern überwachen.«
»Was erwartest du, dass ich das kleine Mädchen, nach allem was sie durch hat, irgendwo in ein Heim stecke? Sie hat mir das Leben gerettet. Ohne sie gäbe es dieses Gespräch gar nicht. Ich hab es mir nicht ausgesucht. Dinge passieren. Weiß der Teufel wo sie dann landet. Als ich sie kennenlernte, konnte ich nicht wegsehen. So wie es alle anderen tun. Ich sag ja, wenn ich eine Familie für sie finde, dann werde ich nicht so egoistisch sein und sie bei mir behalten, nur weil ich Mama spielen will. Darum geht es mir gar nicht. Es geht mir um ihren Schutz. Du kannst sagen was du willst, in Gefahr ist sie jede Sekunde, in der sie dort alleine draußen ist. Eine 4-jährige kann doch nichts ausrichten. Ich habe hingesehen und jetzt ist es meine Verantwortung. Die gebe ich nicht einfach so ab, nur weil es dann bequemer ist. Wenn du denkst, dass das jemals passieren wird, hast du mich in dem ganzen letzten Jahr, nicht besonders gut kennengelernt. Wie soll das jetzt mit uns weiter gehen. Lässt du dich sterilisieren oder ich? Ich vertrag die Pille nicht und will irgendwann vielleicht Kinder. Nicht sofort. Doch nur weil unsere Kindheit verkorkst war, muss das nicht bei unseren Kindern auch so sein. So will ich nicht denken. Dann kann ich mich gleich erschießen lassen. Wenn diese Gedanken bei euch eingezogen sind, nur um nicht verletzt zu werden, seid ihr doch schon Tod. Dann haben die gewonnen.«
»Unsere Kinder, wird es nicht geben Angel! Ich helfe dir mit der Göre für eine gewisse Zeit. Das wars. In mein Leben kann kein Kind. Ich komme ja kaum mit dir klar. Du weißt erst seit Kurzem, was passieren kann. Meine Erfahrung in den letzten 9 Jahren, war eine andere«, sagte er gleichgültig. Da ich verstand, wieso er so reagierte, beharrte ich nicht darauf und ließ ihn erstmal mit den Gedanken alleine. Tatsächlich konnte ich nur erahnen, was er und seine Leute durchlebt hatten. Er hatte sich verboten, etwas in sein Leben zu lassen, dass das Leben seiner Leute gefährden konnte. Mit mir an seiner Seite, ging er schon ein großes Risiko ein. Als mich alle so verzweifelt ansahen lächelte ich und deutete auf die Musikanlage. Das Essen verlief ruhig aber auch sehr schweigsam. 

Es war zwei Uhr nachts, als ich das letzte Geschirr wegräumte. Ich ahnte, dass es noch viele Höhen und Tiefen in der nächsten Zeit geben würde. Doch ich wollte weder ihn, noch Juli so einfach aufgeben. Mein Blick richtete sich ziellos aus dem Fenster. Ich starrte auf den Flieder über dem Torbogen. Er wurde warm von den Laternen in den Trauerweiden beleuchtet. Wieso verunsicherte mich dieses Thema von heute so? 
Über Juli und die Beziehung mit Dimitri hatte ich nie nachgedacht. Es war von ganz allein gewachsen. Jetzt hatte ich zwei Hürden die es zu überwinden galt. Mich um Juli zu kümmern hatte Priorität und ich hatte gespürt, dass sie mich brauchte und das sie mir vertraute. 

Loyalty - heart reflection (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt